Die Verzagten

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Autor: Paul Haller
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Titel: Die Verzagten
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 65-66
Herausgeber: Erwin Haller
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1922
Verlag: H. R. Sauerländer & Co.
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Erscheinungsort: Aarau
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Quelle: Scans auf Commons
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Die Verzagten

Sah in düstern Waldbereichen
Meiner Heimat Nebel schleichen,
Und das Herz war tot und kalt.
Fühlte mich so ganz verlassen,

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Ging durch öde Tannengassen

Wie ein Pilger müd und alt.

Wo die Nebel stürmisch flogen,
Kam’s wie Menschen hergezogen,
Schleppgewandig, lang und grau.

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Gingen, tief gesenkt die Köpfe,

Armer lebensmüder Tröpfe
Eine bittre Elendsschau.

Sprach der eine, den ich fragte:
Wir sind an uns selbst Verzagte;

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Was wir suchen, weiß ich nicht.

Suchen, was wir nie besessen;
Heut das Morgen zu vergessen,
Hängen wir das Angesicht.

Wimmernd kam’s aus langen Reihen

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Wie ein Schluchzen, wie ein Schreien:

Was wir suchen, weiß ich nicht.
Suchen, was wir nie besessen;
Heut, das Morgen zu vergessen,
Hängen wir das Angesicht.

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Seltsam wie ein Niegehörtes,

Traulich wie ein Längstbegehrtes
Rührte mich der Klageton.

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Grauer zogen sie und trüber

Zahl- und namenlos vorüber,

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Grüßten mich als Freunde schon.


Als aus fernen Nebeltiefen
Dumpfgeheime Stimmen riefen,
Hob sich rascher Fuß und Bein.
Wild begann mein Herz zu schlagen,

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Und ich trat mit scheuem Wagen

In den Jammerzug hinein.

Da, ein brüderlich Umschlingen
Und ein traurig Jubelsingen
Um den heimgefundnen Sohn.

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Hob dann selbst die müde Stimme,

Sang wie sie in weichem Grimme
Den geliebten Klageton.