Die Ermordung des Professors Gregy

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Autor: Hugo Friedländer
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Titel: Die Ermordung des Professors Gregy
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aus: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1, S. 9–10
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Erscheinungsdatum: 1908
Verlag: Continent
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Erscheinungsort: Berlin
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Die Ermordung des Professors Gregy.

Im Sommer 1864 machte eine alte Wirtschafterin der Berliner Polizei die Anzeige, der Lehrer der italienischen Sprache Professor Gregy, ein unverheirateter Mann von 50 Jahren, dem sie die Wirtschaft führe, sei seit einigen Tagen verschwunden.[WS 1] Er sei, wie fast täglich, eines Abends ausgegangen, aber nicht mehr zurückgekehrt. Der Polizei war bekannt, daß Professor Gregy in zweifelhaften Lokalen verkehrte und insbesondere im Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht wenig wählerisch war. Alle Nachforschungen der Polizei nach dem Verbleib des Professors waren ergebnislos. Sehr bald entdeckten jedoch Schiffer an der Köpenicker Schleuse zwei im Wasser treibende volle Säcke. In diesen waren, bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten, schon in Verwesung übergegangene menschliche Leichenteile enthalten. Die nähere Untersuchung ließ keinen Zweifel darüber, daß es der zerstückelte Leichnam des Professors Gregy sei.

Der Polizei war es schon vorher gelungen, festzustellen, daß Gregy fast täglicher Gast in einem am Oranienplatz belegenen verrufenen Keller war. In diesem wohnte bei einer alten Witwe Quinche die Prostituierte Marie Fischer mit ihrem Zuhälter Louis Grothe. Dieser war auf die Fischer ungemein eifersüchtig, außerdem hatten ihn die vielen Schmucksachen des alten Professors geblendet. Eines Tages sagte Grothe zu der Fischer, er wolle dem Professor, sobald er mit ihr wiederum in trautem Verkehr sei, mit einer Axt hinterrücks den Kopf abschlagen und ihn berauben. Die Fischer erklärte sich mit diesem Plane sogleich einverstanden. Bereits am folgenden Tage wurde der Plan ausgeführt. Da dem Ermordeten einige Brillantringe zu fest an den Fingern saßen, schnitt Grothe seinem Opfer die Finger ab. Darauf zerstückelte er in Gemeinschaft mit der Fischer und der alten Quinche den Leichnam, packte ihn in zwei Säcke und warf ihn zur Nachtzeit in die Spree.

Der Unhold sollte sich nicht lange seines Raubes erfreuen. Das Mordnest wurde sehr bald von der Polizei ausgenommen. Im Oktober 1865[WS 2] hatten sich Louis Grothe wegen Mordes und Raubes, die Fischer und die alte Quinche wegen Beihilfe und Begünstigung vor dem Berliner Stadtschwurgericht, das damals noch in dem in der Klosterstraße belegenen „Lagerhause“ war, zu verantworten. Der Prozeß machte in ganz Deutschland das größte Aufsehen. Grothe wurde zum Tode, die beiden Frauen zu längeren Zuchthausstrafen verurteilt. Im Januar 1866 ereilte Grothe sein Schicksal; er wurde im Hofe des Moabiter Zuchthauses hingerichtet.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedländer schildert den Prozess nicht aus eigener Kenntnis und ist daher in den Tatsachen nicht allzu verlässlich: Gregy war verheiratet und Professor der französischen Sprache.
  2. Der Prozess fand vom 20. bis zum 26. Oktober 1864 statt.