MKL1888:Wan

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wan“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 379380
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Wan. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 379–380. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wan (Version vom 04.05.2024)

[379] Wan (Van), Hauptstadt des gleichnamigen türk. Wilajets in Armenien, das Ende 1876 vom Wilajet Erzerum abgetrennt ward und die Liwas W. und Musch umfaßt, liegt am östlichen Ufer des 3690 qkm (67 QM.) großen Wansees (im Altertum Thospitis, 1650 m hoch), ist Sitz des Gouverneurs, hat eine Citadelle und andre verfallene Befestigungen, merkwürdige Keilinschriften, etwas Baumwollindustrie, Fischerei, einigen Handel mit Früchten, Fischen, Ziegenfellen, Pottasche etc. und 12–15,000 Einw. [380] (meist Armenier). – Die Stadt hieß bei den Griechen Buana (Chauon [d. h. chwan, Wohnung] = Van) und wird von den Armeniern auch Schamiramagerd („Bau der Semiramis“) genannt. Auf dem Felsen, welcher die Citadelle trägt, sind nämlich umfangreiche Höhlen und Gewölbe mit Trümmern von alten Denkmälern und Bildwerken mit vielen Keilinschriften, die man der Semiramis zuschrieb. Aus diesen Denkmälern, welche auch Inschriften des Perserkönigs Xerxes enthalten, wie aus alten Überlieferungen und den Nachrichten des Moses von Chorene ergibt sich, daß W. schon in uralter Zeit eine bedeutende Stadt und Residenz von Königen, welche unter assyrischer und persischer Hoheit standen, gewesen ist. Als sie zerstört wurde, stellte sie Arsakes, der erste Arsakide, 152 wieder her. König Tigranes im 1. Jahrh. v. Chr. soll sie mit kriegsgefangenen Juden bevölkert und der persische König Sapor II. im 4. Jahrh. n. Chr. zerstört haben. Später erscheint sie (bis 1021) als Residenz der armenischen Dynastie der Ardzruni im Land Waspurakan, dessen Namen noch jetzt die Landschaft im O. des Sees trägt. Sie kam dann nacheinander unter die Herrschaft der Byzantiner, der Seldschukken und Turkmenen, ward 1387 und 1392 von Timur, 1425 vom Turkmenen Iskander erobert und 1533 und 1548 von den Türken durch Kapitulation den Persern entrissen, von diesen unter Abbas II. aber 1636 auf kurze Zeit zurückerobert. Nur die Stadt selbst fiel wieder in den Besitz der Türken; in der Umgegend herrschen noch heute die Kurden unumschränkt.