BLKÖ:Potocki, Claudine

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Potocki, Bernhard
Band: 23 (1872), ab Seite: 157. (Quelle)
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14. Claudine Potocki (geb. zu Kurnik, n. A. zu Konarzew in Posen im Jahre 1802, gest. 8. Juni 1836), eine geborne Gräfin Działyńska, Gemalin Bernard’s Grafen Potocki [s. d. Vorigen] und Tante des Grafen Adam [Nr. 2]. Gräfin Claudine lebt durch ihre grenzenlose Vaterlandsliebe unvergessen im Gedächtnisse des polnischen Volkes. Bald nach Ausbruch der polnischen Erhebung im Jahre 1830 begab sie sich mit ihrem Gemal nach Warschau, um dort, unterstützt von anderen Patriotinen, mit muthiger Hingebung die Verwundeten und Cholerakranken in den Spitälern zu pflegen. Sieben Monate verrichtete sie ohne Furcht vor Ansteckung und mit dem Muthe einer Martyrin, den gräßlichsten Leiden in’s Angesicht schauend, wie eine barmherzige Schwester ihr schweres, sie selbst aufreibendes und Anderen Segen, Heilung oder doch Linderung spendendes Amt, und nach dem Falle Warschau’s folgte sie dem Heere, mit demselben alle Beschwerden theilend, nach Modlin. Mit einem Passe, den sie sich zu verschaffen gewußt, rettete sie mehrere gefährdete Landsleute einige derselben als Bediente verkleidet, mitten durch Preußen, das sich der polnischen Bewegung gegenüber feindselig verhielt. Nun ging sie nach Dresden, betheiligte sich dort an einem von der Polin Dobrzycka gebildeten Ausschusse zur Verpflegung und Unterstützung armer hilfsbedürftiger Flüchtlinge. Als im Februar 1832 die letzten Polen auf preußisches Gebiet übergetreten waren, welche, aller Mittel entblößt, im erbarmungswürdigsten Zustande sich befanden und der oberwähnte Verein auch bereits über keine Hilfsmittel mehr zu verfügen hatte, verpfändete Gräfin Claudine ihre eigenen besten Gewänder und ihren ganzen Schmuck, um mit dem Erlös dieser Summe (40.000 fl.) den Unglücklichen, so weit es in ihrer Macht stand, zu helfen. Ein Armband mit dem polnisch-lithauischen Wappen und einer Inschrift: „Die dankbaren, in Dresden vereinigten Polen. Im Jahre 1822, am 18. März“, welches ihr die Polen in Dresden verehrten, wird als kostbare Reliquie und als Andenken an diese Opfergabe in der Familie aufbewahrt. Später begab sie sich nach Genf, wo sie, gebeugt von dem Unglücke ihres Vaterlandes, im Alter von erst 34 Jahren starb. Ihre Landsleute haben ihr Grab daselbst mit einem schönen Denkstein geschmückt. [Niewiasta, d. i. Die Braut, 4°.) 1861, Nr. 40 u. f.: „Klaudyna Potocka“. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1833, Brockhaus, gr. 8°.) Bd. III, S. 629. – Meyer, Das große Conversations-Lexikon Zweite Abtheilg. Bd. IV, S. 737, Nr. 9. – Slovník naučný, Bd. VI, S. 736, Nr. 29 [nach diesem geb. im Jahre 1808.] –