BLKÖ:Kremer, Joseph (I.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kremer, Alexander
Band: 13 (1865), ab Seite: 195. (Quelle)
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Kremer, Joseph (I.) (philosophischer Schriftsteller, geb. zu Krakau im Jahre 1806). Besuchte das Gymnasium in seiner Vaterstadt, in der er an der Jagellonischen Universität den philosophischen Studien oblag. Nachdem er noch die Rechte gehört, trieb ihn sein Wissensdrang in die Fremde und an den Hochschulen zu Berlin, Heidelberg und Paris beendete er die Vorbereitungsstudien zu seinen späteren selbstständigen Forschungen. Hegel in Berlin und Guizot in Paris blieben auf seine philosophische Richtung nicht ohne merklichen Einfluß. Als er im Jahre 1830 von seiner Wanderung nach Kenntnissen zurückgekehrt, eröffnete er, ohne sich um eine öffentliche Anstellung zu bewerben, ein Privat-Erziehungsinstitut und lebte im Uebrigen seinen philosophischen Studien und Forschungen. Im Jahre 1847 aber berief ihn die Krakauer Universität auf die eben erledigte Lehrkanzel der Philosophie, an der er noch zur Stunde thätig ist, und überdieß an der Akademie der bildenden Künste dieser Stadt Aesthetik und Geschichte der Kunst vorträgt. Schon in den Jahren 1835 und 1836 hat K. in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Kwartalnik naukowy“, d. i. Gelehrte Quartalschrift, mehrere philosophische Abhandlungen veröffentlicht; im Jahre 1844 erschien in derselben sein Aufsatz über Schiller und seine Jungfrau von Orleans. Der von Frau Wilkońska in Posen herausgegebene Almanach Wiązaniec, d. i. Das Angebinde, brachte seine Abhandlung über die Ahnungen, und der seinem Inhalte nach rein literarische Dodatek, d. i. Zugabe zu der in Krakau erscheinenden politischen Zeitschrift Czas, im Jahre 1856 eine zweite über die Epoche der Blüthe der byzantinischen Kunst. Seine selbstständig erschienenen Schriften sind aber: „Rys fenomenologii ducha skreśłony według zasad Hegla“, d. i. Abriß einer Phänomenologie des Geistes, entworfen nach den Grundsätzen Hegel’s (Krakau 1837); – „Wykład systematyczny filosofii obeymujący wszystkie jej części w zarysie“, d. i. Systematische Darstellung der Philosophie, alle ihre Theile in Grundrissen enthaltend, 2 Theile (1. Theil Krakau 1849; 2. Theil Wilna 1852); der erste Theil behandelt die Phänomenologie und die Logik, der zweite enthält die Naturphilosophie und Lehre vom menschlichen Geiste. – „Listy z Krakowa“, d. i. Briefe aus Krakau, 3 Theile (1. Theil Krakau 1843, 2. u. 3. Theil, wie die zweite Auflage des ersten, Wilna 1855); im ersten gibt K. eine allgemeine Ansicht der Lehre vom Schönen, im zweiten und dritten aber erörtert er die Kunstgestaltungen der Phantasie; – „Podróż do Włoch“, d. i. Reise nach Italien, 4 Theile (Wilna 1861–1862), in welchem K. seine ästhetischen und philosophischen Ansichten praktisch an den Genüssen seiner Römerfahrt zu veranschaulichen suchte. Kremer ist der erste polnische, wie Krochmal [s. d.] der erste jüdische Schriftsteller, der seine Landsleute mit der Philosophie Hegel’s bekannt machte. „Aber“, wie Alex. Zdanowicz in seiner Beurtheilung Kremer’s schreibt, „für polnische Leser besitzt er nicht nur den Werth, daß er sie mit dem [196] Stande der heutigen Philosophie jenseits der Grenze bekannt macht, sondern auch den Vortheil, sein Werk von den Schlacken des Pantheismus, der aus allen Schriften der Hegelianer hervorbricht, befreit zu haben“. Ueberdieß schreibt, wie die polnischen Kritiker über K. übereinstimmen, Kremer einen schönen Styl, voll Harmonie, Wohlklang und Frische der Sprache, deren er Meister ist. Wie in der Poesie Vincenz Pol, so gilt Kremer in der Prosa als das Muster der reinsten polnischen Schriftsprache.

Tygodnik illustrowany, d. i. Illustrirtes Wochenblatt. 1859, Nr. 14: Biographie Kremer’s von Kasimir Kaszewski. – Łukaszewicz (Łeslaw), Rys dziejów piśmiennietwa polskiego, d. i. Abriß der polnischen Literaturgeschichte. Umgearbeitete, vermehrte und bis 1857 fortgeführte Ausgabe (Krakau 1858, Jos. Czech, 8°.) S. 138. – Woycicki[WS 1] (K. Wl.), Historyja literatury polskiej wzarysach, d. i. Geschichte der polnischen Literatur in Umrissen (Warschau 1846, Sennewald, gr. 8°.) Bd. IV, S. 428.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Woycieki.