Amerikanische Sonntagsfeier im vorigen Jahrhundert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Amerikanische Sonntagsfeier im vorigen Jahrhundert
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 675
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[675] Amerikanische Sonntagsfeier im vorigen Jahrhundert. Bekanntlich hatten die puritanischen Voreltern der Neuengländer nicht nur die sämmtlichen Vorschriften der Pharisäer über die Sabbathfeier auf den christlichen Sonntag übertragen, sondern wo möglich sie noch verschärft, bis endlich jede menschliche Regung, geistig oder leiblich, an diesem Tage mit dem schwersten Anathema belegt war. Höchst schüchtern fangen endlich die Amerikaner, wie die Engländer, an, sich von diesem, dem Geiste des Christenthumes so widersprechenden äußerlichen Formenzwang zu emancipiren, und wenigstens sind jetzt Vorfälle wie der nachstehende weder diesseits noch jenseits den atlantischen Oceans mehr zu gewärtigen. [676] solcher Hitze in Rost verwandelt, hat es in der hindurchbrausenden Luft keinen Augenblick Ruhe, sondern wird in der geschmolzenen Masse umhergetrieben und unterstützt dadurch die Ablösung anderer fremder Bestandtheile vom Eisen. Das flüssige Eisenoxyd scheuert und wäscht namentlich das Silicium (Kiesel) des Eisens von jedem Atome ab, und reißt es in der flammend brausenden Luft mit fort. Ebenso geht’s dem Schwefel, der bei niederer Temperatur ganz besonders hartnäckig am Eisen hängt, jetzt aber von den feurigen Armen des Sauerstoffs als schwefelsaures Gas an die Luft gesetzt wird.

Dieser Lüftungsprozeß wird etwa 20 bis 30 Minuten fortgesetzt, um hämmerbares gutes Eisen zu gewinnen. Zwanzig bis dreißig Minuten! Ja, da liegt der Haken. Manchmal kömmt’s auf eine Minute an. Bei der ungeheuern Feurigkeit und Schnelligkeit der chemischen Prozesse kann eine Minute zu lange Alles verderben, und die ganze Masse in spröde, krystallinische, unbeugsame zerbrechliche Schlacke verwandeln. Das Schlimmste ist, das die rechte Zeit nicht vom besten Chronometer gemessen werden kann. Sie hängt von der Masse des Eisenbreies, der Energie der Blasebälge und deren Luftzufuhr und andern Kleinigkeiten ab. Das läßt sich jedoch von feiner Beobachtung, Wissenschaft und deren Instrumente, mit denen man Quantitäten und Qualitäten der Körper auf’s Genaueste messen und reguliren kann, Alles überwinden.[1]

Und so steht zu hoffen, daß wir „fünffaches Eichenholz“ sehr wohlfeil als Bauholz und Mauerwerk, und tausenderlei wohlfeile Werkzeuge der Freiheit über die Erde und ihre Gewalten, der Fülle und Schönheit des Lebens, aus dieser Erfindung hervorquellen sehen.

„Heiland soll das Eisen sein,“ sang ein deutscher Dichter. Und ein anderer:

„Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
Der wollte keine Knechte!“



  1. Wie es scheint, ist bereits diese Schwierigkeit überwunden und Bessemer’s Erfindung durch eine sicherere von Uchatius in Wien, Eisenerz durch Schmelztiegel in Gußstahl zu verwandeln (in England bereits patentirt), geschlagen, um so mehr, als Bessemer’s Fegfeuer immer noch unvollkommen reinigen und namentlich Phosphor und Schwefel nicht ganz austreiben können.
    D. Redakt.