Beschreibung des Oberamts Kirchheim/Kapitel B 23

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23. Gemeinde Zell unter Aichelberg,
mit den Parzellen Aichelberg, Eckwälden und Pliensbach.

a. Zell unter Aichelberg, evang. Pfarrdorf mit 754 Einwohnern, liegt am Fuße des Aichelbergs und des bewaldeten Thurnbergs, 21/2 Stunden östlich von Kirchheim, und gehört in den Kameralbezirk Kirchheim und in die II. Klasse. Der große und der Heu-Zehente gehört, von Adelberg und St. Peter her, mit Ausnahme eines kleinern Theils des letzteren, welcher nebst dem kleinen Zehenten den Pfarreien Weilheim und Zell zusteht, dem Staate. Die Gemeinde hat seit 1818 für 1920 fl. grundherrliche und Jagd-Rechte, worunter sämmtliche Laudemien, dem Staate abgekauft. S. auch oben S. 88.

Die Lage auf Hügeln und Anhöhen ist uneben und sumpfigt, aber fruchtbar und gesund; wie sich denn auch der Ort durch geringere Sterblichkeit auszeichnet. (S. oben S. 43.) Nach den naheliegenden Ohmden, Betzgenried, Boll, Hattenhofen u. s. w. führen neue und gute, 1824 mit einem Aufwande von mehr als 14.000 fl. erbaute, Straßen. Durch Zell fließt der Teufelsklingenbach, welcher Sommers ganz vertrocknet, bei anhaltendem Regen aber sehr reißend wird. An Quellwasser ist Überfluß. Zell zählte im J. 1841 133 hübsche | Haupt- und 55 Neben-Gebäude, worunter 1 Armenhaus. Die Kirche zu St. Martin, welche die Gemeinde zu erhalten hat, ist ziemlich alt, wurde aber durch einen neueren Anbau erweitert. Der Thurm, wie es scheint der höchste im Ober-Amtsbezirke, wurde am 9. Juni 1682 durch einen Blitzstrahl sehr beschädigt und sofort nebst der Kirche wieder ausgebessert. Nach einer Sage soll diese einer Kolonie von Mönchen aus dem Kloster Adelberg ihre Gründung zu danken haben, was einiger Maßen durch Spuren ehemaliger Nebengebäude an der Kirche und durch die Rechte, die das Kloster hier besaß, wahrscheinlich wird. Das Pfarrhaus hat der Staat zu erhalten. Die Schule ist im Rathhaus untergebracht. Die Hauptnahrungsquelle der fleißigen, sparsamen und wohlhabenden Einwohner ist Ackerbau und Vieh-, besonders aber Schaf-Zucht; gewöhnlich werden 5000–6000 Schafe überwintert. Bienenzucht und Obstbau zeichnen sich gleichfalls aus. Die Hammelmastung ist auch von Bedeutung. Obschon der Boden etwas undankbar ist, da er auf Schieferlagen ruht, so sind die Felder doch in sehr gutem Stande. Der Wieswachs ist bedeutend, der Weinbau aber in Abgang gekommen. Ein Morgen Ackers wird zu 225 fl., Wiesen 220 fl., Gärten und Länder zu 225 fl. im Durchschnitte verkauft. Die Stallfütterung ist bis auf die Herbstweide auf den Wiesen eingeführt, und von den 376 Morg. Weiden sind nur 86 nicht angebaut und für diesen Zweck bestimmt. Im Jahr 1835 waren in der Gemeinde 144 Gewerbe: 6 Kleinhändler, 1 Mahlmühle, 3 Schildwirthschaften u. s. w. Jene arbeiten aber nur für das örtliche Bedürfniß, mit Ausnahme von 30 Linnen- und 2 Baumwollen-Webern. Die Zahl der Schäfer betrug 39. Der sogenannte Zellerstab, aus der nunmehrigen Gemeinde bestehend, scheint im 15. Jahrhundert, bis wohin Zell selbst in den Weilheimer Gerichtszwang gehört hatte, gebildet worden zu seyn. Zell selbst hatte noch vor 60–70 Jahren das Recht, an der Kirchweihe einen kleinen Markt zu halten. Im J. 1838–1839 waren bei der Gesammt-Gemeindepflege | die Einnahmen 325 fl. 28 kr., die Ausgaben 600 fl. 361/2 kr. bei der Ortsgemeindepflege Zell aber die Einnahmen 2148 fl. 27 kr. und die Ausgaben 2093 fl. 8 kr. Filialien sind die Parzellen. Das Patronatrecht steht von dem Kloster Adelberg her dem Staate zu. Die Kirchenbücher reichen bis 1555. Die Pfarr-Besoldung ist wie oft bemerkt verwandelt. Außer der gewöhnlichen Schule mit 1 Schulmeister und 1 Provisor ist eine Industrieschule vorhanden. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Ortes.

Der Stab gehörte zur Grafschaft Aichelberg und kam mit dieser an Württemberg. Auch in Zell war das Kloster Kirchheim begütert.

Es kaufte 1329 von Otto Härtnit von Riechenegge sein Gut; 1365 vermacht ihm Cunigunde Rischin, Herrn Cunrads Tochter, einige Gülten und 1367 viele Güter mit allen Rechten, Leuten etc. hier und zu Wäldin unter Aichelberg. Wernher v. Neidlingen wird 1369 von Württ. mit den Gütern belehnt, die von Hainz Risch selig heimgefallen waren. Von Diether von Hailfingen, genannt von Entringen, kauft dasselbe 1384 all sein Gut zu Zelle und zu Wäldin unter Aichelberg, nebst den dazu gehörigen Leuten. Aber auch das Kl. Adelberg besaß frühe schon Güter hier, die es zum Theil 1584 an Bürger verlieh. Im J. 1610 waren auch Wolf Niclas von Zillenhart und das Stift Wiesensteig im Besitze grundherrlicher Rechte.

Was aus dem Ministerialen Geschlechte, das sich von dem Orte schrieb, geworden, und ob es diesem oder einem andern Zell angehörte, kann nicht angegeben werden. Bruno de Celle und Albertus de Celle, sein Bruder, treten 1268 bis 1271 im Gefolge der Herzoge von Teck auf. Ritter Conrad von Celle und Bruno sein Bruder, die wir 1295 als Zeugen finden, sind die letzten, die angetroffen werden.

Hier und in den zugehörigen Orten hausten die Truppen des schwäbischen Bundes gräulich; im September 1519 brannten sie in Zell, wo sie auch 3 Bürger erstachen, 57, in Aichelberg 13 und in Pliensbach 14 Gebäude nieder. Im Jahr 1743 soll die Einwohnerschaft von Zell von einer pestartigen Seuche, welche 30 Mann kranke, hier gelegene, Franzosen eingeschleppt, angesteckt worden seyn. Am 10. Dec. | 1744 brannten 4 Gebäude ab. Am 18. August 1768 vernichtete ein furchtbarer Hagel die Sommerfrüchte von Zell und Pliensbach, wobei Hagelkörner, die 3/4 Pfd. wogen, fielen. Im Thurmknopfe soll eine nähere Beschreibung niedergelegt seyn.

Die Pfarrei scheint von höherem Alter zu seyn. Cunrad von Amdun kommt 1338–1340 mit dem Beisatze: „Kirchherr zu Celle“ vor, und bereits 1346 ist die Pfarrei dem Kl. Adelberg, das auch fast alle Zehenten besaß, incorporirt. Indessen dürfte das theilweise Zehentrecht der Pfarrei Weilheim auf Zeller Markung eine frühere theilweise Parochial-Verbindung mit dieser annehmen lassen. Der erste evangelische Pfarrer war 1537–1550 Sebastian Beck aus Ulm.

Über die schönen Versteinerungen, die reichen Liasschiefergruben, den Kalksteinbruch, den Schwefelkies, und über die in der Nähe entspringende schwefelhaltige Quelle s. oben S. 17, 33, 35 und 51; ebenda S. 23 wurde auch des hier entspringenden Zellerbaches gedacht.

b. Aichelberg, Weiler mit 354 evangelischen Einwohnern, 1/2 Stunde von Zell und 3 Stunden von Kirchheim entfernt, liegt wie ein Kranz um die Mitte des Aichelbergs herum, in einem Garten von Obstbäumen, und gewährt eine herrliche, große Aussicht. Der große Zehente gehört mit Ausnahme eines kleinen, der Pfarrei Holzmaden zehentbaren, Districtes von den Kl. Adelberg und S. Peter her dem Staate, der Heu-, und ein kleiner Theil des kleinen Zehentens der Pfarrei Holzmaden und der übrige Theil des letztern der Pfarrei Zell. Die übrigen Verhältnisse wie Zell. Der Ort zählt 59 Haupt- und 21 Neben-Gebäude. Eine Kirche ist nicht vorhanden, aber eine Schule mit einem Schulmeister, welchem kürzlich eine Wohnung auf das Schulhaus erbaut wurde. Im J. 1838/39 betrugen die Einnahmen der Gemeindepflege 356 fl. 561/2 kr. und die Ausgaben 528 fl. 48 kr. Der Boden ist vorzüglich. Wallnüsse und Äpfel, und unter diesen die Goldreinette, gedeihen besonders; die edleren Sorten sollen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts von Franzosen, welche das Bad Boll gebraucht, hieher gebracht worden seyn. Die Einwohner sind sehr wohlhabend; seit undenklichen Zeiten soll sich kein Bettler und kein Gantmann hier befunden haben. Der Ort gehörte in politischer Beziehung stets zu Zell, in kirchlicher aber in den ältesten Zeiten nach Weilheim. Nach dem | Lagerbuch stand der Heu-, Öhmd- und kleine Zehente von denjenigen Gütern, welche in den Bezirk, der vom Brunnen und dem nach Holzmaden führenden Fußpfad gegen Weilheim hin liegen, ausschließlich der Pfarrei St. Peter in W. zu, und auch die Heu- und Öhmdzehent-Rechte der Pfarrei Zell von 443/4 Morgen hatten ihr ursprünglich gehört. Erst 1582, bis wohin wir den Ort zur Hälfte nach Zell und zur Hälfte nach Weilheim eingepfarrt finden, wurde er der Pfarrei Zell ganz einverleibt.

Von dem See, der bei Aichelberg sich befand, bemerkt das Landbuch von 1624, er sey 53/4 M. groß, aber nur zu 41/2 M. mit Wasser angefüllt. Wann er trocken gelegt worden, ist uns unbekannt. – Des Marmors ist oben S. 33 gedacht.

c. Eckwälden, in älteren Zeiten auch Wälden, Wälden unter Aichelberg, und Hintereckwälden, Weiler mit 187 ev. Einw., 1/2 St. von Zell und 3 St. von K. entfernt, liegt still und unter Obstbäumen verborgen am Fuße des Aichelbergs in einer „waldigen Ecke.“ Der große und der Heu-Zehente gehören von Adelberg her dem Staate, der kleine der Pfarrei Zell. Der Ort zählt 27 Haupt- und 14 Neben-Gebäude, worunter 1 Armenhaus. Im Jahr 1838/39 waren bei der Gemeindepflege die Einnahmen 125 fl. 561/2 kr. und die Ausgaben 171 fl. 28 kr. Eine Kirche ist nicht vorhanden, aber eine eigene Schule. E. theilt alle übrigen Verhältnisse mit Zell, wohin es auch seit den ältesten Zeiten eingepfarrt ist. Der Graf v. Degenfeld besitzt wegen Dürnau 4 Lehenhöfe, wovon die Gefälle in der Tabelle verzeichnet sind. Dieselben rühren von St. Peter her, indem 1480 Wilhelm von Zillenhart dieselben von ihm um 200 fl. gekauft hat. Im J. 1529 wurde mit dessen Erben hinsichtlich dieser Höfe ein Vertrag abgeschlossen, wonach die von ihm an sich gezogene Gerichtsbarkeit aufgehoben und die Hofbesitzer in das Gericht nach Zell gewiesen wurden. Die Landsteuer und auch die jährlichen Kützin und das Käsgeld sollen sie an Württ. wie indessen fort entrichten. Die von Zillenhart verkauften die Höfe an die von Degenfeld. Im J. 1640 aber waren sie im Besitze der v. Grafeneck, von welchen sie Degenfeld 1650 wieder auslöste. Die Erwerbungen des Klosters Kirchheim s. bei Zell. Der Ort wird von den Gästen des nur 1/4 St. entfernten Boller-Bades häufig besucht. Sehenswerth ist die in dem Wirthsgarten befindliche, sehr alte, durch einen einzigen Buxbaum gebildete, Laube.

In der oben S. 11 beschriebenen Teufelsklinge entspringt der ebenda S. 23 schon erwähnte Teufelsklingenbach. Dort S. 33 ist auch des reichhaltigen Liassandsteinbruches gedacht.

d. Pliensbach, auch Blienspach, Weiler mit 161 ev. Einw., 21/2 St. von Kirchheim und 1/4 St. von Zell entfernt, liegt in einem | schönen weiten Thale, an der Grenze des OA. Göppingen. Die Zehentverhältnisse sind dieselben wie in Eckwälden. Der Ort zählt 29 Haupt- und 20 Neben-Gebäude, worunter 1 Armenhaus. Er hat weder eine Kirche, noch eine Schule; die Kinder besuchen jene in Zell. Eine dem h. Oswald geweihte Capelle wurde 1807 abgebrochen und der Fonds der Stiftungspflege in Zell einverleibt. Die Einwohner sind weniger wohlhabend, als die in dem Mutterorte, mit welchem P. alle übrigen Verhältnisse theilt. 1838/39 waren bei der Gemeindepflege die Einnahmen 403 fl. 121/2 kr. und die Ausgaben 362 fl. 81/2 kr. Hinsichtlich des Pleonungethalgaues S. oben S. 99. In politischer Hinsicht, die Vogtei etwa ausgenommen, war der Ort stets mit Zell verbunden; nicht aber in kirchlicher, indem er erst 1582 von Boll getrennt und nach Zell eingepfarrt worden ist. Das Kl. S. Georgen auf dem Schwarzwald verkaufte 1199 und 1331 mehrere Güter hier und in einigen der benachbarten Orte an das Kl. Adelberg. Adelheid und Conz v. Leidringen verkaufen 1379 an Hans von Ahelfingen ihre Güter und ihren Theil des Gerichtes; 1383 verkauft H. Friedrich von Teck „dem erbaren Knaben, Vlrichen v. Ahelfingen, Hansen v. A. seligen Sohn, vnser Vogtrecht vnd was wir gehabt haben zu Plienspach,“ um 75 Pfd. Hl. In dem Kaufvertrag über Owen ist zwar dem Grafen Eberhard von Württ. das Recht ausbedungen, diese Güter wieder einzulösen; allein dieser scheint keinen Gebrauch davon gemacht zu haben, denn Erpf von Ahelfingen verkaufte 1437 seine Besitzungen an die Kirchenpflege, nachmals das Stift Oberhofen bei Göppingen um 750 fl., welches solche 1452 um denselben Preis an Württ. abtrat. Auch hatte der Hospital Kirchheim bereits 1486 hier einen Hof, den er 1584 unter 4 Hände vertheilen ließ.

Wegen des Liasschiefers und des Erdbrandes s. oben S. 33.

Burg Aichelberg.
Auf einem vor dem sogenannten Thurnberge gelegenen runden Bergkegel, einem vulkanischen Gebilde, über dem Weiler Aichelberg, stand einst die Burg Aichelberg, von der nur noch wenige Mauerreste vorhanden sind. Von der 1743 Par. Fuß über dem Meere sich erhebenden Spitze des Berges genießt man eine weite Aussicht nach Norden und Westen; das über das ebene Land schweifende Auge zählt 60 bis 70 Ortschaften.[1] Wann und von wem die Burg erbaut worden, ist unbekannt. Sie war der Sitz der Grafen von Aichelberg | und wechselte mit der Grafschaft auch ihre Besitzer. Nach einer in der Kirche zu Kirchheim befindlichen Abbildung[2] zu schließen, war sie von ziemlichem Umfang und mit mehreren Thürmen und Zinnen versehen. Bei der Landestheilung 1361 erhielt Graf Eberhard von Württemberg die Burg zum Voraus; 1370 und 1373 war sie von Wernher von Neidlingen bewohnt und 1427 ist Hermann von Sachsenheim Vogt zu Aichelberg. Als 1446 Graf Ludwig von Helfenstein dem Grafen Ulrich von Württemberg seinen Theil an der Herrschaft Hiltenburg verkaufte, wurde er zum württembergschen Dienstmann mit dem Sitze auf der Burg Aichelberg angenommen. Im Jahr 1480 finden wir als Vogt daselbst Seyfried von Spitzenberg. Wie so viele Schlösser, wurde auch dieses von den Bauern 1525 zerstört, und schon 1535 war nur noch ein kleiner Theil der Mauern zu finden. Jetzt steht auf dem Berge ein gegen Regen und Hitze schützendes Gebäude, das von den Boller Badegästen häufig besucht wird.

Auf dem vorgedachten, mit dem Aichelberge zusammenhängenden, Thurnberge, 1896 Par. Fuß über dem Meere, stand einst ein Wartthurm, welcher nach einer unbescheinigten Angabe römischen Ursprungs seyn soll. (S. oben S. 109.) Im Jahr 1718 verkaufte die h. Rentkammer an 5 Bürger von Aichelberg „den sogenannten Thurnberg oder den Burgstadel, zu Aichelberg ob dem Dorfe gelegen,“ mit allem Begriff, nebst dem Kugelgärtchen und dem langen Garten, um 365 fl. und einen ewigen Canon von 2 Pfd. Hllr.

Unterhalb des Schlosses Aichelberg soll die Burg Wiffelsburg gestanden haben, wovon aber nichts mehr zu sehen ist. Auch fehlen weitere Nachrichten gänzlich.

Die Grafen von Aichelberg.
Die Grafen von Aichelberg[3] waren ein mächtiges und kriegerisches Geschlecht, das durch Habsucht und Bedrückungen | den benachbarten Klöstern viel zu schaffen machte. Sie sollen nach Leichtlen (die Zähringer S. 33) von dem Gegner der letzten königlichen Kammerboten in Schwaben, Erchinger und Berthold, der nach der Hinrichtung derselben erstmals wieder mit der Würde eines Herzogs von Schwaben bekleidet worden ist, von Burkhard I., abstammen. Die ersten Grafen von Aichelberg, welche in Urkunden genannt werden, finden wir im Gefolge der Hohenstaufen.[4]

2) »Philippus comes de Aichelberg« wird im J. 1130 als Zeuge genannt. Philipps Sohn ist wohl jener Graf v. Aichelberg, der mit seiner Gemahlin, der Tochter Mangolds von Otterswang, und seinem Sohne Egino im J. 1189 die Lehensherrlichkeit über einen Hof zu Hallendorf dem Kloster Weissenau schenkte. (Beschr. des OA. Waldsee. S. 120. Württ. Jahrb. 1833. S. 165.) Durch diese Verbindung scheinen die Grafen in den Besitz oberschwäbischer Güter gekommen zu seyn. Ein Graf Egino v. A. (ob der vorgedachte?) schenkte im J. 1245 dem Kloster Adelberg wegen demselben zugefügten Schadens all sein Recht zu Nassach und Erlinswang. Seine Gemahlin war Agnes, die Tochter Herzogs Conrad II. von Teck, wodurch er einen Theil der teck’schen Güter erhielt. (»Nos Diepoldus comes de Aichelberc .... auunculus noster Hermanus illustris dux de Tekke.« Urk. v. 1292.) Er scheint vor dem J. 1265 gestorben zu seyn und hatte einen Bruder, Diepold I., welcher an Agnes, Schwester des Grafen Ludwig v. Spitzenberg, vermählt war, die 1270 als Wittwe vorkommt. Er ist es wohl, der sich 1264 von Merkenberg (oben S. 218) nannte.

b) Egino’s Söhne waren Ulrich I. und Diepold II. (»Nos Ulricus comes de Aichelberc ... Diepoldus comes, frater noster.« Urkk. v. 1283 und 1293.) Diese versprechen 1292, das Kl. Sirnau bei Eßlingen nicht mehr zu beschädigen oder durch ihre Leute beschädigen zu lassen, sondern es nach Kräften zu schützen. Sie eignen 1298 den Wasacher Hof (Jordansbad) dem Hospital zu Biberach. (S. Beschr. des OA. Biberach S. 81 und 112.) Herzog Leupold von Österreich bestellt 1314 den Grafen Diepold zu einem Helfer und Diener seines Bruders, Königs Friedrich, daß er ihm mit seinen Vesten und 12 Helmen diene um 200 Mark Silbers. Im J. 1315 werden beide Brüder von Kaiser Friedrich beauftragt, der Stadt Eßlingen gegen Graf Eberhard v. Württemberg beizustehen. | Diepold II. verkaufte im Jahr 1303 alle seine Besitzungen zu Zell und Altbach an das Kloster Adelberg und im J. 1318 die Burg Filseck an Württemberg. In der Urkunde über letzteren Verkauf kommen auch die Söhne Diepolds II. – Ulrich II. und Albrecht und sein Vetter Diepold der III. vor.

c) Ulrich II. der sich 1317 und 1322 in seinem Sigel: »Comes de Merkenberg« nennt, indem er auf der nahen Burg gleichen Namens saß, war es, welcher Weilheim Stadtrecht verschaffte.

d) Albrecht oder Albert war mit Guta der Tochter des Grafen Eberhard von Landau vermählt und kaufte 1336 Köngen und Unterboihingen und andere Bestandtheile der Herrschaft Boihingen von den Grafen von Hohenberg. Im J. 1356 verkaufte er dem Kloster Denkendorf eine Leibeigene von Deizisau. Albrecht hatte zwei Söhne: Eberhard und Conrad, und eine Tochter, Anna, die sich mit Hans Thumb von Neuburg verband. Er muß vor 1377 gestorben seyn, da in diesem Jahre Guta als Wilhelms von Babenburg Hausfrau in Urkunden vorkommt.

e) Im J. 1330 tritt ein Graf Ulrich III. auf, der sich kurz zuvor mit dem Grafen Albrecht in die Grafschaft getheilt hatte und dem Grafen Brun von Kirchberg, welchen er seinen Oheim nennt, seinen Theil verpfändet, diesen aber wieder dem Oheim vermacht, wenn er keine Kinder bekäme. Vor Ulrichs Tod, am 17. Februar 1334, verkaufte aber Graf Brun mit seinen Söhnen Wilhelm und Conrad den gedachten Antheil um 7500 Pfd. Heller an Württemberg, worunter nach dem Kaufvertrag auch die 2030 Pfd. H. begriffen seyn sollten, welche Pfandschilling des Grafen Ulrich von Aichelberg waren und die 200 Pfd. H., wofür Graf Ulrich v. Württ. dem Grafen Albrecht von Aichelberg seine Ansprüche an diese Güter abkaufen sollte; bis zu völliger Abbezahlung des Kaufschillings soll aber Conrad von Rechberg die Burg Aichelberg inne haben. Die beiden hier genannten Grafen Ulrich und Albrecht sind also Diepold’s II. Söhne, der, wie ferner aus dem Vertrage abzunehmen ist, eine Schwester hatte, welche an den Grafen Brun von Kirchberg vermählt war. Die zweite Hälfte der Grafschaft finden wir 1339 gleichfalls in Ulrichs Händen, indem er sie in dem gedachten Jahre um 2000 Pfd. Hl. an Württ. verkaufte. Seine Tochter Mechthild war an Küzzi den Rüß verheirathet. S. oben S. 149.

f) Albrechts Sohn, Eberhard, wird nicht weiter erwähnt. Sein zweiter Sohn Conrad verkauft 1379 die Burg Monsberg auf der Alp, mit Zugehörungen an Hans Stein von Klingenstein (Beschr. des OA. Münsingen S. 149) und schenkt im J. 1380 mit seiner Schwester Anna dem Kloster Denkendorf Güter zu Köngen. Im Jahr 1386 hatte eine Thätigung statt zwischen Wilhelm | v. Rechberg und Graf Conrad „der jetzo in Landes nit enn ist“ wegen eines Hofes zu Köngen. Dieser stellt 1392 in Florenz und 1398 in Parma Urkunden aus. Er war noch 1413 in Italien. Vielleicht ist es derselbe, der sich, wie wir sogleich finden werden, im Kriege so übel gehalten.

g) Ulrich IV. wie es scheint ein Sohn Ulrich des III. verleiht 1392 an Rugger von Kirchheim einige Güter zu Zyphelhausen; dies ist der letzte Graf von Aichelberg.

Nun erscheinen nur noch Edle von Aichelberg, die in keiner Beziehung zur Grafschaft stehen; so 1413 Diepold von Aichelberg, Ritter, und 1430 Conrad von Aichelberg, Ritter, der von Württemberg zu einem Kriegszuge gegen die Hussiten nach Göppingen beschieden wird, sowie 1487 Barbara von Aichelberg geborne von Haimenhofen und Diepold von Aichelberg ihr Sohn. Es ist wohl nicht unwahrscheinlich, daß diese dem Geschlechte angehörten, da sie den alten Stammnamen Diepold führen; wie es aber kam, daß dieses den Grafentitel abgelegt, ist nicht gewiß. Der mehrerwähnte Bericht von 1535 sagt: „einsmals sey ein Graf von Aichelberg eines Herrn von Österreich oberster Feldhauptmann in einem Krieg geweßt, darin er sich dann gehalten also, da er wiederumb anheimsch kommen, daß von einem römischen Kaiser von seiner Übelthat wegen der Stand vnd Namen, Schild vnd Helm abgethan sey worden, also, daß hinfürter zu ewigen Zeiten kein Graf zu Aichelberg soll genannt werden.“

Die Grafschaft Aichelberg.
Die Besitzungen der Grafen von Aichelberg erstreckten sich durch einen Theil der jetzigen Oberamtsbezirke Kirchheim, Göppingen, Eßlingen, Leonberg und Oberschwabens.[5] Der Bestand der im Jahr 1330 an Brun von Kirchberg verpfändeten einen Hälfte der Grafschaft war: die Burg Aichelberg mit dem gleichnamigen Weiler, Weilheim mit Hepsisau, Häringen, Pfullenhardt, die Vogtei Jesingen, und Holzmaden; allermeist teck’sche Erbschaft. Die zweite Hälfte aber | bestand aus etlichen Orten im Glemsgau, aus Zell, Pliensbach, Eckwälden und einigen Orten im jetzigen Oberamt Göppingen. Andere in demselben gelegene Orte waren zuvor schon veräußert worden. Die Grafschaft wurde im Jahr 1420 zu denjenigen Herrschaften Württembergs gezählt, die vom Reiche zu Lehen gingen. Ganz oder zum Theile verpfändete sie Württemberg im ersten Viertheil des 15ten Jahrhunderts an die von Schlatt und dann an die von Wernau (Steinhofer II. 759), und i. J. 1460 an den Ritter Wilhelm von Zillenhart; i. J. 1470 aber kaufte dieser „vnser Schloß Aichelberg mit dem Berg dabey, genannt der Thurnberg, sambt dem See, item Zell dem Dorf, Aichelberg, Pliensbach, vnd Welden den 3 Weilern; auch Hattenhofen dem Dorf“ um 4.220 fl. Es scheint aber, daß die Wiederlösung vorbehalten worden war, da diese bald darauf, unmittelbar nach dem Tode des Grafen Ulrich des Vielgeliebten, Statt hatte.

Die Dienstleute der Grafschaft, die von Randeck, Lichteneck u. a. haben, wir größtentheils schon kennen gelernt. Das Wappen war ein weißer Schild; in der linken Ecke desselben ein kleines rothes Eckchen, auf dem Helme ein Flügel, worin gleichfalls ein solches Eckchen. (S. Sattlers Topogr. v. W. S. 383.)


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  1. S. v. Martens Panorama vom Aichelberg. Stuttgart, 1826.
  2. Eine lithographirte (mittelmäßige) Abbildung ist dem Rieckerschen Schriftchen beigegeben.
  3. Theils nach Beiträgen von Herrn Conrector Pfaff und theils noch Originalurkunden und den Geschichtswerken von Sattler, Crusius, Pfister u. A.
  4. Den Grafen Wilhelm v. Aichelberg, welcher im J. 1125 mit einer Gräfin von Hohenberg vermählt gewesen seyn soll (Beschr. des OA. Rottenburg. S. 11.), treffen wir in keiner Urkunde.
  5. Sie sind theilweise verzeichnet bei Pfaff am angegebenen Orte S. 285. und Württ. Jahrb. 1833. S. 165.