RE:Turranius 7

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Gracilis Quellenschriftsteller des Plinius, Praef. annonae (?)
Band VII A,2 (1943–1948) S. 14421443
Turranius Gracilis in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register VII A,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|VII A,2|1442|1443|Turranius 7|[[REAutor]]|RE:Turranius 7}}        

7) Turranius Gracilis. Quellenschriftsteller des Plinius, von ihm im Index zu B. III. IX. XVIII und im Text III 3. IX 11. XVIII 75 genannt. Man hielt seine Zeit früher für unbestimmbar (vgl. Teuffel § 132, 6). Doch hat ihn O. Hirschfeld Philol. XXIX 27 = Kl. Schr. 967 mit dem Getreidepraefecten C. Turranius (Nr. 5) identifiziert, und das ist allgemein gebilligt worden. Nun sagt Plin. III 3, wo er die Entfernung a vico Mellaria Hispaniae ad promunturium Africae Album angibt, auctore Turranio Gracili iuxta genito: das bezieht man auf spanische Herkunft des T., und dafür sprechen weitere Tatsachen. Denn Plinius nennt ihn IX 11 als Gewährsmann für expulsam beluam in Gaditana litora, XVIII 75 für eine in Baetica und Africa vorkommende Gerstenart. Weiter geführt hat uns Münzer Beitr. zur Quellenkritik des Plinius 387ff. Plinius sagt IX 10 auctores habeo in equestri ordine splendentes visum ab bis Gaditano oceano marinum hominem toto corpore absoluta similitudine. Das weist mit ziemlicher Sicherheit auf T.; die Gegengründe von Cichorius Röm. Stud. 101, der die Stelle auf Trebius Niger (s. d.) beziehen möchte, sind nicht stichhaltig. Es liegt also nahe, weitere Notizen über Meerungeheuer IX 9f. 12f. ebenfalls aus ihm herzuleiten. Da nun in § 9 ein Brief des Legaten von Gallien an Augustus zitiert wird, so liegt es nahe, die Berufung auf ähnliche Schriftstücke XVIII 94. 114. 139 ebenfalls aus ihm herzuleiten; in § 114 handelt es sich um ein Dekret des Augustus, wonach den Neapolitanern eine bestimmte Summe für eine Kreideart gezahlt werden sollte, die die Campaner zur Herstellung von Graupen benötigten: das paßt ausgezeichnet zum Getreidepraefecten T. Übrigens konnte Plinius für spanische Dinge auch Cornelius Bocchus (Bd. III S. 579. IV S. 1273) zu Rate ziehen.

Nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich ist ferner, daß sich auf T. eine Stelle bei Diomed. 368, 26 (aus Plin. dub. serm. 34, 24) bezieht, wo für passives veniri Tyrannus de agri cultura primo zitiert wird (die erste Hälfte des Zitates entspricht Cato de agr. 2, 7). Hier ist Keils Vorschlag Turranius der bei weitem einleuchtendste (Titianus andere). Auch diese Schrift würde zu dem praef. annonae gut passen. Die Turraniana [1443] pira Plin. n. h. XV 54 könnten nach ihm genannt sein (auch hier hat E tyrr-).

Auf unsicherem Boden ruht natürlich, was man durch genauere Analyse des Plinius gewinnen könnte. Immerhin ließe sich anführen, daß manche eigenartigen Notizen in B. XVIII, die keine Parallelen in sonstiger landwirtschaftlicher Literatur haben und aus der Hauptquelle für dieses Gebiet, Celsus, nicht entnommen zu sein scheinen, dem gerade in diesem Buch herangezogenen T. verdankt werden könnten. Ich greife heraus die Anekdote von Tarius Rufus § 37 (?), die Notizen über Gewicht und Preise von Getreidearten 62. 66. 86-90; auch bei den rein praktischen Angaben 72ff. 79ff. 81f. könnte man an ihn denken. Die Gleichsetzung von olyra und oryza 75 (vgl. 92) ist ein grober Irrtum.