RE:Euagoras 8

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Euagoras I. von Salamis ca. 435 - 373 v. Chr.
Band VI,1 (1907) S. 820827
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8) Name von zwei kyprischen Königen. Euagoras I. Die Hauptquelle über seine Jugend und seine Tätigkeit als Herrscher ist das nach ihm benannte Enkomion (IX) des Isokrates; über dessen Stellung innerhalb der Literatur und Glaubwürdigkeit vgl. Bruns Das literarische Porträt der Griechen 115ff. F. Leo Die griech.-römische Biographie nach ihrer literarischen Form 91f. 187. Ed. Meyer Gesch. des Altert. V 199. 361. Er stammte aus dem Geschlechte der Teukriden (auch Paus. I 3, 2), welches seinen Stammbaum auf Aiakos zurückführte und in dem das Stadtkönigtum über Salamis auf Cypern erblich war (diese Abstammung wird von Ed. Meyer a. O. V 199 bezweifelt); durch einen Usurpator phoinikischer Nationalität wurde es dieser Würde beraubt (Isokr. a. O. 12ff.). Unter der Herrschaft der Nachkommen dieses Usurpators, der seine Macht durch die Anlehnung an Persien und durch rücksichtslose Bekämpfung des griechischen Bevölkerungselements zu sichern suchte (Isokr. a. O. 20. 47. 49), wurde E. geboren; das Jahr ist unbekannt, nach Scharfe 2, 3 zwischen 440 und 434 v. Chr., nach Erich 20, 6 ungefähr 434. Ein weiterer Umschwung erfolgte, indem sich Abdemon (bei Theopomp. frg. 111 Audymon) der Herrschaft bemächtigte [821] (Isokr. a. O. 26. Diod. XIV 98, 1); dies bedeutete vielleicht, daß Salamis in Abhängigkeit von Kition geriet (Six Revue numism. S. III, I 1883, 279; Numism. Chronicle S. III, X 1890, 256ff.). Abdemon versuchte E. aus dem Wege zu räumen, welcher sich nach Soloi in Kilikien flüchtete. Dort sammelte er eine kleine Schar von Anhängern (angeblich 50) um sich, mit welcher er nach Salamis zurückkehrte und Abdemon vertrieb (Isokr. a. O. 28ff. III 28. Diod. XIV 98,: 1. Theopomp. frg. 111); entgegen der Erzählung des Isokrates wird wohl anzunehmen sein, daß er dabei von den griechischen Bürgern der Stadt unterstützt ward (Scharfe 5). Dieses Ereignis und damit der Beginn von E.s Herrschaft fällt wegen Lys. VI 27. 28 in das J. 411 (Scharfe 5, 2. Judeich Kleinasiat. Stud. 114); die Ansätze auf 412 (Reuss Trarbacher Programm 1893/4, 6) oder 410 (Engel Kypros I 290. Erich 21. 11. Six Numism. Chron. a. O. 258. Beloch Griech. Gesch. II 144) sind weniger passend.

Der persische Hof mußte das Aufkommen des E. dulden, da seine Aufmerksamkeit damals dem Krieg an der Westküste Kleinasiens zugewandt war; und E. wird, wenn er sich auch auf seinen Münzen, wie bereits seine Vorgänger, βασιλεύς nennt (Babelon Les Perses Achéménides 86ff.), die Oberherrschaft Persiens über Salamis respektiert haben, um unbelästigt zu bleiben. Die Charakterschilderung, welche Isokrates von E. giebt,: ist durchaus von der Tendenz seiner Schrift beeinflußt (Bruns a. O. 122ff.); doch dürfen wir ihr in dem einen Punkt Glauben schenken, daß E. eine ungemein tätige und energische Natur war (41ff.), da dies durch seine ganze Geschichte bestätigt wird. Von E.s Regententätigkeit erfahren wir nur wenige der Berücksichtigung werte Züge; er sorgte für die Befestigung der Stadt und Hafenbauten, sowie für die Vermehrung der Flotte (47). Schuf er damit die materiellen Stützen seiner Herrschaft, so suchte er sich andrerseits durch entschiedene Förderung des zurückgedrängten griechischen Bevölkerungselements und Hellenisierung im großen Stil einen Anhang zu sichern (Isokr. 47. 50. 67). Dazu trug bei, daß sich allmählich eine Kolonie von Griechen aus dem Mutterlande, meist Flüchtlingen, die durch die Wechselfälle des peloponnesischen Krieges aus der Heimat vertrieben waren, in Salamis bildete (Isokr. 51 ff. Lys. XIX, bes. 23. 36. 44). In dem Konflikte zwischen Athen und Persien (Tissaphernes) nahm E. eine Athen freundliche Stellung ein und versorgte dasselbe durch die Sendung von Getreide (Andok. II 20. 21); die Athener vergalten ihm seine Haltung durch die Spendung von Ehren (Reste eines darauf bezüglichen Beschlusses IG I 64, nach Ed. Meyer Gesch. des Altert. IV 619ff. aus dem J. 410). Andokides hielt sich einige Zeit in Cypern auf (Lys. VI 27.28. Plat. vit. X orat. 834 E. Andok. I 4. II 11), und nach der Schlacht von Aigospotamoi flüchtete Konon zu E. und blieb bei ihm (s. Konon). Währenddem trat, soviel aus Ktes. Ecl. Pers. 63ff. zu entnehmen ist, eine Entfremdung zwischen dem persischen Hof und E. ein, hervorgerufen durch die von ihm vertretene Hellenisierung und seine Neigung zu Athen; E. strebte schon damals darnach, sich von Persien unabhängig zu machen, er zahlte den [822] dem König zu entrichtenden Tribut nicht mehr und scheint in dem Streben nach Erweiterung seiner Macht in Konflikt mit anderen Fürsten von Cypern geraten zu sein (Ktes. a. O.). Ein Eingriff in die Rechte des Perserkönigs war es, daß er Goldmünzen schlug (Babelon a. O. CXX). Die Vermittlung eines freundlicheren Verhältnisses nahm Ktesias in seine Hand, was durch die seit 400 in den Beziehungen Spartas zu Persien eingetretene Wandlung erleichtert wurde; auch der Wunsch seines Freundes Konon, mit Persien in Verbindung zu treten und es zur Eröffnung des Seekrieges gegen Sparta zu bestimmen, wurde für E. maßgebend, und er wirkte eifrig in diesem Sinne. So bequemte er sich dazu, Persien den Tribut wieder zu zahlen, und fügte Geschenke für einflußreiche Große des Hofes dazu. Nach wiederholtem Briefwechsel zwischen Ktesias einerseits, Konon und E. anderseits (auch Pharnabazos wirkte in gleichem Sinne) reiste Ktesias nach Cypern und überbrachte Konon die Ernennung zum persischen Admiral (Ktes. a. O. Plut. Artox. 21; im allgemeinen Isokr. IX 52ff.), vgl. Lanzani Riv. di storia ant. N. S. VI 1902, 324ff. Diese Ereignisse fallen in die J. 399 bis Anfang 397 (Judeich a. O. 48ff. Beloch Griech. Gesch. II 143ff.). Bei den nun folgenden Operationen lieh E. Konon seine Unterstützung (Isokr. a. O. 56); die ersten 40 Schiffe, welche den Kern der neu aufgestellten persischen Flotte bildeten, wurden wohl von ihm beigestellt (Diod. XIV 39,4. dazu Scharfe 12. Erich 23, 16). E. erhielt daher nach dem Siege von Knidos und der Herstellung der langen Mauern von den Athenern eine Reihe von Ehren; es wurde seine Statue in der Nähe der Königshalle errichtet (Paus. I 3, 2. Isokr. 57) und ihm das Bürgerrecht verliehen (IG II 10 b. Ps.-Demosth. XII 10). Konon versuchte damals, eine Familienverbindung zwischen E. und Dionysios von Syrakus zu stande zu bringen und letzteren damit zum Freunde und Bundesgenossen Athens zu machen (Lys. XIX 19. 20), vgl. Ed. Meyer a. O. V 244.

Die Abwendung Persiens von Athen, die gerade durch Konons Bestreben, Athens Seeherrschaft wiederherzustellen, hervorgerufen worden war, wirkte auf E.s Beziehungen zu dem Großkönig zurück, besonders nachdem Konon seines Kommandos der persischen Flotte entsetzt war und sich aus der Gefangenschaft bei Tiribazos wieder zu E. geflüchtet hatte (392, vgl. Judeich a. O. 83ff.t. E. trat jetzt offen mit dem Bestreben hervor, die Herrschaft über ganz Cypern zu gewinnen und sich vonPersien unabhängig zu machen; er bemächtigte sich teils durch Gewalt (dabei wurde König Agyris getötet), teils durch Unterhandlung der kyprischen Städte, mit Ausnahme von Amathus, Soloi und Kition, welche sich an Persien um Hülfe wandten (Ephor. frg. 134. Diod. XIV 98, 2; von Ed. Meyer a. O. V 201ff. wird der Beginn dieser Eroberungen in die Zeit vor 398 gesetzt). Der Krieg mit den Griechen und der Aufstand Ägyptens machten ein Eingreifen der Reichsmacht damals unmöglich; so wurden den Küstenprovinzen Rüstungen anbefohlen und dem Satrapen Hekatomnos von Karien im Verein mit Autophradates aufgetragen, den Krieg gegen E. zu führen (Theopomp frg. 111. Diod. XIV 98, 3), Isokrates Angabe (IX 58, angenommen [823] von Grote Hist. of Greece IX 2 235), der König habe mit den Feindseligkeiten den Anfang gemacht, ist parteiisch gefärbt. E. wandte sich um Hülfe nach Athen, das mit ihm ein Bündnis abschloß und ein Geschwader von zehn Schiffen unter Philokrates absandte; dasselbe wurde jedoch von Teleutias bei Rhodos abgefangen (Lys. XIX 21. 22. 23. 25. 29. Xen. hell. IV 8, 24; dazu Judeich a. O. 89, 1. Ed. Meyer a. O. V 259). Die Ansicht von Fr. Reuss (a. O. 10ff.; Jahrb. f. Philol. CXLIX 1894, 843ff.), daß die Stelle bei Xenophon eine Interpolation und diese attische Hülfssendung überhaupt aus der Geschichte zu streichen sei, wurde von G. Friedrich (Jahrb. f. Philol. CXLIX 1894, 454ff. CLI 1895, 342) und Drerup (Philol. N. F. VIII 1895, 652ff.) widerlegt. Der Anfang der Feindseligkeiten Persiens gegen E. muß in das J. 390/89, wahrscheinlich Frühjahr 389 fallen, da die Sendung der attischen Schiffe in diese Zeit gehört (Fabricius Gött. Gel. Anz. 1893, 927ff.).

Der von den Satrapen geführte Krieg gegen E. verlief ohne Erfolge für die Perser, hauptsächlich deswegen, weil Hekatomnos mit E. in geheimem Einverständnis war und ihn mit Geldmitteln unterstützte (Diod. XV 2, 3) und E. auch mit den übrigen unzufriedenen Elementen des persischen Reiches anknüpfte. E. machte sich fast ganz Cypern unterthänig (er eroberte Amathus und Kition, Judeich a. O. 123, 1. Six Numism. Chron. S. III, VIII 1888, 128ff.) und schloß ein Bündnis mit Akoris, dem König des abgefallenen Ägyptens, der ihm Streitkräfte zuschickte; so konnte er daran gehen, auch Kilikien und einen Teil von Phoinikien, von woher Persien seine Schiffe bezog, auf seine Seite zu bringen; Tyrus wurde mit Waffengewalt genommen (Isokr. IX 60–62. 65. IV 161. Diod. XV 2, 4). Bei seinem Vorgehen erhielt E. nochmals Hülfe von Athen, indem im J. 387 ein neues Geschwader von zehn Schiffen (mit 800 Peltasten) unter Chabrias nach Cypern abging (Xen. hell. V 1, 10. Com. Nep. Chabr. 2, 2. Demosth. XX 76); Chabrias war wahrscheinlich E. bei der Eroberung von Kition behülflich, wo statt Malakiaton der Athener Demonikos als König eingesetzt wurde (Six Numism. Chron. S. III, VIII 1888, 128ff. Babelon a. O. CXXXI. 100ff.). Diese von Diodor unter dem J. 386 zusammengefassten Ereignisse fallen, wie aus ihm selbst (XIV 110, 5. XV 1, 6) hervorgeht, in die Zeit vor dem Königsfrieden, vgl. Grote IX² 235. Scharfe 19. Judeich a. O. 122. Sievers Geschichte Griechenlands vom Ende des peloponnesischen Krieges bis zur Schlacht bei Mantinea 362. E. brachte es damit zu einer ansehnlichen Macht, besonders zur See: er hatte 90 Trieren, darunter 20 aus Tyrus, 6000 einheimische Soldaten, wozu noch die Söldner und bundesgenössischen Truppen traten (Diod. a. O.); sogar aus Barka erhielt er Zuzug (die verdorbene Stelle bei Diod. XV 2, 4 wird mit Sievers a. O. 363, 94 in Βαρκαίων zu ändern sein). Isokrates gibt eine geringere Zahl (3000 Peltasten, IV 141) ,wohl um das Verdienst des E. größer erscheinen zu lassen.

Erst nachdem Persien durch den Antalkidasfrieden von dem Krieg mit den Hellenen befreit worden und wieder in den Besitz der Westküste [824] Kleinasiens gelangt war, wurde es möglich, daß es sich mit konzentrierter Kraft gegen den unbotmäßigen Fürsten von Cypern wandte; eine Klausel des Friedens hatte ausdrücklich die Auslieferung der Insel an den König bestimmt und damit jeder weiteren Unterstützung des E. seitens der Griechen, besonders Athens, vorgebeugt.

Die gegen E. gerichteten Rüstungen waren sehr umfassend und müssen bei der bekannten Schwerfälligkeit, mit welcher die Aufgebote der Perser zusammenkamen, längere Zeit für sich beansprucht haben; es sollen nicht weniger als 300 000 Mann an Landtruppen, inbegriffen die Reiterei, und 300 Trieren zusammenberufen worden sein (Diod, XV 2, 1). Da Phoinikien und Cypern, aus welchen Ländern Persien gewöhnlich seine Flotte bildete, zum größten Teil abgefallen waren, mußten die Schiffe von den eben gewonnenen kleinasiatisch-griechischen Städten gestellt werden, auch die Söldner werden meist Griechen gewesen sein (Isokr. IV 134. 135. Diod. a. O. Polyaen XII 20). Den Oberbefehl der Streitkräfte zu Lande erhielt Orontes, das Kommando der Flotte Tiribazos, dem Glos beigeordnet war (Diod. XV 2, 2. 3, 2. Polyaen a. O.). Die Flotte sammelte sich in Phokaia und Kyme und fuhr von da nach Kilikien; da diese Küstenlandschaft ebenfalls E. zugefallen war, wird deren Unterwerfung, von welcher die Überlieferung schweigt, einige Zeit für sich beansprucht haben. Von Kilikien setzten die Perser nach Cypern über und machten Kition, wo die ephemere Herrschaft des Demonikos bald ein Ende gefunden haben wird, zum Ausgangspunkt ihrer Operationen. Da E. viel zu schwach war, um den Persern zur See entgegenzutreten, so verlegte er sich darauf, mit Kaperschiffen dem Feind die Zufuhr abzuschneiden; infolgedessen trat im persischen Heer eine Hungersnot ein, die zu einem Aufstand der Söldner führte. Mit Mühe gelang es Glos, denselben zu dämpfen; die gesamte Flotte wurde aufgeboten, um die Zufuhr aus Kilikien zu sichern (Diod. XV 3). Auch zu Land errang E. einige Erfolge. Er hatte unterdes seine Flotte durch 50 Fahrzeuge, welche ihm Akoris beistellte, und durch den Bau von 60 kyprischen Schiffen auf die Gesamtzahl von 200 gebracht; mit ihr überfiel er die nach Kition segelnde persische Flotte, erlitt aber nach anfänglichem Erfolg eine entschiedene Niederlage (Diod. a. O.). Die Folge war, daß er von den Persern in Salamis zu Land und zu Wasser eingeschlossen ward. Seine einzige Hoffnung war auf Hülfe aus Ägypten gerichtet, die er persönlich betreiben wollte; es gelang ihm, mit zehn Schiffen bei Nacht durch die feindliche Flotte zu kommen, als Stellvertreter ließ er seinen Sohn Pnytagoras zurück. Von den Persern ging Tiribazos nach Susa, um über den Sieg zu berichten und weitere Geldmittel zu erlangen (Diod. XV 4). Allein E. erhielt von Akoris zwar Geld zur Fortführung des Krieges, aber nicht in genügendem Maße, und auch die anderen Bundesgenossen ließen ihn im Stiche; so entschloß er sich nach seiner Rückkehr, mit Tiribazos, der ebenfalls von Susa zurückgekommen war, in Unterhandlung zu treten (Diod. XV 8). Die Bedingungen, welche Tiribazos stellte, bestanden in dem Verzicht auf die Herrschaft über Cypern, dagegen sollte E. gegen Zahlung eines Tributs und Unterordnung [825] unter den König ,als Knecht’ im Besitz von Salamis bleiben. An dem letzten Punkte wurde der Vergleich zu nichte, da E. nur als König sich dem Großkönig unterordnen wollte. E. gelang es, auf anderem Wege dieses Ziel zu erreichen; er wußte sich mit Orontes ins Einvernehmen zu setzen und dessen Eifersucht auf Tiribazos geschickt zu benützen, so daß dieser auf Orontes Anklagen hin nach Hause zur Verantwortung abberufen wurde (Diod. a. O. Theopomp. frg. 111, dazu Friedrich Jahrb. f. Philol. CXLVII 1893, 4). Orontes übernahm den alleinigen Befehl; allein Tiribazos Absetzung übte einen lähmenden Einfluß auf die Operationen der Perser, da die Truppen darüber sehr mißvergnügt waren (Diod. XV 9, 1). Aber auch E. sah ein, daß es ihm unmöglich sei, länger auszuhalten, besonders als ein Versuch von seiner Seite, die Spartaner zur Intervention zu bewegen und Hülfe von König Nektanebos von Ägypten zu erlangen, gescheitert war (Isokr. IV 135. Theopomp. frg. 111). So nahm er gerne die Vorschläge zum Frieden an, welche Orontes ihm machte, um so mehr, als sie das seiner Zeit von Tiribazos versagte Zugeständnis enthielten (Diod. XV 9, 2).

Damit war der kyprische Krieg beendigt, der den Persern mehr als 15 000 Talente gekostet haben soll (Isokr. IX 60). Seine gesamte Dauer betrug zehn Jahre, wie Isokr. IX 64 und Diod. XV 9, 2 angeben; doch ist dies, wie Diodor andeutet, nur als runde Zahl zu fassen, der Vergleich, den Isokrates a. O. 65 mit dem troianischen Krieg anstellt, hat darauf ersichtlich eingewirkt; jedenfalls ist die Zeit, in der die Feindseligkeiten seitens der Satrapen eröffnet wurden, dazu zu zählen. Die Neueren bestimmen die Zeit verschieden, entweder auf 394-385 oder 390-380 oder 386-377, vgl. die Übersicht bei Judeich a. O. 119. Von später erschienenen Arbeiten entschieden sich für 390—380 Friedrich Jahrb. f. Philol. CXLVII 1893, 1ff. CXLIX 1894, 454ff. Drerup a. 0. 636ff. und Mesk Wiener Stud.XXIV 77ff., für 390/89-381/0 Ed. Mever a. 0. V312, für 389_379 Fabricius a. 0. 927ff., für 387/6—378 Reuss Trarbacher Programm 1893/4 und Jahrb. f. Philol. CXLIX 1894, 843ff. Die Verteilung der Ereignisse auf die einzelnen Jahre ist ebenfalls kontrovers, da die Chronologie Diodors, der im Widerspruch mit seiner Angabe über die Dauer des Krieges denselben im J. 391 beginnen läßt und mit 380 schließt, trotz der Verteidigung Judeichs a. O. völlig unbrauchbar ist. Für die nähere Bestimmung kommt zunächst die attische Hülfssendung unter Philokrates im Frühjahr 389 in Betracht, die damit zusammenfallen wird, daß Hekatomnos und Autophradates nach Cypern hinübergingen oder die kurz vorher erfolgte. Daß ein neuer Einschnitt mit dem Abschluß des Antalkidasfriedens erfolgte, ist klar und wird von Diod. XIV 110, 5. XV 1, 6. 2 betont. Eine weitere wichtige Angabe findet sich im Panegyrikos des Isokrates (IV) 141, daß Persien schon sechs Jahre mit E. im Kriege sei und ihn noch nicht bezwungen habe; daß diese Schrift im Hochsommer 380 veröffentlicht wurde, haben zuletzt v. Wilamowitz Aristoteles und Athen II 280ff. Reuss Trarb. Progr. 1893/4. Drerup a. O. und Ed. Meyer a. O. V 872 erwiesen gegen Friedrich (Jahrb. [826] f. Philol. CXLVII 1893, 1ff.), der sie in das J. 385 oder 384 und gegen Judeich a. O. 137ff., der sie in das J. 381 setzt und eine spätere Einschiebung annimmt. Da nun Diodor XV 3, 4 die Seeschlacht von Kition und den Beginn der Belagerung von Salamis unter 386, E.s Rückkehr, Tiribazos Abberufung unter 385 erzählt (XV 8. 9, unmittelbar daran schließt sich das Ende des Krieges), so setzen die meisten modernen Gelehrten (Judeich, Drerup, Reuss, Friedrich) die erwähnten Ereignisse in die J. 386 und 385 und beziehen die Angabe Diodors XV 9, 2, daß auf Cypern zusammenhängend im ganzen nur zwei Jahre gekämpft wurde, auf diese beiden Jahre. Sie nehmen dabei an, daß der Krieg auf Cypern sich nach Tiribazos Abberufung noch Jahre lang hinzog. Speziell Judeich (a. O. 129ff.) stellt die Sache so dar, daß Orontes jahrelang auf die Bestätigung der mit E. vereinbarten Friedensbedingungen wartete und daß dieselbe versagt wurde, daß Orontes des Befehls enthoben ward und dann eine allgemeine Verwirrung im Südwesten des Perserreiches eintrat, bis endlich der Frieden zwischen E. und Tiribazos, der zurückgekehrt war, abgeschlossen ward. Allein dies beruht nur auf einer Vermutung von Sievers (a. O. 365), gegen welche sich bereits Scharfe 32 mit Recht wandte. In der Überlieferung findet sie keine Stütze, da Diod. XV 9 den Abschluß des Friedens zwischen E. und Orontes, und zwar bald nach Tiribazos Abberufung, erfolgen läßt und ihn mit der üblen Lage des persischen Heeres motiviert. Allein auch die oben erwähnte Annahme ist mit den Worten Diodors XV 9, 2: ὁ μὲν οὖν Κυπριακὸς πόλεμος δεκαετὴς σχεδὸν γεγενημένος καὶ τὸ πλέον τοῦ χρονου ἀσχοληθείς, διετῆ χρόνον τὸν ἐπὶ πᾶσι συνεχῶς πολεμηθεὶς τοῦτον τὸν τρόπον κατελύθη) nicht zu vereinen, welche bezeugen, daß die Seeschlacht von Kition und die Belagerung von Salamis in die letzten Jahre vor Schluß des Krieges gehören; ich halte daher Belochs Ansicht (a. O. II 217ff.), welcher sich auch Ed. Meyer a. O. V 312 anschliesst, daß die Kämpfe auf Cypern in den J. 381 und 380 stattfanden, für die richtige (die von Mesk a. O. versuchte Lösung ist abzuweisen). Diodors Ansatz ist bei seiner Unzuverlässigkeit in chronologischen Dingen nicht beweisend, und Isokrates wird (IV 141) den Anfang des Kriegs von den Vorbereitungen ab rechnen (wofür auch der Ausdruck ἤδη μὲν ἓξ ἔτη διατέτριφεν spricht), die sich wahrscheinlich jahrelang hinzogen; zudem hatten die Perser auch drei Jahre mit Ägypten zu kämpfen, bevor sie sich gegen Cypern wenden konnten. Der Friedensschluß fällt wahrscheinlich in das J. 379 (Fabricius a. O. 928). Die Tatsache, daß damals schon Nektanebos König von Ägypten war, für das Ende des Krieges heranzuziehen, wie es Reuß (Trarb. Progr. 9ff.), Friedrich (Jahrb. f. Philol. CXLVII 1893, 4ff.) und Drerup (a. O. 651ff.) taten, ist unzulässig, da Nektanebos Regierungsantritt selbst kontrovers ist (Wiedemann Gesch. Ägyptens von Psametich I. bis auf Alexander d. Gr. 279ff. rückt ihn bis 387, Judeich a. O. 145 bis 381 hinauf; ganz anders Ed. Meyer a. O. V 319).

E. regierte noch einige Jahre lang; in diese Zeit fällt die Verschwörung eines gewissen Nikokreon [827] (Theopomp. frg. 111), der vielleicht dem Königshaus angehörte (Judeich a. O. 308), doch wurde sie entdeckt und Nikokreon mußte fliehen. Nach einer chronikalischen Angabe Diodors (XV 47, 8) kam E. im J. 374/3 um. Die Überlieferung geht über die näheren Umstände seines Todes auseinander. Diodor a. O. erzählt, daß E. von dem Eunuchen Nikokles getötet worden sei, der sich dann des Thrones bemächtigte; nach Theopomp frg. 111 wurden er und sein Sohn Pnytagoras von einem Eunuchen Namens Thrasydaios ermordet, dessen Dienste sich E. bei seinem Verkehr mit der Tochter Nikokreons bediente, mit welcher er und Pnytagoras, ohne von einander zu wissen, Umgang pflogen; Aristoteles wieder berichtet (Pol. 1311b, 4ff.), daß er der Rache eines Eunuchen zum Opfer gefallen sei, dem E.s Sohn sein Weib entzogen hatte. Obwohl, wie meist bei solchen orientalischen Hofereignissen, die Tatsache nicht mit Sicherheit aufzuklären ist, hat man es doch bei Diodor schwerlich mit etwas anderem als mit einer Flüchtigkeit zu tun (Sievers a. O. 366, 104. Holm G. G. III 355, 2). Beloch a. O. II 600 acceptiert die Nachricht mit der Umbildung, daß E. von seinem Sohne Nikokles ermordet worden sei, worin er an Engel Kypros I 322ff. einen Vorgänger hat, der die verschiedenen Erzählungen mit einander zu verbinden sucht; von den beiden übrigen Berichten ist, wie Grote zeigte (Hist. of Gr. IX² 239, 1; dazu Scharfe 32ff.) entschieden demjenigen Theopomps der Vorzug zu geben.

E., dessen Gattin Leto geheissen haben soll (Lucian ὑπὲρ τῶν εἰκόνων 27), hatte viele Kinder (Isokr. IX 72). Auch wenn man von der Verherrlichung durch Isokrates absieht, ist zuzugeben, daß E. ein ungemein tüchtiger und begabter Mann, eine zum Herrschen berufene Natur war; mit Recht hat ihn Judeich a. O. 14 als den ersten echten Vorläufer des Hellenismus bezeichnet und ihn Ed. Meyer a. O. V 200 mit Dionysios von Syrakus verglichen. In seiner Natur mischt sich in merkwürdiger Weise Hellenisches mit orientalischem Wesen; daß er von dessen Schattenseiten nicht unberührt blieb, beweist sein Ausgang.

Münzen des Euagoras I.: Six Revue numismatique S. III, I 1883, 280ff.; Numism. Chronicle S. III, X 1890, 256. Head H. N. 625. Babelon Les Perses Achéménides CXXff. 86ff.

Literatur: Außer den allgemeinen Darstellungen der griechischen Geschichte Sievers Geschichte Griechenlands vom Ende des peloponnesischen Krieges bis zur Schlacht bei Mantinea 357ff. Engel Kypros I 286ff. J. Scharfe De Euagorae Salaminiorum reguli vita ac rebus gestis (Diss. Münster 1866). E. Erich De Euagora Cyprio (Diss. Rostock 1872). Th. Nöldeke Aufsätze zur persischen Geschichte 66ff. 70. Judeich Kleinasiatische Studien 113ff. F. Justi im Grundriß der iranischen Philologie II 465.