Liebe im Wetter

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Autor: Wilhelm Hertz
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Titel: Liebe im Wetter
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aus: Gedichte, S. 60–62.
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Google und Scans auf Commons
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[60]
Liebe im Wetter.

Liebchen, schenke den Wein! Schon dunkelt der wolkige Himmel,
Wetter liegen gedrängt über dem blauenden Tag;
Schwüler lastet die Luft, drum weg mit den schweren Gewanden,
Und den schwelgenden Leib wiege der duftende Pfühl.

5
Horch, wie der Donner ertost! Herab mit dem Laden am Fenster!

Hagel geißle umsonst unser gesichertes Haus!
Und jetzt nahe du mir und schmiege die schneeigen Glieder
Meinem bräuneren Leib fester und inniger an.
Draußen prasselt des Regens Strom, es hallen die Fenster;

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Unser Kosen schirmt traulich das dunkle Gemach.

Deine Locken umspielen mein Herz mit kühlem Geringel,
Von dem schäumenden Wein duftet dein küssender Mund.

[61]

Rückwärts senket sich mehr und mehr der schimmernde Nacken,
Ueber das schwimmende Aug’ bebet die Wimper herab.

15
Und es lächelt dein Mund lustbange ein bräutliches Lächeln,

Aber mein Arm umschmiegt heißer dein schlagendes Herz.
Auf nun, Donner und sausender Wind! Erhebet das Brautlied!
Wirbelt im flammenden Sturm unsere Seelen hinweg! –
Lang ausathmet die Brust, es lösen sich Sehnen und Glieder;

20
Aber der Regen verrauscht, aber der Donner verhallt.

Und vom Lager stemm’ ich mich auf, du liegst noch so stille,
Und ich hebe vom Pfühl sanft dein erglühendes Haupt.
Weinest du, lächelndes Kind, und flüchtest mir scheu an den Busen?
Sinke nur, süße Gestalt, eng an mein jubelndes Herz!

25
Auf das Fenster! Wie kühl! Es tröpfeln Laube und Giebel,

Ferne dampfet der Wald, Silber verdunstet die Luft.

[62]

Deine Wange blühet so frisch, du küssest mir schweigend
Von der pochenden Stirn Perlen der Wollust hinweg. –
Grüner blitzet im Garten der Baum, es keimen die Sprossen,

30
Und vom engenden Kelch windet die Rose sich frei.

Segen entathmet die Flur nach des Himmels flammendem Brautkuß,
Schöpferleben erfüllt leise die thauige Welt. –
Ahnst auch du sein heimliches Weh’n? Was senk’st du die Blicke?
Hältst mit der kosenden Hand flehend die Lippe mir zu? –

35
Und ich zwinge dich näher heran, es säuseln die Lüfte,

Blätter vom blühenden Baum regnen zum Fenster herein.
Allbefruchtendes Licht, es segnet Blume und Knospe,
Segnet mit heiligem Strahl deinen erblühenden Leib.