BLKÖ:Mecherzyński, Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Mechel, Christian von
Nächster>>>
Mechetti, Peter
Band: 17 (1867), ab Seite: 221. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Karol Mecherzyński in Wikidata
GND-Eintrag: 1021176869, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mecherzyński, Karl|17|221|}}

Mecherzyński, Karl (polnischer Schriftsteller, geb. zu Krakau im Jahre 1804). Besuchte die unteren Schulen und das Gymnasium in seiner Vaterstadt Krakau, wo er auch an der Hochschule seine Studien beendete, im Jahre 1825 den philosophischen Doctorgrad erlangte und bei dieser Gelegenheit die Dissertation: „De philosophiae in poesi primordiis“ (Krakau 1825) herausgab. Seinen Lebensunterhalt erwarb er vornehmlich mit Unterrichtertheilen, und war es zunächst die Philosophie, der er seine ganze Thätigkeit zuwendete. In einiger Zeit erlangte er ein Lehramt aus der polnischen und lateinischen Sprache, zuerst am Lyceum bei St. Barbara, dann bei St. Anna in Krakau, welche Stelle er bis zum Jahre 1850 versah. In der Zwischenzeit, bereits im Jahre 1830, wurde er Mitglied der Jagiellonischen Akademie der Wissenschaften zu Krakau und später in ihren Ausschuß gewählt. Im Jahre 1850 endlich erfolgte seine Berufung als Professor der polnischen Literatur an der Krakauer Hochschule, an welcher er in dieser Eigenschaft bis zur Stunde thätig ist. In der von ihm vorherrschend gepflegten literarischen Richtung hat M. bisher verdienstliche Werke herausgegeben, und zwar selbstständig: „Swiadectwa uczonich krajowych i postronnych o stanie kwitnącym nauk w Polsce w wiekach dawniejszych“, d. i. Zeugnisse einheimischer und fremder Gelehrten von dem blühenden Stande der Wissenschaften in Polen in früheren Jahrhunderten (Krakau 1828), und auch in den Jahrbüchern der Krakauer Gelehrten-Gesellschaft; – „Historyja języka łacińskiego w Polsce“, d. i. Geschichte der lateinischen Sprache in Polen (Krakau 1833, 8°.); – „Prawidła pisania“, d. i. Regeln der Schriftsprache (ebd. 1841), als Elementar-Lesebuch in den Krakauer Schulen angenommen; – „O magistratach miast polskich“, d. i. Von den Magistraten der polnischen Städte (ebd. 1845, 8°.), eine nach archivalischen Quellen ausgeführte Monographie; – „Historyja języka niemeckiego w Polsce“, d. i. Geschichte der deutschen Sprache in Polen (ebd. 1846, 8°.), wovon auch eine deutsche Uebersetzung, welche aber in den Bücherkatalogen aufzufinden mir nicht gelang, erschienen sein soll; – „Przeglad literatury ludów wschodnich, poezyi greckiej, średnowiecznej i t. d.“, d. i. Uebersicht der Literatur der morgenländischen Völker, der griechischen Poesie, der mittelalterlichen Poesie (ebd. 1852, 8°.), drei populäre Vorträge, gesammelt herausgegeben; – „Historyja wymowy w Polsce“, d. i. Geschichte der Redekunst in Polen (ebd. 1856, 1858, 1860), davon sind bisher 3 Bände erschienen, ein vierter befindet sich zum Drucke fertig in Handschrift; – „Historia wymowy kaznodziejskiej w Polsce obejmująca wiadomość o najcelniejszych mowcach kościoła polskiego w czasach Zygmzmtowskych“, d. i. Geschichte der Kanzelberedsamkeit in Polen, welche die Nachrichten über die berühmtesten Kanzelredner der Polen zu den Zeiten der Sigmunde enthält (ebd. 1864, 8°.), ist vielleicht eben der vierte Band der [222] vorerwähnten Geschichte der Redekunst in Polen, nur unter besonderem Titel herausgegeben; – „O reformie akademii Krakowskiej zaprowadzonej w r. 1780 prez Kołłątaja“, d. i. Von der Reform der Krakauer Akademie, wie solche Hugo Kołłątaj im Jahre 1780 eingeführt hat (ebd. 1864, 8°.), wurde anläßlich der fünfhundertjährigen Gründungsfeier der Krakauer Hochschule herausgegeben. Außer diesen selbstständig erschienenen Schriften hat er aber in polnischen gelehrten Journalen, wie im Rocznik tow. nauk. krak. [Jahrbuch der Krakauer gelehrten Gesellschaft], im Kwartalnik naukowy (gelehrte Vierteljahrsschrift), im Tygodnik lit. poznański (Posener literarisches Wochenblatt) und in der Bibliotheka Warszawska mehrere wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlicht. Darunter sind besonders bemerkenswerth, im Kwartalnik naukowy, im 1. Bande: „Philosophische Richtung der polnischen Literaturgeschichte“ (filozoficzne pojecie historyi literatury polskiej); – im Rocznik tow. nauk. krak. 1850: „Vom Geiste und Zwecke der polnischen Literatur im 16. Jahrhunderte“ (o duchu i dążności literatury polskiej XVI. wieku); – „Von den satyrischen Dichtungen des Fabian Klonowiez“ (o poezyjach satyrycznych Fabijana Klonowieza); – in der Bibliotheka warszawska 1859: „Von den noch in Handschriften befindlichen ungedruckten Gedichten des Hieronymus Morsztyn (o poezjach Hieron. Morsztyna zachowanych w rękopismie); – „Von den Schriften des Kasimir Brodziński“ (o pismach Kazimierza Brodzińskiego); – „Von dem Gedichte „Die Schlacht bei Chocym“, das unter Lipski’s Namen herausgegeben worden“ (o poemacie „Wojna Chocimska“ wydanym pod imieniem Lipskiego); – in dem zum Andenken des Stanislaus Jachowicz begründeten Almanach Wieniec, d. i. der Kranz: „Von dem poetischen Standpuncte Dante’s und von der Bedeutung der göttlichen Komödie“ (o stanowiska poetyckim Dantego i znaczeniu Boskiej komedyi); – und in der anläßlich der fünfhundertjährigen Feier der Gründung der Krakauer Hochschule herausgegebenen Festschrift: Zakłady uniwersyteckie w Krakowie, d. i. Universitäts-Stiftungen in Krakau: „Ueber die Schule zu Unserer lieben Frau in Krakau als Wiege der Krakauer Universität“. Ueberdieß hat M. auf seine eigenen Kosten zum ersten Male die Dichtungen von J. P. Woronicz und auf Kosten des Bischofs Skórkowski die Kanzelreden des berühmten Homileten Skarga herausgegeben. Viele andere literarische noch ungedruckte Arbeiten, wie seine ganze reiche Bibliothek hat M. im Brande des Jahres 1850, der in Krakau große Verwüstungen angerichtet, verloren. Endlich eine von M. in den Jahren 1859–1864 vollendete druckfertige vorliegende Uebersetzung der 13 Bücher der Chronik des Dlugoscz sieht der Veröffentlichung entgegen. M. zählt zu den gründlichsten und maßvollsten Forschern und Schriftstellern der polnischen Literatur. Alle seine Schriften, namentlich aber seine „Geschichte der polnischen Redekunst“, sind wohl Verklärungen der polnischen Nation, aber nicht mit Drohungen der Faust unter’m Auge, wie solche bei den anderen slavischen Stämmen so beliebt sind, sondern mit Beweisen der geistigen Vollkraft eines aufgeklärten Volkes, das gleich den Italienern und den Deutschen [223] in seiner Literatur ein goldenes Zeitalter gefeiert hat. M. setzt nirgends deutschen Geist und deutsche Wissenschaftlichkeit herab, und wenn er für sein Volk und dessen geistigen Aufschwung in beredter Weise einsteht, läßt er dem Geiste anderer Völker und den wissenschaftlichen Bestrebungen derselben volle Gerechtigkeit widerfahren. M.’s Werke zunächst sind vollgiltige Zeugen der Größe und Bedeutenheit eines Volkes, das erst in neuester Zeit wieder und dieses Mal, traurig genug, mit den verwerflichsten Mitteln nach seiner Selbstständigkeit zu ringen begonnen hat, und über welches durch die ehrlosen Kunstgriffe einer feilen politischen Presse der Standpunct in der Beurtheilung verrückt und in unnatürlicher Weise zur Verurtheilung getrieben wurde.

Woycicki (K. Wl.), Historyja literatury polskiej w zarysach, d. i. Geschichte der polnischen Literatur in Umrissen (Warschau 1845, Sennewald, gr. 8°.) Bd. IV, S. 487. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr.Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 217.