BLKÖ:Hügel, Clemens Wenzel Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hübner, Israel
Band: 9 (1863), ab Seite: 400. (Quelle)
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Hügel, Clemens Wenzel Freiherr (Diplomat und Schriftsteller, geb. zu Koblenz 1792, gest. zu Hardenberg in Hannover 3. December 1849). Sohn des Freiherrn Johann Alois Joseph, Concommissärs der Reichsversammlung zu Regensburg und Günstlings des Churfürsten Clemens Wenzel von Trier, und Bruder des berühmten Reisenden Karl Alexander Anselm [s. d. Folg.]. Studirte, nachdem er in früher Jugend Italien besucht hatte, in Heidelberg und Göttingen, und betrat, erst 18 Jahre alt, 1810 die diplomatische Laufbahn. 1817 begleitete er die Erzherzogin [401] Leopoldine nach Brasilien zur Vermälung mit Kaiser Dom Pedro, wurde dann der österreichischen Gesandtschaft in Madrid beigegeben, und kam als Legationsrath nach Paris, in welcher Stellung er 10 Jahre verblieb. Während dieses Aufenthaltes in Paris betrieb er geschichtliche und naturwissenschaftliche Studien und stand in innigem Verkehre mit Cuvier. Im Jahre 1840 wurde er Hofrath bei der Staatskanzlei in Wien, 1846 Director des k. k. geheimen Hausarchives, wo er einerseits neben Jarcke, Pilat u. A. für die Consolidirung der Metternich’schen Politik nach innen ungemein thätig und noch kurz vor dem Ausbruche der Märztage von Ideen befangen war, welche sein vollständiges Verkennen der Zeit und ihrer Bedürfnisse beurkunden; andererseits aber durch die Liberalität, mit welcher er Forschern die Benützung der reichen Schätze des Staatsarchivs ermöglichte, sein frühes Ausscheiden aus diesem Amte bedauern ließ. Er nahm Anläufe zu bedeutenden Organisationen im Amte, jedoch war er zu kurz bei demselben thätig, um über die bloßen Anläufe hinaus zu kommen. Nach dem Ausbruche der Unruhen 1848 floh er auch aus Wien und zu seiner Schwester Franzisca, einer vermälten Gräfin Hardenberg, nach Schlesien, wo er, niedergeschmettert von den wuchtigen Ereignissen der Zeit, die er nicht mehr begriff, schon im folgenden Jahre starb; übrigens stimmen die Nachrichten über den Ort seines Todes, als welchen von Einigen auch Baden nächst Wien bezeichnet wird, nicht überein. Die schriftstellerische Thätigkeit Hügel‘s beschränkt sich auf folgende Werke: „Spanien und die Revolution“ (Leipzig 1821, Brockhaus, gr. 8°.), worin H. die Ergebnisse seiner eigenen Anschauungen in anziehender Form, aber wie sie ihm in der Cavalierperspective erscheinen, niederlegt, ferner „Ueber Denk-, Rede-, Schrift- und Pressfreiheit“ (Wien 1847, 8°.), welches Libell selbst in den ministeriellen Kreisen entschiedene Mißbilligung erfuhr, da man befürchtete, die darin ausgesprochenen Ansichten könnten als die eben in jenen Kreisen maßgebenden angesehen werden. Freiherr Clemens, ein Lebemann von feinen Sitten, großer Weltkenntniß und encyklopädischer Bildung, spielte in den vormärzlichen Tagen eine einflußreiche Rolle. Indem er mit seinen literarischen Diners vor fremden Gelehrten und literarischen Notabilitäten, welche die Kaiserstadt besuchten, Staat machte, sollte mit diesem Glanze das Düster des geistigen Jammers, das überall in der Monarchie hindurchbrach, ausstaffirt werden. Mochte es ihm auch gelungen sein, dann und wann einen Stubengelehrten zu verblüffen, den ruhigen, nüchternen Beschauer, der sich nicht an die gleißende Oberfläche hielt, sondern den Verhältnissen auf den Kern schaute, täuschte er über die traurige Sachlage doch nicht.

Grenzboten, herausgegeben von Ign. Kuranda (Leipzig, Herbig, gr. 8°.) Jahrg. 1847, Bd. 4, S. 221. – Schmidl (Adolph Dr.), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1845, S. 360; Jahrg. 1847, Nr. 146, S. 580. – Vehse (Ed. Dr.), Geschichte des österreichischen Hofs und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg 1852, Hoffmann u. Campe. 8°.) Theil IX, S. 150; Theil X, S. 90. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, 8°.) III. Suppl. Bd. S. 1507. –