Epistel an die Frau von der Lühe, geborne von Brandenstein, zu Gotha
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Epistel an die Frau von der Lühe, geborne von Brandenstein, zu Gotha.
Die feine Kunst der niedern Schmeicheley
Ward nie von mir geübt; mein Beyfall und mein Tadel
Ist ohne Bitterkeit und ohne Heucheley;
Nicht immer allzu klug, doch wenigstens getreu.
Dann bin ich gern – Dank sey es der Natur,
Die mir ein weiches Herz gegeben –
Bey kleinen Schwächen blind; und lächle schalkhaft nur,
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Doch wann in einer schönen Harmonie
Geist, Herz und Witz mit zärtlichen Gefühlen
Vereint, in himmlischen Akkorden spielen,
Dann wirkt auf mich allmächtige Magie
Und dieser Zug der selten uns betrieget,
Reißt mich zu dir, du holde Dichterinn!
Mit einem süßen Zauber hin.
Heil dir, ο Phantasie! von dir sanft eingewieget,
Ist unser Wunsch erfüllt. Du bist der Zauberring,
Mit dem einst Salomo die Geister und Dämonen
Zum Dienst der Knechtschaft zwang; du reichst dem Bettler Kronen,
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Und mir giebst du in einem Augenblick
Mit mitleidsvoller Hand zurück. –
Verzeih mir, edle Frau! schon glaubt’ ich dich zu sehen,
So gütig, liebevoll vor meinen Augen stehen,
Als ich dein theures Bild in meiner Seele schuf.
Und eilte schnell dich an ein Herz zu drücken,
Das mit dem zärtlichsten Entzücken
Dich, süße Liedersängerinn verehrt: – allein
Mein Zaubertraum verschwand, du wurdest mir entrissen,
Und deiner Muse Blumen streun.