MKL1888:Alkmäoniden

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Alkmäoniden“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 369
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Alkmäoniden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 369. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alkm%C3%A4oniden (Version vom 03.05.2023)

[369] Alkmäoniden, altadliges Geschlecht in Athen, das aus Messenien stammte, dem Königshaus der Kodriden verwandt war und seinen Ursprung auf Alkmäon (s. d. 2) zurückführte. Nach dem Sturz des Königtums waren die A. lange Zeit Führer des Adels und galten für die schroffsten Vertreter der Standesvorrechte. Dem Versuch Kylons, eine Tyrannenherrschaft in Athen einzurichten, widersetzten sie sich auf das entschiedenste, und der Alkmäonide Megakles ließ die Anhänger des entflohenen Tyrannen niedermetzeln, selbst die, welche sich an die Altäre der Götter geflüchtet hatten (612 v. Chr.). Für diesen „Kylonischen Frevel“ wurde das ganze Geschlecht der A. verflucht und aus Athen verbannt. Zwar ward ihnen durch Solon 594 die Rückkehr gestattet, doch jene Blutschuld noch mehrfach von den Gegnern der A. benutzt, um das Ansehen einzelner A. zu untergraben, oder um ihre nochmalige Vertreibung aus der Stadt zu fordern. Jenes Megakles gleichnamiger Enkel, dem es gelang, die Hand der vielumworbenen Agariste, des Tyrannen Kleisthenes von Sikyon Tochter, und die reichen Schätze ihres Vaters zu erhalten, wich von der Politik seiner Familie ab und trat an die Spitze der gemäßigten Partei der Paralier. Er stand anfangs in Verbindung mit Peisistratos, den er aber nachher zu stürzen suchte. Nach des Peisistratos Sieg bei Pallene (538) mußten die A. Athen verlassen. Ihr Reichtum erleichterte ihnen das Los der Verbannung und machte es ihnen möglich, auch während derselben ihr Ansehen zu mehren, vornehmlich dadurch, daß sie den Neubau des durch eine Feuersbrunst zerstörten Apollontempels in Delphi übernahmen und in glänzender, kunstvoller Weise ausführten, wodurch sie die Gunst und Unterstützung der mächtigen delphischen Priesterschaft gewannen. Allmählich sammelten sich die Unzufriedenen aus Attika um die A., deren Führer Kleisthenes (s. d.), des Megakles Sohn, 510 mit Hilfe der von Delphi zur Leistung derselben bewogenen Spartaner die Herrschaft der Peisistratiden stürzte und der Begründer der Demokratie in Athen wurde. Während der Perserkriege standen sie in Verdacht medischer Gesinnung und traten besonders als Gegner des Miltiades hervor. Seitdem verschwinden die A. aus der Geschichte. Perikles war durch seine Mutter Agariste, eine Nichte des Kleisthenes, mit denselben verwandt; deshalb verlangten 431 vor Beginn des Peloponnesischen Kriegs die Spartaner die Ausweisung der A. wegen des Kylonischen Frevels. Auch des Alkibiades Mutter Deinomache war aus dem Geschlecht der A.