BLKÖ:Wartensleben, Wilhelm Ludwig Gustav Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 109. (Quelle)
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Wartensleben, Wilhelm Ludwig Gustav Graf (k. k. Feldzeugmeister und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Exten in Hessen-Cassel am 11. October 1734, gest. zu Wien am 21. April 1798). Der jüngere Sohn des königlich schwedischen und fürstlich hessischen Rathes und Oberforstmeisters der Grafschaft Schaumburg, Grafen [111] Karl Philipp Christian aus dessen zweiter Ehe mit Luise Albertine geborenen Freiin von Quadt und Wykradt. Anfänglich diente er in der holländischen Armee, aus welcher er, erst 24 Jahre alt, 1758 als Major in die kaiserliche Armee übernommen und im Szluiner Grenz-Regimente eingetheilt wurde. Er kämpfte nun in den Feldzügen des siebenjährigen Krieges und sah sich bei Meissen 4. December 1759, wo der preußische General Dierecke von den Oesterreichern aufgerieben ward, zum ersten Male rühmlich genannt. Auch hatte er daselbst eine Contusion erhalten. Im Feldzuge des Jahres 1760 zeichnete er sich bei Strehla (am 20. August) besonders aus. Mit drei Compagnien und hundert Freiwilligen unternahm er den ersten und erfolgreichen Angriff, auch bei mehreren folgenden Gelegenheiten that er sich so hervor, daß er schon im Jahre 1762 zum Oberstlieutenant befördert wurde. Im Feldzuge dieses Jahres hatte er bei dem Angriffe der preußischen Stellung bei Chemnitz (21. Mai) die feindliche Infanterie, welche der Besatzung zu Hilfe eilen wollte, theils zersprengt, theils gefangen genommen. Einige Tage später wurde er bei Gepulzig, wo er die Croaten und die Grenadiercompagnien befehligte, schwer verwundet. Im Jahre 1773 rückte er zum Obersten im Ottočaner Grenz-Regimente vor und bei Ausbruch des bayerischen Erbfolgekrieges 1778 ward er, erst vierundvierzig Jahre alt, Generalmajor. Infolge seines ausgezeichneten Verhaltens in diesem Kriege verlieh ihm 1779 der Kaiser die Inhaberstelle des Infanterie-Regiments Nr. 28, vordem Wied-Runkel. Im Türkenkriege 1788 bis 1790 war Wartensleben Feldmarschall-Lieutenant und erscheint sein Name öfter auf das rühmlichste genannt, so im Gefechte auf dem Berge Laßmare im Czernathale am 17. August 1788, wo der Feind an fünfhundert Mann verlor; dann in dem heftigen Gefechte bei dem Rückzuge über Kornia und Terregova nach Fehnisch am 29. desselben Monats; ferner in jenem vom 21. September, in welchem die auf dem Rückzuge nach Karansebes begriffene kaiserliche Hauptarmee den hartnäckigsten Angriffen und Beunruhigungen der Türken ausgesetzt war, und endlich im Frühling 1790, wo er seine Stellung in so trefflicher Weise nahm, daß die Festung Neu-Orsowa im April genannten Jahres zur Uebergabe gezwungen wurde. Kaiser Joseph II. verlieh in Würdigung und Anerkennung alles dessen dem tapferen General am 21. April 1790 außer Capitel das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens. Nach Ausbruch des französischen Revolutionskrieges[WS 1] (1782) wurde Wartensleben zunächst als Divisionär angestellt, im Jahre 1794 zum Feldzeugmeister ernannt und ihm 1796 das Commando der Armee am Niederrhein übertragen. Daselbst kämpfte er gegen Jourdain, jedoch anfangs nicht glücklich; man erklärte dieses Mißgeschick mit dem Umstande, daß der damals an der Gicht schwer leidende General die Leitung der Operationen anderen Generälen überlassen mußte. Kurz die Dinge gingen schlecht, General Fink wurde bei Neuwied zurückgeworfen, General Werneck von Montabaur vertrieben, der Feind ging über die Lahn, die Gefechte von Oberwiesel und Friedberg (10. Juli) wurden verloren, die Festung Königstein verlassen und Würzburg genommen. Endlich zog sich Wartensleben unter steten sehr blutigen Gefechten, wie die von Bamberg [112] und Forchheim, immer weiter nach Böhmen zurück. Als jedoch im August Erzherzog Karl zu ihm stieß, bewährte der mittlerweile genesene Feldzeugmeister seine alte Energie, eröffnete sofort die Offensive, und mit so glänzendem Erfolge, daß der Erzherzog, dessen Unternehmungen er immer auf das nachdrücklichste unterstützte, ihm volle Gerechtigkeit widerfahren ließ. Besonders that sich der Graf in den beiden siegreichen Schlachten bei Amberg am 24. August und bei Würzburg am 3. September hervor, in welch’ letzterer er zwar durch den Mainübergang aufgehalten, mit seinen Colonnen zu spät kam, so daß das Schicksal des Tages auf dem Spiele stand, aber dann warf er sich mit seinen Reitern mit aller Wucht auf den linken Flügel der Franzosen, durchbrach ihn nach furchtbarem Kampfe und sicherte den Sieg den Unseren. Noch focht er am 19. October in der Schlacht bei Emmendingen, in derselben aber wurde ihm durch eine Kartätschenkugel der linke Arm zerschmettert, was seinen Abgang von der Armee zur Folge hatte. Nun wäre er zum commandirenden General in Siebenbürgen ernannt worden, berichtet Hirtenfeld in seinem Werke über die Ritter des Maria Theresien-Ordens [Bd. I, S. 281 und 282], jedoch erscheint er nicht als solcher in dem Verzeichnisse der commandirenden Generäle in Siebenbürgen, welches Eugen von Friedenfels in seinem biographisch-geschichtlichen Werke: „Joseph Bedeus von Scharberg“ (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) Bd. II, Seite 364 und 365, mittheilt. Wir glauben, daß der General zum Generalgouverneur von Dalmatien ernannt worden sei. Er starb aber bald danach im Alter von 64 Jahren während eines Aufenthaltes in Wien. Erzherzog Karl in seinen „Grundsätzen der Strategie“ rühmt ihn als einen der tapfersten Officiere der kaiserlichen Armee, spricht ihm jedoch höhere Feldherrntalente ab. Der Graf hatte sich am 18. August 1773 zu Wien mit Clara Gräfin Teleki vermält. Diese gebar ihm drei Söhne: Ferdinand, dessen Lebensskizze S. 106 mitgetheilt wurde, Karl und Alexander, welche Beide diese österreichisch-ungarische Linie der Grafen Wartensleben in zwei noch blühenden Zweigen fortsetzten, und drei Töchter Katharina, Esther und Clara. Der Familienstand ist aus der angeschlossenen Stammtafel ersichtlich.

Bornschein (Adolph). Oesterreichischer Cornelius Nepos u. s. w. (Wien 1812, kl. 8°.) S. 250. – Szöllösy (Joh. Nep.). Tagebuch gefeierter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit u. s. w. (Fünfkirchen 1837, gr. 8°.) S. 451 [nach diesem geb. am 15. November 1750, was entschieden ein Irrthum ist, da er, indem er 1758 schon Major war, es im Alter von 8 Jahren hätte sein müssen!] – Meyer (J.). Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. XIV, S. 929, Nr. 4. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dixhuitième siècle etc.. (Londres 1800, gr. 8°.) Tome III, p. 497. – (Schlosser’s) Geschichte des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts bis zum Sturz des französischen[WS 2] Kaiserreiches (Heidelberg, Mohr, 8°.) III. Auflage, Bd. V, S. 186 u. f, S. 736, 739.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Revolionskrieges.
  2. Vorlage: französichen.