Der große Topf in Penig

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Autor: Widar Ziehnert
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Titel: Der große Topf in Penig
Untertitel:
aus: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. Band 2, S. 135–138
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1838
Verlag: Rudolph & Dieterici
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Erscheinungsort: Annaberg
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Quelle: Google und Commons
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[135]
15.
Der große Topf

in
Penig.

[136] Nacherzählte geschichtlich wahre Begebenheit fällt in die Jugendzeit Friedrichs des Weisen, dessen hier erwähnter Hofjunker ein Herr von Schönberg war.




[137]

In Penig ist einstens ein Späßchen geschehen!
     Da fiel es den lustigen Töpfern mal ein,
einen riesigen thönernen Topf sich zu drehen.

     Sie kommen in kurzem darob überein,

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und schlämmen den Thon, und drehen ohn’ Säumen,

     und formen und bilden mit kundiger Hand.

Bald prangte der Topf auf den Dösenbäumen,
     und ward dann fein sorglich im Ofen gebrannt;
drauf haben sie ihn gar stattlich glasiret.

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     Und wie er nun endlich ganz fertig dastand,

mit Bändern und Kränzen am Henkel gezieret,
     da liefen die Leute allweges herbei,

Und wer ihn nur sahe, der hat auch verführet
     vom Peniger Topfe viel Lobesgeschrei,

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und überall hat man die Meister gepriesen.


     Es gingen – glaubt nicht, daß es Lüge nur sey! –
funfzehn Eimer bequem in den thönernen Riesen.
     Der Kurfürst auch hörte die Kunde davon,

Und weil ihm das Wunder so hoch ward gepriesen,

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     so schickt er den jungen neugierigen Sohn

mit einem Hofjunker, den Topf zu besehen.

[138]

     Die Beiden beseh’n das Gebäude von Thon,
und wie sie bewundernd vor selbigen stehen,
     da gelüstet den Prinzen zu steigen hinein.

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Man bringt eine Leiter. Er macht auf den Zehen

     gar sacht, daß der Topf nicht bräche drob ein,
hinab auf den Boden die drollige Reise.

     Er freute sich drinnen, wie Knaben sich freu’n,
doch zog der Hofjunker gar heimlich und leise,

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     den Rückweg abschneidend, die Leiter heraus.


„Ei seht doch, hier hat sich ganz seltsamer Weise
     ein Vöglein gefangen, und weiß nicht wo aus!“
So lachte der Junker von oben hinunter.

     Doch Friedrich besah sich sein irdenes Haus

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nicht lange, da rief er gar fröhlich und munter:

     Habt Acht nur, ihr Schalk, gleich mach’ ich mich frei!“

Daruf schlug er den Topf an der Seite, o Wunder!
     mit einem einzigen Schlage entzwei,
und wand sich heraus nun mit herzlichem Lachen,

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     Und rief: „Daß der Schaden ersetzt euch sey,

ihr ehrlichen Töpfer, so will ich es machen,
     daß ihr werdet von jeglichen Abgaben frei!“

Da hatten die Töpfer denn freilich gut Lachen.
     Der Prinz blieb seinem Versprechen getreu,

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und befreite sie alle von jeglicher Steuer.