Beschreibung des Oberamts Spaichingen/Kapitel B 16

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 15 Beschreibung des Oberamts Spaichingen Kapitel B 17 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Obernheim,
Gemeinde II. Kl. mit 1096 Einw., wor. 14 Ev. a. Obernheim, Pfarrdorf, mit Marktrecht, 1009 Einw., b. Thanneck, Weiler, 87 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Thieringen (O.-A. Balingen) eingepfarrt. 33/4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.
Der große, ziemlich regelmäßig angelegte Ort hat auf dem Heuberg in einer von Hügeln umgebenen Vertiefung eine geschützte, aber etwas unebene Lage, gerade am Beginn eines Thälchens, das gegen das Beera-Thal hinabzieht. An den reinlich und gut gehaltenen Ortsstraßen stehen ziemlich gedrängt die theils getünchten, theils mit sichtbarem Balkenwerk ausgeführten, mit Ziegelplatten gedeckten ländlichen Wohnungen, unter denen sich manches stattliche, den Wohlstand der Bewohner verrathende Bauernhaus befindet. Mehrere in dem Ort vereinzelt stehende Linden und Eschen wirken sehr vortheilhaft in der sonst baumlosen Umgebung. Zur freundlichen Ansicht des Dorfes und zur Zierde der Umgegend trägt auch die vor wenigen Jahren auf dem Scheibenbühl erbaute Kapelle wesentlich bei; von ihr aus, wie| von manchem anderen Punkte der Markung genießt man eine sehr weite Aussicht über den Heuberg hinweg bis an die Schweizer-Alpen.

1

Die der heil. Afra geweihte Kirche steht inmitten des ummauerten Friedhofs, der sich auf der Spitze zwischen zwei schroffen Schluchten burgartig erhebt und einen sehr schönen Blick hinab in das hier beginnende, tief eingefurchte, von waldigen Abhängen umkränzte Wiesenthal gewährt. Die in den Jahren 1753/55 erbaute Kirche bildet innen einen gar weiten, lichten, mit Rococo-Stuckaturen und großen Deckenfresken geschmückten Raum. In dem mit einem flachen Spiegelgewölbe bedeckten Schiffe sieht man als Hauptfreske die Himmelfahrt Mariä, in dem vieleckschließenden Chor Christus und Gott Vater von vielen Engeln umgeben in der himmlischen Glorie, alles keck und flüchtig, aber meisterhaft gemalt. Der in spätem Renaissancestil gehaltene große Hochaltar enthält die Statuen des h. Petrus und h. Paulus und ein hübsches Ölbild, die Krönung der h. Afra vorstellend; die Seitenaltäre sind in reichem Rococostil gehalten, auf dem rechten sieht man eine sehr schöne gothische Pieta, die Maria von großartiger Auffassung. Gegenüber der Rococo-Kanzel erhebt sich ein reicher Wandaltar im Renaissancegeschmack und ein großes Ölbild des h. Sebastian aus derselben Zeit. Der hohle frühgothische Taufstein ist mit Maßwerk und Blumen geschmückt. Der massige, nördlich am Chor stehende Thurm enthält drei neue Glocken. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der zehentberechtigten Pfarrstelle und auf der Stiftung. – Auf dem schön gerundeten Scheibenbühl steht eine sehr hübsche Kapelle zum h. Grab, zu der Stationen angelegt sind; sie wurde im J. 1869 durch freiwillige Gaben erbaut, und enthält im Chor einen Sarkophag, worauf der Leichnam Christi, zu Seiten zwei anbetende Engel, eine sehr tüchtige Arbeit des jungen, von Obernheim gebürtigen Künstlers Johann Mauthe, jetzt in München. Eine weitere Kapelle steht außerhalb des Orts an der Straße nach Wehingen, an die sich folgende Sage knüpft: Unweit der Markungsgrenze gegen Thieringen stand vor der Reformation eine Kapelle zum heil. Kreuz, welche den beiden Orten (Obernheim und Thieringen) gemeinschaftlich gehörte. Das in derselben befindliche Altärchen mit einem altehrwürdigen Madonnenbild sei alsdann in die Kirche nach Obernheim gebracht worden, am nächsten Morgen aber auf den Trümmern der Kapelle wieder sichtbar gewesen, und so dreimal, bis man es in feierlicher Prozession abgeholt und in der| kleinen, von einem Ortsbürger hiezu erbauten Kapelle aufgestellt habe, wo es heute noch steht; die Kapelle wird das Pilgerhäusle genannt und ist schon zweimal erneuert und vergrößert worden.

Das 1848 neu erbaute ansehnliche Pfarrhaus bildet mit der Scheune, dem schönen Garten und Hofraum einen wohlgeschlossenen freundlichen Pfarrhof, den die Stiftung zu unterhalten hat. Es bestehen zwei Schulhäuser, das eine wurde 1812 neu erbaut und enthält zwei Lehrzimmer nebst den Wohn- und Ökonomiegelassen für den ersten Schulmeister; im J. 1872 wurde eine zweite Schulstelle errichtet und ein Gemeindehaus mit einem Lehrzimmer und den erforderlichen Wohngelassen für den zweiten Schulmeister und den Lehrgehilfen eingerichtet. Das Rathhaus wurde 1854 in einem von der Gemeinde angekauften Privathaus hübsch und zweckmäßig hergestellt. Ein öffentliches Backhaus und 6 öffentliche Waschhäuser sind vorhanden.

Im J. 1812 wurde das uralte Kirchlein zu St. Wolfgang samt der dabei stehenden Eremitage an dem Wege nach Nusplingen abgebrochen.

Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Wehingen über Ober-Digisheim nach Ebingen; außer ihr besteht noch eine ziemlich gut angelegte Straße vom Ort über Thanneck nach Deilingen.

Mit Trinkwasser, welches ein Gemeinde-Schöpfbrunnen und 70 Cisternen liefern, ist der Ort nicht hinreichend versehen, so daß in trockenen Jahreszeiten der Wasserbedarf bei dem 1/2 Stunde vom Ort entfernten Brunnen im Eschenthal geholt werden muß. Die Markung ist im allgemeinen wasserarm und nur an der nordöstlichen Markungsgrenze entspringen einige kleine Quellen, wie im Harras das Neubrünnle, dann im Eschenthal und Fohenthal; die stärkste Quelle befindet sich 1/2 Stunde westlich vom Ort im Distrikt „Hohwiel“ im Thann, sie ist zugleich die einzige, welche in das Neckargebiet, im weiteren Sinne in das Rheingebiet gehört, während die übrigen der Donau zufließen. Den oben angeführten Gemeindeschöpfbrunnen mit einem großen Wasserbehälter unterhält eine schwache Quelle. Besonders gutes Wasser führt das sog. süße Brünnlein, welches im Thann nur unbedeutend aus einem Felsen fließt. Eine periodisch fließende Quelle ist der Ursprung des Seltenbachs im Eschenthal, welcher nur nach länger andauerndem Regen ziemlich stark hervorsprudelt und bei trockener Witterung bald wieder versiegt.

| Die körperlich kräftigen und gut aussehenden Einwohner, von denen 6 Personen 80 und mehr Jahre zählen, sind sehr fleißige, sparsame Leute und befinden sich in guten Vermögensumständen; sie werden ihres großen Fleißes wegen „Bienen“ genannt. Der Grundbesitz des Vermöglichsten beträgt 50 Morgen, des Mittelmanns 25–30 Morgen und der minder bemittelten Klasse 2–3 Morgen. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und nebenbei die Baumwollweberei, welch’ letztere sehr stark betrieben wird und vielen Verdienst bringt; beinahe in jedem Haus befinden sich 1–2 Webstühle. Überdieß sind die gewöhnlichen Handwerke vertreten, auch bestehen 4 Schildwirthschaften, worunter zwei mit Bierbrauereien, 5 Kramläden, eine Corsettfabrik und eine Ziegelei.

Die große von Südost nach Nordwest in die Länge gedehnte Markung besteht größtentheils aus dem mit scharf ausgeprägten Hügeln regellos besetzten, von vielen Mulden und Trockenthälchen durchzogenen Hochlande des Heubergs, in das noch einzelne tiefe schroffe Seitenthälchen des Beera-Thals, des Harras-Thals und des Schlichem-Thals mit ihren Anfängen eingreifen. Der mittelfruchtbare, theilweise unergiebige Boden ist etwas hitzig und besteht durchgängig aus den thon- und kalkreichen Zersetzungen des weißen Jura, der in geringer Tiefe ansteht und dessen zahllose Trümmer sich dem Boden beigemengt haben. In den Mulden und Vertiefungen hat sich meist ein ziemlich fruchtbarer Humus, theilweise auch Lehm abgelagert, während an den Abhängen und auf den Kuppenhügeln der Felsengrund der Oberfläche stellenweise so nahe tritt, daß der Anbau des Landes entweder gar nicht oder nur mit geringem Erfolg möglich ist.

An mehreren Stellen sind noch verschüttete Erzgruben, welche während des Bestands des Hüttenwerks in Harras angelegt wurden, vorhanden.

Das Klima ist das des Heubergs, rauh und windig, auch kommen schädliche Fröste und kalte Nebel häufig, Hagelschlag jedoch nicht selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit vielem Fleiß gut betrieben und der Boden mittelst der gewöhnlichen Düngungsmittel, auch mit Gips, Kompost und Asche zu verbessern gesucht. Im allgemeinen Gebrauch sind die verbesserten Wendepflüge (sog. Geisfüße); die eiserne Egge, wie auch die Ackerwalze haben Eingang gefunden. Man baut vorzugsweise Dinkel und Haber, weniger Gerste, und in der Brache Kartoffeln, ziemlich viel dreiblättrigen| Klee, Esparsette, Wicken mit Haber gemischt zum Füttern, und zum eigenen Bedarf Flachs und Hanf. Von den Getreidefrüchten können jährlich 800 Scheffel Haber, 400 Scheffel Dinkel und einige Scheffel Gerste an Händler verkauft werden, welche alsdann in Rottweil und Spaichingen wieder absetzen. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, von dem zwar etwas verkauft wird, zu dem jedoch, weil zu dem landwirthschaftlichen Betrieb ein großer Viehstand nöthig ist, mehr von außen zugekauft werden muß. Die Obstzucht ist kaum nennenswerth und beschränkt sich auf die Anpflanzung von einigen rauhen Kernobstsorten. Eine Gemeinde-Baumschule ist vorhanden.

Die Gemeinde besitzt 1055 Morgen eigentliche Waldungen und 600 Morgen Weidewaldungen (vorherrschend Nadelholz), von deren jährlichem, in 445 Klaftern und 1600 Stück Wellen bestehendem Ertrag jeder Bürger 1 Klafter und das dazu gehörige Reisach als Gabholz erhält; das noch übrige Holz wird verkauft und sichert der Gemeinde eine Jahresrente von etwa 1400 fl. Überdieß bezieht die Gemeindekasse aus den Weidewaldungen nebst der Brach- und Stoppelweide die jährliche Pachtsumme von 800 fl. und eben so viel aus der Pferchnutzung, ferner aus Allmanden, welche an die Ortsbürger der Reihe nach verliehen werden, etwa 250 fl. und aus verpachteten Gemeindegütern 220 fl.

Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend, die Rindviehzucht aber in sehr gutem Zustande; sie beschäftigt sich mit einem tüchtigen Landschlag und hat von gleicher Race 3 Zuchtstiere aufgestellt. Der Handel mit Vieh, namentlich mit Ochsen, wird stark getrieben und wegen des gesuchten Viehs bildet die Zucht desselben eine Haupterwerbsquelle der Einwohner. Auf den ausgedehnten und gesunden Weiden lassen den Sommer über fremde Schäfer 1200 Stück deutsche Schafe laufen. Schweinezucht wird nicht betrieben und sämtliche Ferkel (halbenglische Race) bezieht man zur Aufmästung theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf nach außen; es werden etwa 120 Stück jährlich verkauft.

Der Ort hat vor zwei Jahren die Berechtigung erhalten, alljährlich 4 Jahrmärkte abzuhalten.

Von Stiftungen besteht die Kirchenfondsstiftung zu St. Afra mit einem dermaligen Vermögen von 49.000 fl., deren Zinse zu Kult- und Baukosten und Armenunterstützungen verwendet werden. Außer dieser ist noch eine Bruderschaftsstiftung vorhanden, welche durch Beiträge der Mitglieder vom Jahr 1696 an allmählig entstanden ist, aber als Schulfonds verwaltet und| benützt wird. Überhaupt steht die Gemeinde sehr gut, indem nebenbei kein Gemeindeschaden umgelegt, kein Schulgeld eingezogen wird und sämtliche Schulutensilien den Schulkindern unentgeltlich verabreicht werden.

1

Was die Spuren aus früher Vorzeit betrifft, so beginnen wir mit einer alten Straße, das Landsträßle genannt, die in der Richtung von Ebingen her über Ober-Digisheim quer durch die Obernheimer Felder an dem Burgbühl vorüber nach Thanneck und weiter nach Rottweil geführt haben soll. Die Straße, von der sich nur noch der Name erhalten hat, scheint ursprünglich eine römische Anlage zu sein. Auf dem 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort sich frei erhebenden Burgbühl, dem höchsten Punkt in Württemberg, auf dem, mit Ausnahme des Kniebis, noch Getreide gebaut wird, stand eine Burg; man findet daselbst noch Spuren von Mauerwerk und in der nächsten Umgebung des Hügels kommen noch folgende Flurnamen vor: Segstall, vor Burg, hinter Burg, Habstall und Riederburg. Zunächst des Burgbühls liegt der sog. Hexenbuckel, auf ihm stand früher das Hexenbäumlein, unter dem sich nach der Volkssage die Hexen am Sabbath zu versammeln pflegten (s. Meier deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben S. 192, v. Langen Beiträge zur Geschichte der Stadt Rottweil S. 110). Der Heuberg galt überhaupt (schon im J. 1506) den Umwohnern nicht blos für den Tummelplatz der Hexen (in den Rottweiler Hexenprozessen ist die Luftfahrt zum Tanz auf dem Heuberg herkömmlich), man sah auf ihm zuweilen auch gespenstische Kriegsschaaren, die ihn zum Aufenthalt sagenhafter Recken eigneten. (Paracelsi opp. 2, 259. 260, Crusius Paraleip. 1596 (34), Grimm Mythol. 1003. 1004, Uhland in Pfeiffer, Germania 1, 329 und in Schriften 8, 370 ff., Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben 1, 326). Auf dem Roßberg, einem stark ausgeprägten, 1/2 Stunde südöstlich von Obernheim gelegenen Hügel wird die höchste Stelle „Wacht“ genannt; viele herumliegende Bausteine unterstützen die Ansicht, daß hier irgend ein Späheposten, vermuthlich ein römisches Wachhaus, angelegt war. Auf dem Kirchbühl sind noch Spuren von einem 1812 abgebrochenen Kirchlein, ebenso auf der Flur „hinter Linden“ von einer uralten Kapelle vorhanden. In Obernheim selbst soll nach der Sage auf der Stelle, wo jetzt die Gebäude Nro. 9, 10 und 11 stehen, ein Schloß gestanden sein, von dem indessen keine Reste mehr sichtbar sind. Hinter dem Gasthaus zur Krone soll am sog. Rebberg eine Glashütte,| und auf der Flur Ehgarten eine Ziegelhütte gewesen sein; von letzterer findet man noch einige Spuren. Überdieß kommen auf der Markung noch einige Flurnamen vor, die auf abgegangene Orte, Gebäude etc. schließen lassen, wie hinter Hofen, Häusle, Marbühl, Schelmenwasen etc.; letztere Benennung kommt in der Nähe des Burgbühls vor und läßt einen dort bestandenen Begräbnißplatz vermuthen.

Der Ort, früher auch Oberen, Obernen, Oberhan, Oberheimb u. s. w. geschrieben, wird das erste Mal genannt, als Gr. Albert (II.) von Hohenberg im Jahr 1295 dem Friedrich von Ebingen ein „Eigen“ allhier verlieh (Schmid Hohenberg 39). Als Zugehörde der Feste Kallenberg theilte er ganz das Geschick und im Allgemeinen wenigstens die Rechtsverhältnisse Nusplingens, und seine Geschichte ist daher bei der dieses letzteren Ortes schon oben (S. 350 ff.) dargestellt worden.

Der den 28. Aug. 1281 als Zeuge des Gr. Mangold von Nellenburg in einer Kl. Habsthaler Urkunde genannte Chunradus de Obernhain (Mone Zeitschr. 6, 411) ist, wenn nicht auf einen abgegangenen Ort dieses Namens, vielleicht auf dieses Ob. zu beziehen.

Es ist nur noch in kirchlicher Hinsicht Folgendes hervorzuheben: Den 14. März 1494 urkundete die aus Obernheim gebürtige Catharina Suterin, genannt Urachin, Hans Urachs Wittwe, Bürgerin zu Reutlingen, daß sie vor Zeiten etliche liegende Güter, Gülten und 100 fl. Rheinisch dem Heiligen zu Obernheim verkauft und ihm dazu eine Summe Gelds und ihr Silbergeschirr vermacht habe, wogegen die Heiligenpfleger und die Obrigkeit zu Obernheim eine Pfarr oder ewige Meß in die hiesige Kapelle stiften sollten, und bestimmte nunmehr, daß zu ihren Lebzeiten ihr selbst, nach ihrem Tode aber dem Gr. Andreas von Sonnenberg, Truchseßen zu Waldburg, und seinen Erben die Verleihung dieser Pfründe zustehen solle. Den 19. Okt. 1507 vollzogen denn auch wirklich Vogt, Richter, Heiligenpfleger und ganze Gemeinde die Errichtung einer hiesigen Pfarrei unter dem Anfügen, daß zwar das Vermächtniß der Catharina zur Errichtung solcher Pfründe nicht hingereicht habe, daß aber der Probst und Convent des Klosters Beuron, welchem nach einer eigenen Verschreibung die Verleihung zustehen solle, sich besonders wohlwollend gezeigt habe, bestimmten mit Einwilligung des genannten Gr. Andreas, des Klosters Beuron und des| Nusplinger Pfarrers, das Einkommen der Pfarrei und sicherten genanntem Kloster das Präsentationsrecht zu.

In der Reformationszeit wurde die Kirche und Kanzel vorübergehend von einem Anhänger der neuen Lehre in Besitz genommen, allein aus dem Kloster Beuron herbeigerufene Kanoniker setzten den katholischen Gottesdienst zunächst in der h. Wolfgangs-Kapelle fort und retteten den Ort dem katholischen Glauben. Das Patronatrecht zur Pfarrei stand, vielleicht im Zusammenhang mit diesen Vorgängen, in der Folge dem Kl. Beuron zu, und zwar waren nach der Resolution des Erzherz. Sigmund vom J. 1626 in dieser Hinsicht dieselben Grundsätze maßgebend, wie bei Nusplingen. Auch die neueren Schicksale (in den J. 1813 und 1857) theilte die Pfarrei mit der Nusplinger. (Über Zehentstreitigkeiten mit der Pfarrei Böttingen s. oben S. 271).

Zu der Gemeinde gehört:

Thanneck, von 1817–1840 nach und nach erbaute Höfe, liegt 11/2 Stunde nordwestlich vom Mutterort und besteht meist aus freundlich aussehenden Bauernhäusern, die vereinzelt, weitläufig stehend, an die Straße von Obernheim nach Deilingen oder in deren Nähe hingebaut sind. Obgleich der Ort auf einem hohen baumlosen Rücken gelegen ist, so macht er doch im Verein mit der schönen Aussicht, die man von demselben genießt, und wegen der friedlichen, still abgeschiedenen Lage einen angenehmen Eindruck. Im J. 1848 wurde hier eine hübsche Kapelle zu St. Wendelin durch freiwillige Beiträge erbaut.



« Kapitel B 15 Beschreibung des Oberamts Spaichingen Kapitel B 17 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).