Einquartierung (Die Gartenlaube 1898/20)

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Textdaten
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Autor: Fr. R.
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Titel: Einquartierung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 633, 643–644
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[633]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0633.jpg

Einquartierung.
Nach dem Gemälde von H. Modersohn.

[643] Einquartierung. (Zu dem Bilde S. 633.) Endlich erschallt das langersehnte Signal: „Das Ganze Halt!“ und verkündet, daß für heute die Waffen ruhen und die Stürme des „Kriegs im Frieden“ schweigen sollen. Da die Mittagsstunde schon herangerückt ist und die Sonne auch im Spätsommer noch recht heiß brennt, wenn es zur Abwechslung nicht etwa regnet, so freut sich alles, daß wieder ein Manövertag vorüber, und rückt vergnügt in die Quartiere ab. Der Feuereifer, der in der Frühe die Mannen beseelte, ist verraucht; setzt kommt der Mensch im Krieger zum Wort, und das einzige, was die nach allen Richtungen hin sich verteilenden Truppen gegenwärtig interessiert, ist die Frage, wie das heutige Quartier ausfallen wird. Zwar behauptet eine alte Soldatenregel, auch das schlechteste Quartier sei selbst dem schönsten Biwak vorzuziehen, allein die „Alten“ wissen es aus Erfahrung und die Neulinge lernen es sehr bald erkennen, ein wie großer Unterschied zwischen den verschiedenen Quartieren bezüglich der Verpflegung, Bequemlichkeit und Unterhaltung besteht. Im großen und ganzen werden die Manövergäste ja überall freundlich empfangen, und meist thun die Quartiergeber sogar viel mehr als ihre bloße Schuldigkeit, um die von den Strapazen der Uebung Ermatteten wieder zu erfrischen. Oft haben der Hausherr oder die älteren Söhne selbst gedient und fühlen sich durch das fürs ganze Leben vorhaltende Gefühl der Kameradschaft gedrungen, den jungen Kriegern nach Kräften eine gastliche Aufnahme zu bereiten. Die Mutter hat vielleicht auch einen Sohn, der gerade dient, und hofft im stillen, daß ihm das Gute vergolten werden möge, was sie seinen Kameraden erzeigt. Nur sehr selten kommt es vor, daß der Soldat auf Quartierwirte trifft, deren Miene und Gehaben ihn erkennen läßt, daß er als unwillkommener Gast erscheint. Bei alledem aber ist es doch ein besonderer Glücksfall, wenn die mit ihrem Quartierbillet anlangenden Marssöhne eine gleich auf den ersten Blick so einladende und anheimelnde Unterkunft finden, wie das bei den beiden Infanteristen auf H. Modersohns hübschem Bilde der Fall ist. Welche Aufnahme ihnen in diesem behaglichen Heim bevorsteht, das läßt das fröhliche Lächeln der beiden schmucken Mädchen, [644] die offenbar schon mit den Zurüstungen für den Empfang der Einquartierung beschäftigt sind, genugsam erkennen, und die Gesichter der über die Schwelle tretenden Vaterlandsverteidiger zeigen deutlich genug, wie freudig sie dieser Anblick berührt. Sicherlich wird ihnen dieses Quartier in guter Erinnerung bleiben; beide werden wohl noch oft daran zurückdenken, wenn sie den „bunten Rock“ längst wieder ausgezogen haben. Fr. R.