BLKÖ:Schlotheim, Friedrich Wilhelm Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schlosser, Wilhelm
Band: 30 (1875), ab Seite: 143. (Quelle)
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Schlotheim, Friedrich Wilhelm Graf (k. k. Feldmarschall-Lieutenant geb. zu Horsten in Hannover im Jahre 1772, gest. zu Wien 9. Februar 1856). Stammt aus einem uralten adeligen Geschlechte, welches schon im 10. Jahrhunderte als „freie Herren von Schlotheim“ bekannt war, und besitzt diese Familie eine vollständig documentirte Stammtafel vom Jahre 1178 bis zur Gegenwart. Im April 1788 wurde derselben durch Landgraf[WS 1] Wilhelm IX. von Hessen-Cassel die Berechtigung ertheilt, den Freiherrntitel zu führen. Friedrich Wilhelm Graf Schlotheim begann seine militärische Laufbahn in churhessischen Diensten, wo er im Kriege gegen Frankreich sich bis zum Commandeur eines Huszaren-Regiments emporschwang. In der Campagne 1792 war er Flügel-Adjutant des Landgrafen von Hessen, der mit 6000 Mann eigener Truppen sich den österreichisch-preußischen Heeren gegen Frankreich angeschlossen hatte. In dieser Eigenschaft leistete Schlotheim bei der Einnahme von Frankfurt a. M. am 2. December und in dem kurz darauf erfolgten Treffen bei Hochheim (6. Jänner 1793) so ausgezeichnete Dienste, daß ihm der k. preußische Militär-Verdienst-Orden zu Theil wurde. 1793 war Schlotheim im preußischen Hauptquartier commandirt, 1794 kam er zur Armee des Herzogs von York, wo sich 12.000 Mann hessischer Subsidialtruppen befanden, auch hier erwarb er sich allgemeine Anerkennung. In Folge des Beitrittes des Landgrafen zum Baseler Frieden, 1795, kehrten die hessischen Truppen heim und entbehrten jeder ferneren kriegerischen Thätigkeit, ja selbst im Jahre 1806 befanden sie sich nur im Zustande bewaffneter Neutralitat. Da kam der Tilsiter Friede und [144] Churhessen erhielt einen napoleonischen Regenten. Nun eilte gleich vielen anderen seiner Landsleute auch Schlotheim nach Oesterreich und nahm Dienste in der kaiserlichen Armee. Kaiser Franz, Schlotheim’s Verdienste in den früheren Kriegen, sowie auch seine Treue gegen das ehemalige Reichsoberhaupt wohl würdigend, ernannte ihn anfangs 1809 zum überzähligen Obersten beim Fürst Schwarzenberg 2. Uhlanen-Regimente. Dieß Regiment gehörte im Feldzuge d. J. zu dem von dem General der Cavallerie Grafen Bellegarde befehligten ersten Armeecorps. Schlotheim nahm nun mit denselben Theil an den blutigen Kämpfen in Bayern, sowie an den für jenes Regiment so rühmlichen Schlachten von Aspern und Wagram. Er zählte zu Denjenigen, die sich besonders hervorgethan. Ueber sein Ansuchen wurde nun Schlotheim unterm 9. März 1811 in den österreichischen Grafenstand erhoben, der jedoch mit seinem kinderlosen Absterben wieder erloschen ist. Gleichzeitig wurde er als Anerkennung seiner Verdienste wirklicher Oberst und Commandant des zweiten Dragoner-Regiments (damals Fürst Hohenlohe, späier König Ludwig von Bayern), mit diesem stand er in den Feldzügen 1813–1815 bei der Armee in Italien und gab in der Schlacht am Mincio (8. Februar 1814) neue Beweise seiner Umsicht und Tapferkeit, wurde aber schwer verwundet. Die Militär-Verdienst-Orden von Churhessen und Bayern wurden ihm nun zu Theil. Durch Strapazen des Krieges und Wunden herabgekommen, quittirte Graf Schlotheim 1816 mit General-Majorscharakter den activen Dienst, trat aber in Folge der kriegerischen Bewegungen in Italien, 1821, mittlerweile gekräftigt, neuerdings in die Activität und erhielt eine Brigade in Galizien, wo er bis zu seiner 1831 erfolgten Beförderung zum Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär in Italien verblieb, daselbst war er aber nur kurze Zeit mehr thätig und trat am 1. August 1832 das zweite Mal aus der Activität. Mit Einschluß seiner früheren Dienste vom 18. Lebensjahre an durch mehr als 36 Jahre in der bewegtesten Epoche, 1792–1815, ein würdiger Kämpfer für Oesterreichs und Deutschlands Ehre, erwarb er sich den wohlverdienten Ruf eines unternehmenden umsichtsvollen Reiterführers. Der in Thürheim’s „Geschichte der k. k. Reiter-Regimenter“, I. Theil, S. 256 enthaltene Regimentsbefehl des Obersten Graf Schlotheim gibt Zeugniß seiner Sorge und Liebe für sein Regiment und ein soldatisches Ehrenzeugniß beider. Feldmarschall-Lieutenant Graf Schlotheim brachte seine letzten Lebensjahre in gänzlicher Zurückgezogenheit in Wien zu und starb nach kurzen Leiden hochbetagt und beinahe vergessen von der neuen Generation, im Alter von 83 Jahren.

Militär-Zeitung, herausg. von Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) 1856, S. 101 u. 134. – (Thürheim, Andreas Graf) Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, Geitler, gr. 8°.) I. Band: Die Kürassiere und Dragoner, S. 254–256, 266; III. Band: Die Uhlanen, S. 80. – Oesterreichische militärische Zeitschrift. Herausg. von Schels (Wien, 8°) 1843, Heft I, S. 86. – Oesterreichischer Militär-Kalender. Herausg. von Hirtenfeld (Wien kl. 8°.) VIII. Jahrg. (1857), S. 232.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Landraf