BLKÖ:Pichler, Joseph von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 22 (1870), ab Seite: 241. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph von Pichler in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Pichler, Joseph von|22|241|}}

Pichler, Joseph von (Maler, geb. zu Kutschach[WS 1] (Kötschach) in Kärnthen 9. Mai 1730, gest. in Lerchenfeld bei Wien im Jahre 1808). Sohn armer Eltern, dem es ob Mangel an Mitteln und weil es in seinem Geburtsorte Niemand gab, der ihn in der Kunst unterrichten konnte, nicht gegönnt war, sein Talent in der Malerei, welches er in nicht geringem Maße besaß, auszubilden. So wurde er zwanzig Jahre alt, und erst, als er nach Lienz im Pusterthale Tirols kam, erhielt er bei einem gewissen Faltinger die erste Anleitung in der Kunst. Nach jahrelangem Aufenthalte daselbst begab er sich nach Salzburg, später nach Bayern und im Jahre 1752 nach Wien, wo er die k. k. Maler-Akademie besuchte. Unter Lottarini und Vincenz Fischer [Bd. IV, S. 247][WS 2] bildete er sich vornehmlich in der Architecturmalerei aus und lieferte vorzügliche Arbeiten. Seinen bleibenden Wohnsitz schlug er in Wien auf, obwohl ihn sein Beruf oft auf längere Zeit von da abrief. Von seinen Arbeiten sind bekannt: ein Saal nach jonischer Art in einem damals einem Herrn Dorn gehörigen Hause in der Alstergasse in Wien; – im Jahre 1763 ein Saal im Lusthause [242] zu Laxenburg; – im Jahre 1764 ein kleiner Saal zu Prag im Hause des Grafen Chotek in der Altstadt: – 1765 ein großer ovaler Saal auf der Insel Welttrost (entstellt: Weltrus); – 1766 zu Preßburg im gräflich Pálffy’schen Schlosse ein Saal sammt Plafond; – 1767 im fürstlich Kaunitz’schen Schlosse Austerlitz in Mähren ein 12 Klafter langer, 9 Klafter breiter und 6 Klafter hoher Saal in korinthischer Ordnung; – 1768 in der ehemals fürstlich Khevenhüller’schen Villa zu Weidlingau ein Salon mit chinesischen Blumen und entsprechendem Plafond; – 1769 zu Austerlitz die 81/2 Klafter hohe Capelle in korinthischer Ordnung sammt Kuppel; – 1770 zu Mariahilf in Wien im Barnabitencollegium die Architecturausschmückung nebst Blumen; – 1771 auf der Landstraße in Wien in einem dem Herrn Boulanger gehörigen Hause ein Saal im antiken Style nebst Plafond; – 1773 in der Pfarrkirche zu Lanschitz in Ungarn das Presbyterium im antiken Geschmacke; – 1775 zu Laxenburg im sogenannten blauen Hofe ein Saal im antiken Style sammt Plafond in korinthisch gemischter Ordnung, und ebenda in der Wohnung des Fürsten Kaunitz die Hauptstiege und ein Saal; – im ehemaligen Prämonstratenserstifte zu Obrowitz nächst Brünn in Mähren die architektonische Malerei in der Pfarrkirche; – zu Klagenfurt mehrere Plafonds und Gemächer im bischöflichen Palaste, ferner die Capelle des Fürstbischofs Salm. Unter einer seiner dortigen Arbeiten findet sich die Aufschrift: Jos. de Pichler super. Carinthiae in Kötschach civis. Architect. pinx. MDCCXCVIII. Als Frescomaler besaß P. zu seiner Zeit einen ausgezeichneten Ruf. Als er in späteren Jahren außer Stande war, seine anstrengende Kunst ferner auszuüben, verlegte er sich auf die Blumenmalerei, die er schon früher in seinen Mußestunden mit Vorliebe übte, und hat, wie Gräffer berichtet, in diesem Genre, wovon er übrigens auch in seinen Frescomalereien zu öfterem ganz vorzügliche Proben gegeben, mehrere ausgezeichnete Arbeiten geliefert. Ueber seinen Adel, da er sich Joseph de Pichler schreibt, konnte ich nichts auffinden.

(De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 338. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. III, S. 1114, Nr. 3. – Dlabacz (Gottfr. Johann),, Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 464. – Hermann (Heinrich), Klagenfurt, wie es war und ist (Klagenfurt 1832, 8°.). – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 221. – Schmidl (Adolph), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1844), S. 608. – Kukuljević-Sakcinski (Iván), Slovnik umjetnikah jugoslavenskih, d. i. Lexikon der südslavischen Künstler (Agram 1860, Ljud. Gaj, gr. 8°.) S. 345.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Handschriftlich gestrichen.
  2. Vorlage: [Bd. IX, S. 247].