BLKÖ:Poocs von Czenkeszfa, Andreas

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Poor, Emerich
Band: 23 (1872), ab Seite: 103. (Quelle)
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Poocs von Czenkeszfa, Andreas (ungarischer Dichter aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts). Ueber seine Lebensverhältnisse finden sich keine Nachrichten vor. Er war, wie es scheint, evangelischer Prediger zu Unghvár. Im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts gab er seine Gedichte in zwei Bänden unter dem Titel: „Ifjúr Versei. Két Darab“ (Preßburg 1791, 8°.), heraus. Der erste Theil enthält das epische Gedicht: „Lucrezia von Siena“, der zweite verschiedene Gedichte in ungarischer und lateinischer Sprache. Die „Lucrezia“ ist nach Aeneas Sylvius völlig frei bearbeitet und wird von Toldy, zwar nicht nach der Erfindung, wohl aber der Darstellung nach als das Hervorragendste, was in ungarischer Dichtung zu jener Zeit erschienen ist, bezeichnet. P.’s Werk athmet Fantasie und Humor und verräth Kenntniß des menschlichen Herzens. Aber in Hinsicht des Geschmackes wird er von der Kritik getadelt. Eben so wenig rücksichtsvoll wie Ovid, verweilt er mit Vorliebe bei schlüpfrigen Scenen, malt dieselben ohne zarten Rückhalt mit besonderer Sorgfalt aus und läßt unter dem Schleier mehr sehen, als der gelehrte Papst, der die Ausschweifungen der Leidenschaft um der Leidenschaft, nicht um der Ausschweifungen willen, und deßhalb mit Ernst zeichnet. Der Vorliebe wegen, mit welcher P., ein lüsterner Faun, hinter den Vorhang sich drängend, an der unsaubern Scene sich belustigt und dieselbe mit allem Detail ausmalt, hat man ihm den Beinamen „Der Faun von Deva“ gegeben. Er war, wie Toldy meint, berufen, eine zweite Pucelle zu schreiben. In der ziemlich umfangreichen (38 Seiten starken) Vorrede zu seinen Dichtungen entwickelt P. das Wesen der Poesie und spricht sich über die Ursachen aus, warum es in Ungarn [104] so wenig bedeutende Poeten gibt. Noch ist von P. eine andere Schrift im Druck erschienen: „Század eleire készittetett Papi, Historiai és oratori tanitás u. s. w.“ (Pesth 1801, Trattner, 8°.).

Toldy (Franz Dr.), Geschichte der ungrischen Dichtung von den ältesten Zeiten bis auf Alex. Kisfaludy. Aus dem Ungarischen übersetzt von Gustav Steinacker (Pesth 1863, Gust. Heckenast, 8°.) S. 393 u. 394. – Ungarns Männer der Zeit. Biografien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, A. G. Steinhauser, kl. 8°.) S. 169.