Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Podelwitz

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Autor: M. G.
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Titel: Podelwitz
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 135–136
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Podelwitz.


Podelwitz liegt ¾ Stunde von Colditz, 1½ Stunde von Leissnig in sehr schöner Gegend, dem Thümlitzwalde südlich gegenüber, mit Collmen rainend.

Der Ort hat seinen Namen von dem im Jahre 1217 zu Leissnig anwesenden Werner von Podelutz.

Dieser Ort und die ganze Umgegend hatte im Jahre 1430 grosse Drangsale zu ertragen. Als die Hussiten in diesem Jahre die meissnischen Lande verwüsteten kamen sie auch hieher und nach Colditz, und plünderten und verwüsteten auch das Heiligste. Furchtbarer aber, als von allen früheren Unglücksfällen wurde Podelwitz von den Drangsalen des dreissigjährigen Kriegs betroffen. Die schwedischen Truppen verübten hier die ruchlosesten Grausamkeiten und um nur das nackte Leben zu schützen, retteten sich die Bewohner in die benachbarte Stadt Colditz. Den höchsten Grad hat das Elend im Jahre 1637 erreicht. Die Felder hatten schon vorher keinen Ertrag mehr gegeben, weil die Saaten stets von den schonungslosen, feindlichen Heeren abgeweidet, zerstampft und verwüstet worden. Das vorhandene Schlacht- und Zugvieh musste getödtet werden, weil es zu längerer Erhaltung an Futter fehlte. Eine Kuh wurde damals um 5 gGr., ein Schaaf für 1 gGr. verkauft, an Brod und Gemüse war gänzlicher Mangel. Zu jenen schrecklichen Bedrängnissen gesellte sich auch der Ausbruch epidemischer Krankheiten und insbesondere der Pest. In den folgenden Jahren erblickte man in dieser Gegend oft Pflüge, an die sich unter Leitung des Mannes, Weib, Magd und Kinder gespannt hatten, um ein Stück Land zu bebauen, das von den immer wieder durchziehenden Soldaten vom Neuen verwüstet zu werden in Gefahr kam. Ebenso empfand diese Gegend schwer die Lasten des siebenjährigen Krieges und der Napoleonschen Feldzüge. Die Herren von Schulenburg waren zur Zeit des 30jährigen Krieges Besitzer von Podelwitz, welche es von Herrmann von Heinitz auf Martinskirchen acquirirt hatten, während es vor diesem stets den Herren von Schulenburg gehörte, welche ins Kloster Geringswalde decimirten.

Nach den Herren von Schulenburg kam Podelwitz an die Herren von Corlowitz auf Oberrabenstein, dann an die Herren von Kötteritz, worauf es im Jahre 1828 vom Baron von Lorenz zum Kauf ausgeboten wurde, seit welcher Zeit es die Familie von Reiswitz im Besitze[WS 1] hat.

Podelwitz war früher und zwar geraume Zeit hindurch mit Colmen combinirt.

Podelwitz hat meist gute und neue Gebäude, sehr viel Holz und die niedere Jagd.

Die bedeutenden Braunkohlenlager um Podelwitz geben eine sichere und gewinnbringende Nahrung.

[136] Von Podelwitz aus hat man einen sehr schönen Weg nach dem benachbarten Rochlitzer Berg, der auch der Rochlitzer Wald hier genannt wird. Es ist der höchste Berg des Leipziger Kreises. Er erhebt sich 1200 pariser Fuss über die Meeresfläche hat an seinem Fusse 2 Stunden im Umfange und bildet zwei Gipfel, von denen der südwestliche um 160 Fuss niedriger als der Hauptgipfel ist. Durch seine Gebirgsart unterscheidet er sich von allen benachbarten Bergen und Bergrücken und muss derselbe als ein isolirtes Mittelgebirge betracht werden. Er enthält den berühmten Porphyr, – ein Gemenge sehr verhärteten Thons und äusserst feiner Quarztheile: Derselbe würde nur ein lockeres zelliges Ansehen haben, wenn die kleinen Zellen nicht wieder mit einem weichen, eisenhaltigen Thon, der gewöhnlich eine fleisch- oder ziegelrothe, zuweilen auch eine weisse oder bläuliche Farbe hat, angefüllt wären.

In den einzelnen Brüchen werden über 100 Arbeiter beschäftigt. Die Schlösser Augustusburg, die Pleissenburg, das Schloss zu Rochlitz, Colditz, Rochsburg und Waldenburg, sowie die Kirchen zu Rochlitz, Mitweida, Geithayn, Geringswalde, Penig sind von Rochlitzer Porphyr grösstentheils erbaut. In den ältesten Zeiten kommt dieser Porphyr unter dem Namen „Rochlitzer Marmor“ vor.

Unweit Podelwitz erhebt sich auch der sogenannte Hainberg, auf welchem eine im 30jährigen Kriege zerstörte Eiche stand die 24 Ellen im Umfange hatte.

Podelwitz gehört seit Aufhebung der Patrimonialgerichte und Einführung der neuen Gerichtsorganisation, also seit dem ersten October vorigen Jahres zum Gerichtsamte Colditz[1] und zur Ephorie Rochlitz und unter die dasige Amtshauptmannschaft des Regierungsbezirks zu Leipzig.

Podelwitz zählt 33 bewohnte Gebäude mit 40 Familienhaushaltungen und 200 Bewohnern.

Die ganze Gegend von Podelwitz ist nach allen Seiten hin fruchtbar und angenehm.

M. G.     



  1. Ueber Sachsens neue Gerichtsorganisation und über Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit überhaupt wird noch am Schlusse des ganzen Werks eine kurze Geschichte insbesondere folgen. (D. V.)



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Besite