RE:praefurnium

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Heizloch, Schürloch, Feuerstelle des Hypokaustum
Band XXII,2 (1954) S. 13481350
Bildergalerie im Original
Register XXII,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|XXII,2|1348|1350|praefurnium|[[REAutor]]|RE:praefurnium}}        

praefurnium, Heizloch, Schürloch. Der Name p. findet sich zuerst bei Cato 38 in seinen Vorschriften für die Anlage des Kalkofens. Hat dieser nur ein p., dann muß innerhalb eine Vertiefung zur Aufnahme der Asche gemacht werden. Denn die Feuerung darf nicht durch das Herausschaffen der Asche unterbrochen werden. Darum war es vorteilhafter, zwei Heizlöcher anzubringen, damit abwechslungsweise das eine p. zum Brennen des Kalks, das andere zum Ausräumen der Asche benutzt werden konnte. In diesem Fall war eine Vertiefung im Innern unnötig. Das p. sollte möglichst vor Wind, besonders vor dem Südwind geschützt sein. Bei den 1907 in Brugg (Kant. Aargau) aufgefundenen Resten eines römischen Kalkofens bestand das p. aus Bruchsteinen, s. o. Bd. X S. 1607.

Später verwendet Vitruv. V 10, 2 (= Compend. Vitruv. XVI p. 300, 5). VII 10, 2. VIII 2, 4 den Ausdruck p. in der Beschreibung der Hypokaustenanlage in den Bädern. Da er an den genannten Stellen keinen näheren Aufschluß über das p. gibt, entstanden darüber verschiedene Erklärungen. Man verstand darunter den Vorraum oder den Bedienungsraum, worin sich der Heizer aufhielt, Overbeck-Mau Pomp. 212. 228. Ebenso bezeichnet Jacobi Saalb. 250f. Fig. 37f. den 1,30 auf 1,40 m großen und 0,80 m tiefer in den Boden versenkten Vorraum des Herdes als p., dem gegenüber sich das 36 cm hohe und 18–20 cm breite Feuerloch öffnet, Taf. 47, 7. 7 a; vgl. S. 124 Fig. 19. S. 91. 174. Taf. VIII 5. Dieselbe Ansicht [1349] vertreten Blümner Röm. Privatalt. S. 108. 111 Abb. 32 mit Berufung auf die angeführte Stelle, und Neuburger Techn. d. Altert. S. 262 Abb. 345. S. 264. 268 Abb. 348. Daß Vitruv jedoch mit p. nicht den Vorraum der Heizung bezeichnet, sondern die Feuerstelle, ergibt sich aus VIII 2, 4: caelum quod est ibi ex praefurniis ab ignis vapore percalefactum. Auch Jacobi a. O. S. 247ff. benennt mit p. den Herd oder Feuerraum, in dem das Feuer angezündet ist und von dem aus die heiße Luft unter dem Fußboden des zu heizenden Gemachs hinzieht. Nach Thédenat Daremb.-Sagl. III 346 ist das p. der Ofen des Hypokaustum, ein runder oder viereckiger überwölbter Raum mit Schürloch, Fig. 3937ff., davor oft ein Raum für den Heizer und das Heizmaterial (s. o.), Fig. 3937 b. Fabricius Art. Hypocaustum o. Bd. IX S. 333f. erklärt p. als lateinischen Ausdruck für hypocausis = Ofen gemäß Vitruv. V 10, 2. Dieser jedoch unterscheidet an dieser Stelle hypocausis (Heizstelle) und p. (Heizloch) voneinander, da die hypocausis so geneigt sein soll, daß ein hineingeworfener Ball von selbst zum p. zurückrollt. Das p. ist somit die Feuerstelle der hypocausis oder des Ofens. Es soll möglichst eng sein, damit nicht die Flamme nach außen dringe, wodurch natürlich die Hitze vergeudet wurde. Wegen der starken Hitze mußten die p. mit Ziegeln oder feuerbeständigen Bruchsteinen überwölbt sein. An den Funden auf der Saalburg sind sie kleine und enge Heizkanäle, so daß nach Jacobis Vermutung a. O. S. 248 die Feuerung mittels Holzkohlen geschah, die keinen Rauch und Ruß absetzen. Bei einem wohlerhaltenen, mit Backsteinen geplätteten Feuerherd ist das Schürloch mit starken Eisenstücken gedeckt, S. 258 Taf. XXXXVII nr. 6 und 6 a. Über p. in den Kaiserthermen in Trier und den Thermen von Cherchel, Lambaesis, Timgad u. a. vgl. Krencker-Krüger Die Trierer Kaiserthermen an zahlreichen Stellen. Die p. liegen an den Heizgängen, die die heizbaren Räume umgeben; durch sie wurden die Feuergase unter die Kessel, die Wasserbecken und die Fußböden gejagt, S. 47. 49. Abb. 63. In den Kaiserthermen führen die Öffnungen der p. in die hohlen, auf Pfeilern verlegten Fußböden. Als Baustoff wurden wie auf der Saalburg Ziegel verwendet oder die Wände, die aus Kalksteinen bestanden, damit verkleidet, S. 175. Die p.-Öffnungen weisen an einzelnen Stellen fünffache Ziegelbögen auf, S. 26 Abb. 80 u. a. Ein p. von 48 cm Breite ist mit Bodenplatten aus Ziegeln belegt, die Leibungen sind abwechselnd aus Ziegeln und Kalksteinen aufgemauert. S. 39. Abb. 50. Sowohl die Kaiserthermen in Trier wie die großen Nordthermen in Timgad zeigen, daß die p.-Öffnungen stets zunächst im Rohbau größer als erforderlich ausgeführt wurden, daß der zweckentsprechende innere Ausbau, die Einmauerung engerer Kanäle, erst in letzter Stunde erfolgte, S. 233 Abb. 337. S. 234 Abb. 341ff. In den großen Westthermen von Cherchel waren die p. im Rohbau etwa 1 m breit angelegt, und beim Ausbau der Heizung auf etwa 40 cm zugemauert. Jeder Raum hatte, wie übrigens auch anderswo in größeren Gebäuden ein eigenes p., das etwa 1/2 m unter dem Fußboden der geheizten Räume lag, S. 194. In [1350] den Bädern dienten die p. zur Erwärmung des Wassers wie zur Raumheizung, s. den Art. Hypocaustum o. Bd. IX S. 333. Daremb.-Sagl. V 215 a. 875. Fig. 7482. Kreneker a. O. S. 244f. Abb. 364. S. 272. Abb. 402.