Auf der Sparkasse in Wien

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Titel: Auf der Sparkasse in Wien
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 739–740
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[733]

Auf der Sparkasse in Wien.0 Originalzeichnung von G. Zafaurek.

[739] Auf der Sparkasse in Wien. (Mit Illustration S. 733.) Seitdem der Dichter den Wienern einen Ruf als Phäakenvölklein gemacht, bei dem immer am Herde der Spieß sich dreht, ist auch die Mythe gang und gäbe geworden: der Wiener könne nicht sparen; doch zu jeder Zeit hat es auch in Wien sparsame Leute gegeben und in unseren Tagen ist dort die Schar der Sparer zahlreicher als je.

Eine kurze Periode hindurch – während der sogenannte „volkswirthschaftliche Aufschwung“ die Köpfe verwirrte – war das Sparen [740] etwas aus der Mode gekommen. Man entäußerte sich mit Leichtigkeit dessen, was man mit Leichtigkeit gewonnen. Nach der Krisis von 1873 kehrte man reuig zum Sparen zurück. Seither behauptet das „Sparkassabüchel“ seine Herrschaft und wird sie wohl nicht wieder einbüßen. Der Zeichner, zu dessen Arbeit wir diese Zeilen schreiben, liefert mit seinem Stifte einen Beitrag zur Rehabilitirung Wiens in den Augen aller sparsamen Leute. Er zeigt, wie lebhaft es auf der Sparkasse zugeht, und er hat recht gethan, in den Vordergrund einige weibliche Figuren zu stellen.

Im Heim des Wiener Geschäftsmannes kommt es nicht selten vor, daß die Gattin, die Mutter hinter dem Rücken des Hausvaters ein „Sparkassabüchel“ erwirbt und Gulden auf Gulden zurücklegt, um einmal bei besonderen Unfällen eine Zuflucht zu haben oder um dem studirenden Sohne oder der heirathsfähigen Tochter heimlich beispringen zu können.

Unsere Illustration stellt eine Scene dar, die gewiß an dem letzten Tage eines Monates oder um die Zeit der Wohnungsmiethe herum – „Zins“ nennt sie der Wiener – spielt; denn in solchen Momenten ist die Sparkasse am besuchtesten. Wohl giebt es in Wien verschiedene Anstalten für die Sparer; seit Kurzem erschließt die „Postsparkasse“ sich sogar den Besitzern der kleinsten Beträge, aber unter „Sparkasse“ schlechtweg versteht man in Wien nach wie vor die „Erste österreichische Sparkasse“, aus deren Räumen unser Zeichner sich denn auch seinen Vorwurf geholt hat. Dieses Institut ist über hundert Jahre alt. Es wird unentgeltlich verwaltet – an der Spitze standen Männer wie Karl Giskra, Anton von Schmerling etc. als „Kuratoren“ – und der Gewinn wird, nach Abzug eines Reservefonds, jährlich zu wohlthätigen Zwecken vertheilt. Das Volk bleibt der „Ersten österreichischen Sparkasse“ treu, deren Entwickelung mit der Geschichte Wiens untrennbar verbunden ist. Es ist kein Zufall, daß der Zeichner diesem Institut und nicht einem anderen seinen Besuch gemacht hat.