BLKÖ:Wolff, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 57 (1889), ab Seite: 297. (Quelle)
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Wolff, Karl (Abgeordneter des ungarischen Reichstages, geb. zu Schäßburg in Siebenbürgen 1850). Der Sohn eines wohlhabenden Arztes, widmete er sich der wissenschaftlichen Laufbahn und machte, nachdem er in seiner Vaterstadt das Gymnasium beendet hatte, seine Studien in Klausenburg und Wien, wo er die Doctorwürde erlangte. In letzterer Stadt wandte er sich bald der Journalistik zu und trat bei dem Wiener Journal „Neue Freie Presse“ ein. In dieser Beschäftigung traf ihn die Aufforderung, die Leitung eines neuzugründenden Blattes in Hermannstadt zu übernehmen, eines Blattes, das sich große, nahezu ideale und unter den obwaltenden Gelüsten der ungarischen Regierung, Alles zu magyarisiren, ungemein schwierige Aufgaben stellte, nämlich: ein Herold im Kampfe für das Recht der Deutschen in Ungarn zu sein; die Besten des sächsischen Volkes zu edler Arbeit für die idealen Güter desselben zu vereinigen, und diesem Volke den Glauben an sich selbst zu erhalten und zu stärken. Unter solchen Umständen dem an ihn ergangenen Rufe zu folgen, hielt er für seine Ehrenpflicht, und so begann denn das „Siebenbürgisch-deutsche Tageblatt“ in Hermannstadt unter Wolff’s Leitung 1874 seine Laufbahn, die es heute noch geht, und wie ein Beobachter siebenbürgischer Zustände schreibt: hochangesehen, ein Spiegel der deutschen Gesinnung im Sachsenvolke, dem als Alles beherrschende Pflicht gilt: der heilige Kampf für die Erhaltung deutschen Rechtes, deutscher Bildung und Gesittung auf dem Fleckchen Erde in Siebenbürgen, das die Väter deutschem Wesen erobert haben! Zur Führung eines solchen Kampfes in einer Zeit, in welcher der Magyarismus schonungslos alles deutsche Wesen im Lande zu vertilgen bemüht ist, gehört aber nicht nur Wissen und Charakter, sondern auch die Gabe, rasch sich zu entscheiden, in kritischen Augenblicken nicht zu zaudern und das Schlagwort, welches den Kern der Sache trifft, in die Menge zu schleudern, die nur mit dem Herzen, selten mit dem Verstande Politik macht. Einen solchen Charakter aber trägt das von Dr. Wolff redigirte „Tageblatt“ von der ersten Zeit seines Bestandes, thatkräftig und entschlossen verfolgt es sein Ziel. Dabei ist Wolff auch im ungarischen Reichstage, in welchen er gewählt worden, energisch thätig. So sahen wir ihn als Schriftsteller und Parlamentsredner zugleich auf dem Kampfplan, während das magyarische Zerstörungswerk in Siebenbürgen planmäßig weiter vor sich geht. Im Jahre 1868 wurden dem Sachsenlande die „auf Gesetzen und Verträgen“ beruhenden Rechte gesetzlich zugesichert, der Nationsuniversität ihr bisheriger Wirkungskreis gewährleistet, dem Sachsenlande ein besonderes Municipalgesetz verheißen, und statt alles [298] dessen 1876 das sogenannte Unionsgesetz geboten, welches die Stelle eines Vertrages vertritt, der aber die Rechte der Sachsen vernichtet, wie dies in Verhandlungen des ungarischen Reichstages vom 22. bis 27. März 1876 von den sächsischen Rednern Wolff, Gull und Zay nachgewiesen worden. Indessen schritt die ungarische Regierung auf der eingeschlagenen Bahn der Magyarisirung weiter. Ein Gesetzentwurf von 1879 ordnet an, daß in jeder Volksschule das Magyarische gelehrt werden müsse, obwohl im Lande zwei Dritttheile Nichtmagyaren einem Dritttheile Magyaren gegenüberstehen. Der Magyarisirung der Volksschulen folgte jene der Mittelschulen. Die wuchtigen Reden, welche in diesem Kampfe um die Rechte ihres Volkes Dr. Wolff und seine genannten Genossen gehalten, sind im Druck erschienen unter dem Titel: „Der Mittelschulgesetzentwurf im ungarischen Reichstag. Uebersetzung aus den stenographischen Reichstagsberichten“ (Hermannstadt 1883, Detloff). Aber auch auf nicht politischem Felde ist Dr. Wolff in ersprießlichster und erfolgreichster Weise thätig, so hat er in den Jahren 1880 und 1881 den siebenbürgischen Karpathenverein ins Leben gerufen, der in kurzer Zeit an anderthalb Tausend Mitglieder zählte und mit größtem Erfolge daran arbeitet, die Schönheiten der siebenbürgischen Gebirgswelt den Reisenden zu erschließen.

Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt (Leipzig, E. Keil’s Verlag, 4°.) 1883, S. 644: „Im Kampf ums Recht. Ein Zeitbild aus Siebenbürgen“.
Porträt. Gemeinschaftlich mit Joseph Gull und Adolf Zay, nach Photographien auf Holz gezeichnet von Adolf Neumann. Schöner Holzschnitt in vorbenannter „Gartenlaube“ S. 645.