Der Junker von Eben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Karl Wilhelm Geisheim
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Junker von Eben
Untertitel:
aus: Gedichte, Zweites Bändchen,
S. 380–384
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: Josef Max und Komp.
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Breslau
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[380]
Der Junker von Eben.


Junker Karl von Eben
War ein Springinsfeld,
Saß so keck zu Pferde,
Wie ein alter Held.

5
Doch die Schulbank ritt er

Auch nicht minder gern;
Nach der Schul’ in Schweidnitz
Ritt er täglich fern.

Nie noch stört’ ein Unfall

10
Seinen Musenritt,

Aber täglich bracht’ er
Neue Freunde mit.

Denn an Geist und Leibe
Wuchs er hold heran,

15
Und mit Stolz oft blickten

Ihn die Ältern an,

Wenn aus Welt und Bibel
Er klug redete,
Oder wenn sein Pferdchen

20
Er brav tummelte.



[381]
So ritt er alltäglich

Durch den Schlesiergrund,
Und dem Ritter folgte
Nur sein Dänenhund,

25
Und der Ältern Segen,

Und des Junkers Muth:
Und es ist der Himmel
Ja den Kindern gut.

Eines Tag’s ertönte

30
Seine Stunde schon;

Denn gewöhnlich kehrte
Pünktlich heim der Sohn.

Bei dem Klang’ der Glocke
Pocht der Mutter Herz,

35
Und vom Thurm’ zum Grunde

Schaut sie niederwärts.

Lugt und blickt erwartend
Auf des Kindes Weg;
Aber still und öde

40
Schweigt der Felsensteg.


Sein auch harrt der Vater,
Der den Pfad hinab,
Wo er kommen mußte,
Hoffend sich begab.

45
[382]
Doch des Schloßhofs Glocke

Tönet wiederum;
Eine, – ja, noch eine
Stunde gehet um.

Trost noch hat die Hoffnung;

50
Doch es wächst die Qual

Mit der Nacht, die drohend
Sinket in das Thal.

Jammernd ruft die Mutter
In den Wald hinab;

55
Aber nur die Öde

Schaurig Antwort gab.

Boten nun auf Boten
Eilen in den Grund,
Und der Ältern Klage

60
Thut dem Fels sich kund. –


Junker Karl war pünktlich,
Fröhlicher als je,
Längst schon unterweges
Nach der Kynsburg Höh’.

65
Aber heut hört’ er

Von den Rittern viel,
Von des Rolands Siegen
Und vom Lanzenspiel.

[383]
Und ihm war sein Köpfchen
70
Voll vom Alterthum,

Und von seinem eignen
Künft’gen Heldenruhm.

Wie vor seinem Knappen,
Ritt er stolz einher,

75
Als wenn Kriegsgetümmel

Vor und um ihn wär’.

Seine Gerte schwang er
Wie ein blankes Schwert;
Voll von Kampflust spornt er

80
Sein sonst sanftes Pferd,


Das – aus seinem Trotte
Plötzlich aufgescheucht, –
Scheut, und, seitwärts springend,
Aus dem Gleise weicht.

85
An des Abgrunds Rande

Wirft’s den Junker ab,
Schleppend an dem Bügel
Ihn an’s Felsengrab.

Gräßlicher Zerschmett’rung

90
Unbarmherz’ger Tod –

Springt das Roß noch einmal,
Dem Verlornen droht.

[384]
Springen will’s, da plötzlich

Packt der Dänenhund,

95
Reißend in den Zügel,

Daß es machtlos stund.

Und so ohn’ Ermüden
Hält er’s stundenlang,
Bis der Ältern Jammer

100
An den Abgrund drang,


Über welchem hülflos
Graus der Junker schwebt,
Den sie retten, – zweifelnd,
Ob er wohl noch lebt.

105
Doch die Liebe wendet

Alle Mittel an,
Bis des theuern Herzens
Neuer Schlag begann.

Nun erst that des Staunens

110
Freud’ und Dank sich kund,

Ob des Himmels Werkzeug,
Den getreuen Hund.

Alle priesen Gott nun,
Der so wunderbar

115
Durch des Thieres Klugheit

Hilf’ und Retter war.