RE:Gymnias

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Hauptort der Skytinoi im Chalyberland (Armenien)
Band VII,2 (1912) S. 20862087
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Gymnias, Hauptort der Skytinoi im Chalyberland, der den Griechen durch den Rückzug der Zehntausend bekannt geworden war. Xenophon anab. IV 7. 18f. nennt G. eine große und volkreiche Stadt, (Ephoros bei) Diodor. XIV 29 schreibt die Stadt Gymnasia, das Volk Skythinoi. Die Berichte über den Rückzug der Zehntausend bestimmen die allgemeine Lage von G. mit Sicherheit südlich von Trapezunt im Talkessel von Baiburt, in dem die zahlreichen Quellbäche des Tschoroch (Harpasos) sich zum Hauptfluß vereinigen; die genaue Stelle muß noch gefunden werden. Folgende sind die Hauptetappen des Rückmarsches, die zu dieser Ansetzung führen. Die Verwechslung des Pasin, wie der Oberlauf des Araxes noch heute heißt, mit dem kolchischen Phasis und die dadurch gerechtfertigte Erwartung, [2087] an diesem Flusse am schnellsten das Schwarze Meer erreichen zu können, hat die Griechen verführt, aus dem Bergland zwischen den großen Quellflüssen des Euphrat östlich ins Araxestal abzubiegen. Nachdem sie ihren Irrtum erkannt, brechen sie natürlich nordwärts durch und durchziehen die Bergkantone der Taochoi bis nahe an die Ursprünge der Kura. Von hier erreichen sie in sieben Tagen mühsamsten Auf- und Absteigens durch das Bergland der Chalyber (s. u.) den Harpasos und zwar notwendig hoch am Oberlauf, unweit des Stromdurchbruches durch die äußersten Pontischen Ketten, weil sie nunmehr acht Tagemärsche durch ebenes Terrain, d. h. wenig über der Talsohle des Tschoroch flußaufwärts rücken, vorbei an den reichen Dörfern der Skythinoi bis zu ihrer Stadt G. Von dieser beginnt sofort der neue und letzte Aufstieg zur Höhe des Küstengebirges oberhalb von Trapezunt. Wenn es heißt, daß die Griechen zwischen Kyros und Harpasos sieben Tage lang die Berge der Chalyber übersteigen und darauf den Gau der Skythinoi durchqueren, so haben wir den Chalybernamen aufzufassen nicht in dem engen Umfang der eigentlichen Sitze des Stammes, sondern in dem weiteren Sinn eines geographischen Territoriums, zu dem auch der Gau der Skythinoi, der Distrikt der Chaldaioi am oberen Lykos und schließlich das eigentliche Chalybergebiet oberhalb von Themiskyra gehörten: das alles zusammen bildete ,das Chalyberland‘ oder, wie Ephoros-Diodor unter Verallgemeinerung eines anderen Teilnamens sagt, ἡ Χαλδαίων καλουμένη χώρα. Noch andere faßten dieses ganze, zum Paryadres gehörige Bergland zu einer geographischen Einheit zusammen unter dem Namen Armenochalybes, die nach Plin. n. h. VI 12 im Süden von Trapezus beginnen und nach VI 29 so weit nach Osten reichen, daß sie noch oberhalb der Colchicae solitudines gegen die Kaukasischen Keraunien hin und neben den Moschi sitzen, also wirklich wie bei Xenophon nahe am Quellgebiet der Kura. Sie gehörten politisch noch zu Armenien, unterschieden sich aber von den Bewohnern des Binnenlandes dadurch, daß sie nicht wie diese das phrygisch-armenische Idiom angenommen, sondern die alte autochthone Landessprache bewahrt hatten.