BLKÖ:Trautson, Ernst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trautson, Ferdinand
Band: 47 (1883), ab Seite: 48. (Quelle)
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6. Ernst (geb. 26. December 1633, gest. 7. Jänner 1702), ein Sohn des Grafen Johann Franz aus dessen Ehe mit Walburga Maximiliana Prinzessin von Hohenzollern, welche in mehreren Quellen als ihres Gatten zweite, in anderen wieder als seine erste Gemalin bezeichnet wird. Für den geistlichen Stand bestimmt, widmete sich Ernst in Wien den theologischen Studien und erhielt, zum Priester geweiht, zunächst ein Canonicat in Salzburg, dann ein solches, in Straßburg. Am 24. März 1685 wurde er von Kaiser Leopold I. zum Bischof von Wien ernannt. In der Reihe der Bischöfe daselbst der Einundzwanzigste, leitete er 17 Jahre seine Diöcese, das Andenken eines gelehrten und frommen Kirchenfürsten hinterlassend. Am 20. April 1686 legte er den Grundstein zur neuen Kirche auf Maria Hilf und weihte am 22. August 1687 jenen, welchen Joseph I. König von Ungarn zur Karmeliterkirche auf der Laimgrube in eigener Person legte. Von Natur freigebig, spendete er ansehnliche Summen zur Ausschmückung von Kirchen und verschönerte vor Allem den St. Stephansdom mit Altären und allerlei Zierat. Für das Gnadenbild Maria von Poetsch schaffte er nebst kostbaren Meßgewändern sechs massive silberne Leuchter im Werthe von 6000 fl. Die Trautson’sche Allerheiligencapelle in der Bräunerstraße zu Wien beschenkte er mit Reliquien, welche ihm der Kurfürst von Sachsen geschickt hatte. In den Zeiten des Bischofs Ernst bestand in Wien, bei St. Stephan ein eigener Kirchenbrauch. Man stellte am Vorabend (26. December) des h. Johannes des Evangelisten, unter der Vesper, vor der unteren Sacristei einen aus Holz geschnitzten Engel, mit einer brennenden Kerze vor demselben, aus. Man ließ ihn bis zum folgenden Tage stehen, da kamen nach dem Magnificat die Domherren in Procession herunter und stellten sich reihenweise vor ihm auf, und nun sang man unter Begleitung der über dem Sacristeieingang befindlichen Orgel ein besonderes Magnificat ab, alle Domherren wurden angeräuchert, und zum Schluß intonirte die Orgel ein Weihnachtslied. Dieser Engel bedeutete, wie man angab, die an den schlafenden Joseph ergebende Ermahnung, mit dem Kinde nach Aegypten zu fliehen. Nach Cuspinian aber geschah die Ausstellung zum Gedächtniß des h. Johannes des Evangelisten, der nach Einigen auf der Insel Pathmos lebendig zu Grabe gestiegen. Wie immer sich die Sache verhielt, Bischof Ernst fand diesen Brauch für überflüssig und schaffte ihn 1686 durch seinen Officialen ab. Weitaus die verdienstlichste seiner Anordnungen aber ist, daß er die in Wien befindlichen Epitaphien abschreiben ließ. Diese handschriftliche Sammlung, welche bei der Familie aufbewahrt wurde, dann aber wohl in den Besitz der Grafen Auersperg übergegangen sein dürfte, enthält sämmtliche Grabschriften von folgenden Wiener Kirchen: zum h. Stephan, zur h. Magdalena auf dem damals bestandenen Stephans-Friedhofe, zu Maria Rotunda bei den wälschen Mönchen (Dominicanern), zum h. Michael, zum h. Lorenz, zu unserer lieben Frau bei den Schotten, zur h. Dorothea, zum h. Augustin, bei Stoß im Himmel, zum h. Jacob, zum h. Thomas, bei der Himmelspforte, im Amtshause, im Spital, zum h. Peter; auch viele Wappen der Verstorbenen finden sich in dieser Sammlung. Eine Abschrift derselben besaß der Wiener Domherr und Sammler Franz Paul von Smitmer, dessen reiche Collection in das Wiener Staatsarchiv übergegangen ist. Bischof Ernst von Trautson liegt vor den Stufen der großen Frauencapelle zu St. Stephan begraben [Realis, Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien. Herausgegeben von Anton Köhler (Wien 1846, Lex. 8°.) Bd. IX, S. 377. – Porträt. M. Lang sc., 8°. Gürtelbild.)] –