An den Schlaf (Zerstreute Blätter)

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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: An den Schlaf
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aus: Zerstreute Blätter (Dritte Sammlung) S. 68-70
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Erscheinungsdatum: 1787
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
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[68]

  
               An den Schlaf.

     Gott des Schlafes, Freund der Ruh,
Dessen dunkle Schwingen
Uns in sanftem, süßem Nu
Zu den Auen bringen,

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Die ein schöner Licht erhellt,

Wo in einer andern Welt
Harmonieen klingen.

     Freund der Menschen, holder Gott!
Unser halbes Leben

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Ward, dem Ungemach zum Spott,

Deiner Hand gegeben.
Und sie herrscht im Reich der Ruh;
Purpurblumen lässest du
Auf uns niederschweben.

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     Schönbekränzter Jüngling, sei

Sei auch mir willkommen,
Der so oft dem Sklaven treu
Seine Last entnommen,
Der die Fessel ihm zerschlug

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Und durch neuen süssen Trug

Sein Gemüth entglommen.

     Meiner Hoffnung Flügel hebt
Sich nur noch in Träumen.
Du der sie mit Muth belebt,

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Warum willt du säumen?

Komm mit deiner süßen Macht:
Laß, wie in der letzten Nacht,
Mich Verwandlung träumen.

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     Denn seit Psyche niedersank

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Aus des Himmels Auen,

Sehnt sie sich Aeonenlang
Wieder aufzuschauen;
Und dem Flügel, den sie regt,
Den sie, ach zerknickt! bewegt,

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Mag sie nimmer trauen.


     Holder Schlaf, mit Deinem Thau
Heilst du ihre Schwingen,
Muthig auf zur Lebensau
In das Land zu dringen,

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Wo in reinem süßem Ton – –

Augen sinkt! Ich höre schon
Harmonieen klingen.