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Schießwaffen

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Autor: Friedrich Gerstäcker
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Titel: Schießwaffen
Untertitel: Einige Worte über den Gebrauch und die Behandlung der Büchsen und Flinten
aus: Vorlage:none
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Erscheinungsdatum: [1848]
Verlag: Vorlage:none
Drucker: Otto Wigand
Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Commons
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[1]
Schießwaffen.
Einige Worte
über den Gebrauch und die Behandlung
der Büchsen und Flinten
von
Friedrich Gerstäcker.


Druck von Otto Wigand in Leipzig.


[3] Ein neues reges Leben ist in das sonst so stille, gemüthliche Deutschland gefahren. Zu den Waffen! Der Ton hat Anklang gefunden in deutschen Gauen und: zu den Waffen! zuckt nicht der Nothschrei, nein der Jubelruf durchs ganze Vaterland. Mag nun der Feind von Norden oder Osten drohn, mit diesem Geiste können wir fröhlich und gutes Muth’s den Tanz beginnen.

Eins aber müssen wir, und zwar gerade in dem Augenblicke wo wir wirklich zu den Waffen greifen, bedenken, daß die Waffe jetzt aufgehört hat Spielerei zu sein, und daß es sich nun um den ernsten thätigen Gebrauch derselben handeln soll. Die Männer, die daher eine Waffe in die Hand nehmen, um sie zu führen, müssen sie auch führen lernen und zugleich darauf sehn, daß es überhaupt eine gute führbare Waffe sei. Das letztere besonders ist in unseren gegenwärtigen Verhältnissen um so nöthiger geworden, da die momentanen Forderungen um Waffen, wenn auch nicht wirklicher Waffenmangel herrscht, doch so bedeutend sind und so plötzlich von allen Seiten kommen, daß sie nicht sämmtlich und zu gleicher Zeit befriedigt werden können.

Natürlich greift jetzt ein Jeder einstweilen das erste beste auf, was ihm an wehrartigen Gegenständen unter die Hände fällt, und besonders werden alle nur möglichen und erdenkbaren Schußwaffen, von der feinsten damascirten Büchse bis zum ordinairsten „Schießprügel“ hinunter, vorgesucht, wobei dann noch dazu die schlechtesten Stücke auch gerade in den Gebrauch derer fallen, die nicht damit umzugehen wissen. Das Nöthigste daher was jetzt dort, wo sich Compagnien bilden und Hauptleute gewählt werden, vorzunehmen sei, ist meiner Ansicht nach eine:

[4] Waffenrevision und zwar keine oberflächliche, die sich damit begnügt, daß außen kein Rost an den Flinten sitzt und die Schlösser Feuer geben, sondern eine Waffenrevision von damit gründlich vertrauten Männern, die besonders alle solchen ihnen gefährlich dünkenden alten Läufe und Musketen herauswählen und sie an geeigneten Plätzen mit doppelten Ladungen, oder auf welche Art sie es sonst für nöthig finden, untersuchen, ob sie auch im Stande sind mehrmaliges Schießen auszuhalten und nicht etwa dem glücklichen Eigenthümer wie dessen Nachbarn Gefahr und Verderben bringen können. Es ist sogar für die Ruhe der Leute selbst nöthig, daß etwas derartiges geschieht, denn wer kann z. B. kaltblütig in Reih und Glied stehn und laden und schießen, wenn er bei jedem Schuß, der neben ihm geschieht, immer ängstlich erwarten muß, daß ihm ein Stück Lauf oder irgend ein schlecht angeschraubtes Schloß um die Ohren fliegt.

Jeder Einzelne hat dabei, und ebenfalls unter Aufsicht von Sachverständigen, danach zu sehen, daß die Schlösser in bester Ordnung und gut geölt, und die Federn derselben nicht in mangelhaftem Zustand sind, damit sie im Augenblick der Noth aushalten, denn alle Reparaturen, die jetzt noch mit größter Leichtigkeit und sehr wenig Kostenaufwand gemacht werden können, möchten später, und wenn es die unbedeutendsten wären, in nicht geringe Verlegenheit bringen. Ich erinnere hier nur z. B. an das Ausspringen einer einzigen Schraube, die sämmtlich ganz besonders nachgesehen werden müssen, damit sie eben so wenig dermaßen eingerostet sind, um später allen Schraubenziehern auf das hartnäckigste zu widerstehen, als auch nicht zu ausgeleierte Gewinde haben und beim häufigen Gebrauch von selbst herausfallen, was von noch weit fataleren Folgen sein könnte. Vorzüglich ist die Schraube zu beachten, die den Hahn hält, weil mit dieser, wenn man es nicht gleich bemerkt, auch gewöhnlich der Hahn selbst verloren geht und nicht immer gleich wieder ersetzt werden kann.

Das zweite, was die Führer von Compagnien besonders zu beaufsichtigen haben, sind die Schießübungen, und zwar Schießübungen im weitesten Sinn des Worts, da ein großer Theil unserer freiwilligen Schaaren noch wirklich nicht einmal schießen, vielweniger treffen kann. Dies müßte aber auch als wirkliche Uebung betrieben und dabei, wie es sich bei Jedem was man lernt gehört, von vorn angefangen werden.

Die Art, wie man jetzt auf unserem Schützenhaus in Leipzig und wahrscheinlich auch an vielen anderen Orten Deutschlands das Schießen betreibt, ist nicht die rechte und kann nicht oder wenigstens nur sehr schwer und langsam zum Ziele führen. Ein paar Scheiben sind dort in achtzig Schritt Entfernung aufgestellt, und Massen von Menschen drängen sich mit den verschiedensten Arten von Waffen hinzu und schießen nach der Reihe ihre scharfgeladenen Gewehre gegen das Ziel ab. Unter zehn Schüssen fehlen wenigstens sechs die Scheibe, gar nicht selten geht dabei Flinte oder Büchse (so stöckisch die ersteren auch manchmal nach drei vier und fünfmaligem [5] Schnappen ihr Pulver verschließen) in die Luft von selber los, und schickt die Kugel Gott weiß wohin; das ist aber noch der geringste Schaden, das Schlimmste dabei ist, daß sich die Schützen, die eben die Scheibe gefehlt, den Henker daran kehren, ob sie zu hoch oder zu tief, ob links oder rechts vorbeigeschossen haben; sie laden nur schnell wieder, damit sie recht bald aufs Neue an die Reihe kommen, und sich können knallen hören. Außer dem Nachtheil, daß alle diese Leute eine unbestimmte Masse von Munition auf das zweckloseste vergeuden, haben sie auch nicht den geringsten Nutzen davon, denn sie lernen eben nicht schießen, auf was es doch abgesehen war, ja gewöhnen sich kaum an den Gebrauch der Waffen. Sie erfahren ebenfalls nicht wie ihr Gewehr schießt, wie viel Pulver es braucht und wie sie, je nach größeren oder geringeren Entfernungen, zu halten haben. Ich will also hier versuchen, den Leitern der Uebungen sowohl, wie den Einzelnen selbst, eine so viel als möglich gedrängte Uebersicht dessen zu geben, was Jeder zu thun hat, den Gebrauch der Feuerwaffe zu verstehen und sie selber auch später mit Erfolg führen zu lernen.

Der Gebrauch der Flinten und Büchsen ist aber sehr verschieden und erfordert deshalb auch verschiedene Erklärungen, nur der erste Anfang bleibt sich bei beiden Waffen gleich. Die Führer von Compagnien haben nämlich solche aus ihrer Schaar auszusuchen, die noch nicht mit Erfolg nach einem Ziel geschossen, oder überhaupt sogar an das Abdrücken nicht gewöhnt sind. Führen diese Percussionsgewehre, so wird der Versuch mit bloßen Zündhütchen, führen sie Steinschlösser, mit einfachem Pulver auf die Pfanne schütten und ohne irgend eine Ladung gemacht. Der Recrut soll sich und muß sich vor allen Dingen an das Aufblitzen des Pulvers vor seinem Auge, an den scharfen Schlag des Zündhütchens gewöhnen, damit er dabei nach irgend etwas zielt und ohne zu blinzen und zusammenzufahren, besonders aber ohne mit dem Gewehr selbst zu rucken, abdrücken lernt. Die geringste Bewegung dabei, sei es mit Arm oder Handgelenk, muß dem Lauf eine ganz andere Richtung geben und den Schuß erfolglos machen; je sorgfältiger man also sein Ziel in’s Auge faßt, und je ruhiger man sich beim Abdrücken hält, desto sicherer wird die Kugel die ihr bestimmte Bahn verfolgen.

Hiernach kommt der Versuch mit blinden Patronen, (d. h. solchen, die nur Pulver und kein Blei enthalten) nach einer Scheibe zu schießen, damit sich der Recrut daran gewöhnt bei dem lauten Schlag das Gewehr fest und sicher zu halten. Blinde Patronen sind aber deshalb die besten, weil erstens nicht so leicht Unglück damit geschehen kann und scharfe nur eine Munitionsverschwendung wären, denn an ein mehr als zufälliges Treffen ist ja doch im Anfang nicht zu denken, da der Neuling im Schießen, sollte er die Kugel wirklich einmal in’s Schwarze treiben, gewiß selten oder nie weiß, wie er darauf abgekommen ist, d. h. wo er in dem Augenblick als er den Drücker berührte, mit dem Korn war. Die Lehrer müssen [6] bei solchen Versuchen besonders darauf sehen, daß der Schießende unmittelbar nach dem Schuß noch im Anschlag liegen bleibt, um sich damit vertraut zu machen, das Ziel im Auge zu behalten. Diese Uebung ist aber auf jeden Fall fortzusetzen, bis der Lernende vollkommen ruhig und fest, ohne zu zucken, abdrückt, und man voraussetzen kann, er habe sich an die Explosion gewöhnt.

Jetzt erst darf das Feuern mit scharfen Patronen beginnen, und es wäre gut, ja es ist sogar, ebenfalls um Munition und Zeit zu sparen, nöthig, daß eine große, wenigstens sechs bis acht Fuß im Durchmesser haltende Scheibe auf etwa dreißig Schritt, oder auch noch näher, aufgestellt wird, damit der Schießende sie gar nicht fehlen kann und nun in verschiedenen Schüssen deutlich sieht, wie seine Kugeln sitzen, ob rechts ob links, ob oben ob unten, und wie er sein Gewehr zu halten habe, um dem Centrum näher zu kommen. Ist ein Schütze erst einmal im Stande auf 30 Schritt schwarz zu schießen, so wird er es auch bald auf vierzig und fünfzig können und die Distance muß nun vergrößert werden, bis zu hundert Schritt.

Von nun an beginnt eine andere Uebung und zwar, wenn man auch im Feld mit Erfolg auf den Feind schießen will, nach einer sechs Fuß hohen und zwei Fuß breiten Scheibe, die in drei Theile abgeschieden sein mag, (in den oberen, mittleren und unteren). Der mittlere muß das Centrum enthalten und zweckmäßig wäre es hier noch mit einer Entfernung von etwa sechzig Schritte die Schießübung zu beginnen und die Distance weiter und weiter bis endlich auf 200 ja 250 Schritt auszudehnen, damit die Schüler dadurch nicht allein lernen einen wie genauen Schuß es erfordert, in solcher Entfernung das schmale Ziel zu treffen, sondern auch wie sie, je nach größeren oder kleineren Entfernungen zu halten haben, um ihr Ziel weder zu über- noch zu unterschießen.

Hierzu sind nun wieder folgende Erfordernisse nöthig: Jeder Schütze muß sein Gewehr, was er führt, genau kennen, – denn ein Gewehr hat nicht selten, wie ein Mensch, seine Launen und Eigenheiten – er muß wissen z. B. wie weit es mit Sicherheit trägt, damit er über die Entfernung nicht hinausschießt und eine gute Ladung förmlich wegwirft; er muß wissen, ob es „gerade Linie hält,“ oder links oder rechts ab trägt; er muß aber vor allen Dingen sein Augenmaß üben, um zu bestimmen, wie viel Schritt eine aufgegebene Distance beträgt, denn ohne das würde ihm selbst die noch so genaue Kenntniß seines Gewehres nur sehr wenig helfen. Nichts ist aber leichter, als eben das zu üben, denn man braucht sich nur beim Gehn in jeder Straße, auf jedem offenen Platz irgend einen Gegenstand mit den Augen auszusuchen, und kann dann die Entfernung abschätzen und durch Ausschreiten augenblicklich die Probe darauf machen. Es ist dazu weiter nichts, als einige Uebung erforderlich.

Soviel für jetzt über das Schießen im Allgemeinen, ich will nun auf die einzelnen Waffen, auf Flinten und Büchsen übergehen.

[7] Die Flinte oder Muskete ist jedenfalls das einfachste tragbare Schießgewehr; ein glatter Lauf und ein gutes Schloß machen ihre Hauptbestandtheile aus, dennoch will sie aber ebensowohl gekannt und verstanden sein, wie ihre schon künstlichere Schwester, die gezogene Büchse. Leider sind jedoch nur zu viel Musketen mehr auf ihr Bajonnet, als auf ihre Kugel angewiesen und oft, allem Anschein nach, förmlich zum Schießen in’s Blaue berechnet. Das Visir[1], was sogar auf den meisten noch fehlt, ist wie mit der Holzaxt zugehauen, das Korn hoch und grob, Querbänder gehn über den Lauf weg und bei manchen dieser alten Muskedonnen kann man wirklich kaum mehr thun, als den Lauf nach der Richtung hinhalten, nach welcher man zu schießen wünscht. Nichts desto weniger ist die Mehrzahl wirklich brauchbar, erfordert aber dann auch um so mehr eine genaue Kenntniß jeder einzelnen Waffe.

Wer eine Muskete führt, muß sich vor allen Dingen mit der Lage derselben vertraut machen; das heißt: der Kolben und Schaft derselben muß so gebaut sein, daß das Auge, sobald man damit anlegt, augenblicklich und ohne weiteres Auf- oder Niederdrücken, gar nichts vom Lauf selber, den es in genauer Parallellinie überfliegt, sondern nur, scharf abgeschnitten, das vorn sitzende Korn zu sehn bekommt. Ist das nicht der Fall, so wird der ohnedieß schon unsichere Schuß noch viel unsicherer und ein richtiges und besonders schnelles Zielen ungemein erschwert. Liegt das Gewehr aber, das heißt: bietet es dem Zielenden eine leichte und bequeme Lage, so ist es das Beste, wenn man beim Zielen den Gegenstand nach dem man schießt, wie das Sprichwort sagt, und zwar wörtlich in dessen Sinn, auf’s Korn nimmt, oder in der Schützensprache „aufsitzen“ läßt. Das heißt: man geht mit dem hellen Korn soweit an den Gegenstand hinauf, bis man zu dem Fleck kommt, welchen man genau zu treffen wünscht, bei einer Scheibe also das schwarze Centrum, und drückt, sowie man mit dem Korn darunter ist, also so lange dieses den Gegenstand selber noch nicht „deckt,“ ab. Man hat dabei den Vortheil, daß man sein Ziel vollständig im Auge behält und stets noch vor dem Abdrücken wissen und es berücksichtigen kann, wenn man zu weit rechts oder links abwanken will. Zu diesem Zweck muß man sein Gewehr aber auch danach einschießen und genau bestimmen können, wie es in den verschiedenen Distancen trägt. Anders ist es freilich, wenn man mit erhaltenen Patronen feuert, und dadurch die Quantität Pulver, die man zu nehmen hat, zugemessen und eingepackt bekommt, dann bleibt freilich nichts übrig, als sich genau davon zu überzeugen, wie stark [8] solche Ladung die Kugel hinausstößt, um danach in größerer oder geringerer Entfernung den Punkt zu bestimmen, auf welchen man zielen, oder mit anderen Worten: wie hoch man halten muß, einen über die gewöhnliche Schußweite entfernten Gegenstand zu treffen.

Hierbei ist nun noch besonders zu beobachten, daß das Schloß wohl eingeölt sei und sich leicht und bei schwacher Berührung abdrückt, denn geht es schwer und muß man, wie das bei manchen Gewehren nur zu häufig der Fall ist, erst ordentlich hineinreißen, ehe man den Hahn zum Hinunterschlagen bringt, so versteht es sich von selbst, daß man dann nicht im Stande ist, den Lauf zu gleicher Zeit fest und unbeweglich zu halten, und der dadurch unvermeidliche Ruck wirft die Kugel, wer kann sagen wohin?

Percussionsschlösser sind nun, selbst bei Musketen, den Feuerschlössern weit vorzuziehen, weil sie erstens sicherer und schneller losgehen und auch nicht so leicht der Gefahr ausgesetzt sind, durch einen nur mittelmäßigen Regen unbrauchbar gemacht zu werden, aber auch bei Percussionsgewehren ist die Vorsicht nöthig, die Pistons (die kleine Röhre, auf welche das Zündhütchen aufgesetzt wird) besonders rein zu halten, damit sie sich nicht verstopft und das Abfeuern unmöglich macht.

Einen Piston- und Schraubenzieher sollte überdieß Jeder in seiner Patrontasche bei sich führen, und ebenso – ein fast noch wichtigerer Gegenstand – mehre besondere Pistons, die in das Gewehr passen, da es keineswegs so selten vorkommt, daß einmal ein solches Piston ausfliegt und dann nur sehr schwer wieder ersetzt werden kann. Noch eine Vorsicht ist bei den Percussionshähnen zu gebrauchen: – sie nicht ohne Zündhütchen auf das Piston niederschlagen zu lassen, wodurch sie, wenn sie gut gehärtet sind, leicht abspringen können. Die besten Zündhütchen für’s Feld, wo sie häufig der Nässe ausgesetzt werden, sind die sogenannten Kupferhütchen mit Metalldecken, die innen auf der weißen Masse noch ein kleines Kupferplättchen liegen haben.

Einfacher ist beim Feuerschloß die ganze Einrichtung, wo ein gewöhnlicher Feuerstein am Pfannendeckel herunter und die herausspringenden Funken in die mit Pulver gefüllte Pfanne schlägt. Aber auch hier erfordert es nicht allein besondere Aufmerksamkeit den Stein geschärft zu halten, sondern ihn auch so zu befestigen, daß er leicht und sicher und in seiner ganzen Breite gegen den Stahl schlägt. Am besten und festesten schraubt man ihn zwischen ein dünngeschlagenes, ihn halbbedeckendes Stückchen weiches Blei, was gerade die Breite der Hahnklammern hat. Die flache Seite des Steines kommt gewöhnlich unten hin, das ist aber nicht unumgänglich nöthig, sie kann auch nach oben kommen, nur muß der Stein selber fest und unerschütterlich sitzen und es ist gar wohl darauf zu sehn, daß jeder Theil einer Schärfe gleichmäßig gegen den Stahl anschlägt, was man durch langsames Hinunterlassen des Hahnes ergreifen und ordnen [9] kann, der die Batterie etwa am dritten Theil von oben berühren muß, da er sonst dieselbe nicht ganz aufschlägt.

Beim Laden mit Patronen reißt oder beißt man von dem Papier, welches das Pulver umschließt, den oberen Theil ab und hält dann die Patrone in den Lauf, damit das Pulver vollständig in diesen hinunterfällt, man thut wohl, die Patrone dabei ein wenig zu schütteln; dann schiebt man sie nach und stößt sie mit dem Ladestock hinunter, daß sie wohl aufzusitzen komme und nicht etwa entweder einen Raum über dem Pulver lasse oder wieder zurückrutsche, was in geringem Maaße das Gewehr veranlassen würde zu stoßen, in größerem sogar den Lauf zersprengen müßte.

Darauf ist besonders zu sehn, daß die Batterie ordentlich schließt, damit das Pulver auf der Pfanne, wenn man das Gewehr geladen mit sich trägt, nicht herausfällt, oder auch zu leicht Feuchtigkeit anzieht, daß aber auch die Batterie besonders beim Laden selbst geschlossen ist, damit das Pulver nicht zum Zündloch herausfährt.

Eine weit genauere und sorgfältigere Behandlung verlangt die gezogene Büchse, die aber auch dafür in ihrer Wirkung sicherer und tödtlicher ist.

Gezogen heißt sie deshalb, weil ihr Inneres nicht glatt, wie bei der Muskete, sondern mit gewöhnlich acht spiralförmig laufenden Zügen versehen ist, die, in dreißig Zoll Länge etwa, einmal herumgehn. Um nun stets eine gleichmäßige Quantität Pulver zu haben, bedient man sich bei der Büchse einer sogenannten Gradladung, und wird etwa, zu einer Kugel die zwei und zwanzig auf’s Pfund gießt, fünf Grad auf hundert Schritt gebrauchen. Das kann jedoch keineswegs als wirklicher Maaßstab betrachtet werden, sondern ist nur eine sehr ungefähre Angabe, da jede Büchse besonders eingeschossen und probirt sein will. Beiläufig erwähnt, hat der Amerikaner (bekanntlich der beste Büchsenschütze der Welt, die Tyroler kaum ausgenommen) auf seine praktische Manier eine eigene Art die Quantität Pulver zur Kugel zu bestimmen, wenn er kein Maaß bei der Hand hat, oder gar erst im Begriff ist, eins aus Hirschhorn zu fertigen. Er legt die Kugel in die flachausgestreckte linke Hand und schüttet mit der rechten langsam soviel Pulver darüber, bis sie ganz davon bedeckt ist – das ist die Ladung für die Kugel, denn ist diese klein, so braucht sie natürlich wenig Pulver, das mit der Größe ebenfalls steigt. –

Um eine Büchse aber zu laden, müssen wir von vorn beginnen.

Zuerst wird also, wenn man das irgend bei der Hand hat, ein klein wenig Werg oder Hede auf das Piston, zwischen dieses und den darauf niedergelassenen Hahn gelegt. Das hat den Vortheil, daß später, wenn die dicht schließende Kugel in den Lauf kommt, die ausströmende [10] Luft hierdurch entweichen kann, ohne einen Theil des Pulvers mitzunehmen; das erstere würde verhindert, läge der Hahn fest und ohne Werg auf das Piston, das zweite wäre unfehlbar der Fall, hätte man den Hahn aufgezogen. Hiernach schüttet man die gehörige Ladung Pulver, die man an seiner Gradladung angezeigt hat, hinein und legt nun ein sogenanntes Pflaster auf den Lauf oben. Diese Pflaster werden am besten aus Leinen- oder halbleinen Barchent gefertigt, mit einem kreisförmigen dazu geschmiedeten Eisen ausgeschlagen oder auch viereckig geschnitten, dann auf einen Faden gereiht und in zerlassenes, reines Talg getaucht; sobald sie durchzogen sind, ausgedrückt, – doch nicht zu fest – und dann hingestellt, bis sie erkalten. Ihre Größe richtet sich nach der Kugel und es wird weiter Nichts vom Pflaster verlangt, als daß es die Kugel rings umschließe und sie von der Berührung des Laufes selbst abhalte. Die rauhe Seite des Barchent kommt auf den Lauf und die hieraufgesetzte Kugel muß so passen, daß sie sich etwas schwer aber nichts destoweniger glatt, in den Lauf hinunterdrängen läßt. Bei Scheibenständen bedient man sich hierzu vor allen Dingen eines kleinen hölzernen Hammers, der die Kugel erst mit dem Pflaster oben in den Lauf schlägt, und mit dessen Stiel man ihr nachher noch kräftig ein Stück weiter nachhilft, und sie endlich mit Hülfe des Setzstockes ganz hinunterstößt. Je besser die Kugel sich in die Züge hineindrängt, desto sicherer ist der Schuß, sie darf aber doch auch, und besonders nicht auf der Jagd und im Felde, zu schwer hinuntergehen. Auf der Jagd verträgt das Wild das Klopfen nicht, und im Kriege hält es zu lange auf, wie denn auch nichts leichter verloren ist, als ein solcher Hammer selbst. Das, was ich zu einem praktischen Gebrauch der Büchse im Felde rathen möchte, wäre ein einfacher starker Setzstock von hartem Holz mit rundem Knopf oder Griff oben, den man in einem Ring an der Seite tragen könnte, und zum Nothfall dann einen eisernen Ladestock mit Messing Knopf, denn ganz von Eisen würde er die Züge zu sehr angreifen, und ganz von Holz ist er, besonders von Ungeübten und bei hitzigem Laden, wo sich die Kugel vielleicht einmal ein wenig festsetzt, zu leicht dem Zerbrechen preisgegeben.

Sollten die Pflaster alle verbraucht sein, und man auch kein Talg haben neue zu machen, so muß man sich natürlich mit dem ersten besten Stückchen Leinwand oder Zeug begnügen, in dem Fall möchte es aber, besonders wenn die Büchse schmutzig ist, nöthig sein, den äußeren Theil des Pflasters, der gegen den Lauf kommt, mit der Zunge etwas anzufeuchten, die Kugel bleibt sonst nicht selten im Laufe stecken und kann nur mit größter Anstrengung niedergetrieben werden.

Wie man die Kugel aufsetzt, bleibt sich gleich; d. h. es ist einerlei, ob der abgeschnittene Theil derselben nach oben oder nach unten kommt – nur nicht seitwärts – die Deutschen behalten das abgeschnittene Ende nämlich oben, die Amerikaner drücken es nach unten in das Pflaster und der Beweis ist also dadurch geliefert, daß beide Methoden gleich gut sind. [11] Die Kugel darf aber, sobald sie unten auf dem Pflaster aufsitzt, nicht zu fest eingerammt werden, sie schlägt sich sonst oben ganz breit und zerdrückt auch vollkommen die feinen Pulverkörner; es genügt, wenn sie nur eben fest, daß kein Zwischenraum bleibt, auf dem Pulver aufsitzt. Man überzeugt sich davon leicht, wenn man den Ladestock hinabfallen läßt; springt er herauf, so hat die Kugel unten in dem Pulver ihren Widerstand gefunden. Nur die Vorsicht möchte ich noch anempfehlen, sich an Lade- oder Setzstock ein Zeichen zu machen, wie tief derselbe bei einer ordentlichen Ladung in den Lauf geht, denn, ist die Büchse sehr schmutzig, so kommt es wohl auch manchmal vor, daß sich die Kugel so fest klemmt, den Ladestock wirklich zurückspringen zu lassen, ohne daß die Kugel unten angelangt ist; ein Blick auf den Einschnitt giebt dann gleich die Ueberzeugung.

Die Büchse ist nun geladen und ein Ziel soll in’s Auge gefaßt werden. Hier aber nun, wo es auf einen weit genaueren Schuß abgesehen ist, als bei der Muskete oder Bayonnetflinte findet sich auch in dem, inmitten des Laufes angebrachten Visier eine besondere und akkuratere Vorbereitung. Das Auge fliegt nämlich jetzt nicht mehr gleich und ungehindert nach dem Korn hinüber, sondern muß sich erst, durch das Visier hindurch seine Bahn suchen, was natürlich die Ursache eines langsameren, aber auch weit genaueren Schießens wird. Das Zielen mit der Büchse theilt sich aber wieder in mehrere Unterabtheilungen – in feines, grobes und gestrichenes Korn; das heißt: der Schießende muß genau wissen, wie er es mit dem Pulver, was er geladen, zu halten hat, damit die Kugel genau den Punkt trifft, den er im Auge hat. Ein feines Korn heißt es dabei, wenn er in dem Einschnitt des Visiers nur eben den Schimmer des vornstehenden Korns erblickt – ein grobes, wenn dasselbe schon deutlich hervortritt, aber das Visier noch nicht ausfüllt, und ein gestrichenes, wenn der obere Rand des gewöhnlich hellen Kornes so hoch in dem Ausschnitt des Visiers kommt, daß es mit dieses oberen, horizontal laufenden Rande vollkommen gleich steht. Dieß gestrichene Korn ist denn auch für den Ungeübten sowohl, wie überhaupt für schnelles Schießen das Beste, man braucht nicht erst lange abzucirkeln, hat gleich das Maaß am Visier vor sich, und ist augenblicklich fertig. Das Ziel muß man dabei aber ebenfalls, wie ich schon beim Flintenschießen erwähnte, aufsitzen lassen, d. h. man fährt mit dem gestrichenen Korn aufwärts und berührt den Drücker sobald man dicht unter dem Gegenstand anlangt. Es ist nämlich zum sicheren Schießen ungemein vortheilhaft, wenn man die Mündung zu dem Punkt den man sich zum Ziel gesteckt, langsam erhebt. Während dem in die Höhe richten, behält das Gewehr stets eine feste Lage, sowie es aber in horizontaler Lage festgehalten wird, beginnt auch schon das Abwanken zur rechten und linken. Kommt man also beim Emporheben nicht ganz gut ab, das heißt: hat man, bis man die Mündung der Büchse bis zu ihrem Ziel erhoben, dasselbe nicht [12] ordentlich und genau auf’s Korn nehmen können, dann setze man lieber noch einmal wieder ab und beginne von Neuem, denn viel besser ist es einen langsamen aber guten Schuß zu thun, als eine gute Ladung auf’s Ungewisse in’s Blaue hineinzufeuern und dadurch einfach wegzuwerfen.

Die Entfernung des Gegenstandes, nach dem man zielt, wird bei der Scheibenbüchse gewöhnlich durch verschiedene hohe und niedere Visiere bestimmt, hat man aber nur ein einziges, so muß sich der Schütze stets daran erinnern, daß er, je gröber er das Korn nimmt, desto höher schießt. Ist seine Büchse aber auf gestrichenes Korn und vielleicht auf 100 Schritt eingeschossen und will er beträchtlich weiter schießen, so muß er ein klein wenig höher halten, das ist dann jedoch nie ein sicherer Schuß.

Noch eins bleibt mir bei Visier und Korn zu erwähnen. Schießt die Büchse zu viel rechts oder links, so kann man dem dadurch sehr leicht abhelfen, daß man das Korn ein wenig zur Seite schlägt (das Visier, wenn es einmal ordentlich in der Mitte steht, läßt man lieber unberührt) und hierbei muß der Schießende nur das immer im Gedächtniß behalten, daß er das Korn nach der Seite schlägt, wohin die Büchse schießt. Schießt sie also zu viel links, so schlägt er das Korn ein klein wenig nach der linken Seite, dadurch wird er, wenn er wieder anlegt, genöthigt, den Lauf ein klein wenig mehr rechts hinüberzudrücken, um das Korn in’s Visier zu bekommen, und der frühere Fehler hebt sich dadurch. Ist es dagegen nöthig, daß er am Visier schlägt, so muß er dieses natürlich, wenn die Büchse z. B. links schießt, rechts hinüber klopfen.

Noch ein Gegenstand, der bei der Büchse die größte Aufmerksamkeit erfordert, ist der Doppeldrücker oder sogenannte Stecher. Da nämlich selbst die geringste Erschütterung oder Bewegung, das unbedeutenste Rücken, die Kugel aus ihrer Richtung bringt, so ist man auf einen Ausweg gefallen das Abdrücken so leicht und rasch als möglich zu bewerkstelligen. Man hat nämlich eine Art Hebel erfunden, der den Drücker im voraus aushebt und auf seinem äußersten schärfsten Rande festhält – die leiseste Berührung und er schnappt herunter, der unbedeutenste Druck, und der Hahn schlägt auf das Kupferhütchen nieder. Leicht erklärlich ist es dabei, wie solche Drücker auch die größte Aufmerksamkeit erfordern, damit ebensowenig ein Unglück damit geschieht, als auch, selbst schon beim Anlegen, die Büchse nicht früher losgeht als der Schießende beabsichtigt, und ehe er sein Ziel in’s Auge gefaßt, sobald nämlich der nicht daran gewöhnte Finger, nur im leisen Fühlen nach dem Drücker, diesen berührt und zugleich abdrückt. Deshalb ist die Büchse auch für Laien eine höchst gefährliche Waffe und diesen weit eher ein Gewehr mit einfachem, gewöhnlichem Drücker anzurathen. Der beste Schutz gegen zu frühes Abfeuern ist übrigens der, daß man sich daran gewöhnt, sobald man den Hahn aufgezogen hat und im Begriff ist zu schießen, vor allen Dingen sticht, d. h. [13] den hinteren der beiden Drücker förmlich abdrückt, wodurch der Stecher gesetzt wird, und dann den Zeigefinger der rechten Hand an den Vorschutz legt, zielt und nun, erst im Moment des Abdrückens nach dem Stecher zurückfährt. – Eins ist jedoch noch über den Stecher zu bemerken, und zwar zur Selbsthülfe, um ihn leichter oder schwerer zu stellen. Es befindet sich dicht hinter dem geraden Stecher und zwischen den beiden Drückern, nach unten niederlaufend, eine ganz kleine Schraube, diese angezogen setzt den Stecher feiner, während sie, zurückgeschraubt, ihn schwerer gehen macht.

Noch eins möchte ich über das Reinlichhalten der gezogenen Büchsen hinzusetzen. So wenig nämlich darauf ankommt, einen glatten Lauf, besonders ein Schrotgewehr, im Innern fortwährend blank und vom Roste frei zu halten, so wichtig ist dies bei der Büchse, und diese sollte, abgeschossen, womöglich keine Nacht ungereinigt stehen bleiben. Gar zu leicht setzt sich der feine Rost in die Züge und ist das einmal geschehen, so hilft kein Putzen und Poliren mehr, der Rost frißt weiter, zerreißt beim Schießen das Pflaster und giebt der Kugel eine wechselnde, unsichere Richtung. Manche Büchse schießt sogar schon nach dreißig vierzig Schüssen nicht mehr so sicher, wenn der Lauf nicht indeß gereinigt wird. Der amerikanische Jäger weiß das recht gut und führt seinen Krätzer stets bei sich, mit dem er, wenn ihm Zeit bleibt, nach jedem Schuß seinen Lauf auswischt und dann von frischem lädt, was auf solcher Jagd auch besonders zu empfehlen ist, da man ja gar nicht weiß wie lange man die Kugel im Rohr behalten muß, ehe man sie wieder hinausschießt. Bleibt die Büchse übrigens geladen, so ist die Gefahr nicht so groß, da die später ausgeschossene Kugel allen Schmutz mitnimmt. Das Reinigen der Büchsen muß gründlich, vermittelst auswaschen geschehen und man hält sich zu diesem Zweck am Besten zwei lange Stöcke aus hartem Holz, die man unten mit einem scharfen Messer rauh einschneidet und mit Werg umwickelt. (Das Einschneiden geschieht deshalb, damit das festgewickelte Werg nicht wieder herunterrutschen kann.) Man schraubt nun den Lauf aus dem Schaft, nimmt auch das Piston heraus, setzt den Lauf mit dem unteren Theil in lauwarmes oder kaltes Wasser, und wäscht nun, mit dem am Stock sitzenden Werg das Innere der Büchse so lange und mit immer gewechseltem Wasser aus, bis dieses rein und ungefärbt bleibt. Der Lauf enthält also nun keinen Schmutz mehr, und muß jetzt wieder so trocken ausgerieben werden, daß auch nicht die geringste Feuchtigkeit darin zurück bleibt. Das geschieht vermittelst des anderen Stockes mit dem trockenen Werg, was den unteren Theil desselben nur eben dick genug umgiebt, die größte Nässe hinwegzunehmen; nun wickelt man immer mehr trockenes Werg nach, bis es sich immer schwerer im Laufe hin- und herschieben läßt, nun auch vollkommen in die Züge selber eindringt, und jede Feuchtigkeit daraus entfernt. So lange wird dies Austrocknen fortgesetzt, bis das rein und weiß hineingestoßene Werg, ebenso weiß wieder zurückkehrt. Vorzüglich muß man zugleich darauf achten, daß der untere Theil des [14] Laufes, die Pulverkammer, recht tüchtig ausgewischt und getrocknet ist und hiernach setzt man erst das Piston, dessen Schraube man vorher ein wenig einölen kann, wieder an seinen Platz, reinigt mit einer alten Zahn- oder Nagelbürste die Schlösser und den Theil des äußeren Laufes, den die Explosion des Zündhütchens gefärbt hat, streicht das Alles ein wenig mit feinem Oel an (nur darf ja kein Oel in die enge Pistonröhre kommen, weil sich sonst aus diesem und dem hinzukommenden Pulver eine feste Masse bildet) und schraubt nun die ganze Büchse wieder zusammen. Auch in den Lauf kann man einen leichten Anflug von Oel lassen, heißt das bei Büchsen, die ohnedies mit fetten Pflastern geschossen werden; einem glatten Flintenlauf würde Oel aber dagegen sehr nachtheilig sein, und einen höchst unsichern Schuß verursachen. Die Flintenläufe wollen nun auf die vorbeschriebene Art gut ausgewaschen und getrocknet sein, sonst ist ihre Behandlung ganz dieselbe, wie die der Büchse.

Unter keiner Bedingung schieße man aber aus einer spiralförmig gezogenen Büchse Schrot, oder nackte, und besonders zu kleine Kugeln; die Züge verbleien sich dadurch und die Waffe verliert den sichern Schuß.

So sehr ich nun in jeder Beziehung für den Gebrauch der gezogenen Büchse bin, und das keineswegs als Grund für die Flinten gelten lassen kann, daß man im Stande ist, mit diesen soviel schneller zu laden und zu schießen, da es ja nicht auf die Anzahl der abgefeuerten Schüsse und auf das öftere Knallen, sondern besonders auf das Treffen bei der Schußwaffe ankommt, so möchte ich doch allen denen, die überhaupt noch nicht gut mit Gewehren umzugehen wissen, eher rathen, sich lieber des gewöhnlichen Gewehrs zu bedienen, als gleich mit der schwierigsten Schießwaffe zu beginnen, denn in dem Fall leiden sie unter dem Unangenehmen der Büchse, nicht schnell wieder laden zu können, ohne dafür den sichern Schuß zu haben, den ein geübter Schütze hat. Unter keiner Bedingung möchten solche aber in wirkliche Scharfschützen-Compagnien, die zum Tirailleurdienst bestimmt sind, eintreten, denn unbedingt gehört dorthin, wo es auf den einzelnen Schuß und kaltes besonnenes Blut ankommt, auch nur der, der seine Waffe nicht allein tadellos zu führen, sondern auch mit ihr gewandt und sicher umzugehen weiß. Um so nöthiger ist es daher, die Schießübungen mit Eifer und unter Aufsicht tüchtiger Lehrer zu betreiben, denn nur Uebung allein ist im Stande, eine Kunst zu lehren, die einzig und allein nur praktisch existirt, und daher auch praktisch gelernt sein will.

Was nun die Munition betrifft, so wird diese im Krieg wohl allerdings geliefert, in unserer Zeit aber, wo Gewehre von allen Ecken und Enden zusammenströmen, und dadurch die verschiedenartigsten Caliber auftauchen, möchte es wohl der Mühe lohnen, auch davon ein Wort zu reden. Bei den Büchsen versteht es sich schon ohnedies von selbst, daß jeder seine eigene Kugelform, seine eigenen Pflaster und Zündhütchen wie sein Pulverhorn bei sich führt, aber auch bei den Flinten wäre es gerathen, daß Jeder [15] mehr auf sich selbst, als auf Lieferungen vertrauen möchte, die bei solch verschiedenartigen Kalibern für einen sehr großen Theil ungünstig ausfallen würden. In einem derartigen Fall könnte der Soldat mit zu seinem Gewehr nicht passenden Patronen, dasselbe leicht sprengen oder unbrauchbar machen und es wäre daher sehr zu wünschen, daß Jeder, der eine Schießwaffe führte, auch alles das lernt, was zur Herstellung der Munition gehört und sich also nicht allein seine Kugeln gießt und Pflaster macht, sondern auch im Stande ist, seine Patronen selber zu verfertigen, damit er nicht fortwährend auf Andere angewiesen und von Umständen abhängig bleibt. Selbst zu den Flinten würde es vortheilhaft sein, wenn jeder seine Kugelform bei sich führen wollte.

Noch eine Warnung möchte hier, was Doppelgewehre, oder Büchsflinten betrifft, am Platze sein. Der an ein Doppelgewehr nicht Gewöhnte muß es sich zur unabweichbaren Pflicht machen, sowie er einen Lauf abgeschossen hat und wieder laden will, den Hahn des anderen noch geladenen Laufes augenblicklich in Ruhe zu setzen, denn nur zu oft ist es schon geschehen, das durch das Einstoßen der Patronen der Nachbarlauf sich von selbst entlud. Ebenso ist, – was übrigens von allen Percussionsgewehren gilt – das Zündhütchen nie eher aufzusetzen, bis der letzte Pfropf hinunter gestoßen wurde. Ebenso hat man sich vor dem Verladen zu hüten, daß man nicht das Pulver (wenn erst ein Lauf abgeschossen) in den anderen wirft und den Pfropf nachher in den rechten setzt, oder umgekehrt. Am Besten ist es, man gewöhnt sich gleich von vornherein an eine Regelmäßigkeit darin, setzt beim Laden die Flinte neben sich, an die linke Seite, die Schlösser nach vorn, und beginnt dann, wenn beide Läufe abgeschossen sind, mit dem rechten zuerst. Geht man von dieser Methode nie ab, so wird man sich bald daran gewöhnen.

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Wenn ich in dieser meiner Auseinandersetzung vielleicht etwas weitläufig geworden bin, so mag es der Leser mit der Wichtigkeit des Gegenstandes entschuldigen; ich will jetzt nur noch einige kleine, doch keineswegs unbedeutende Punkte erwähnen, deren zweiter vielleicht selbst alten, geübten Jägern neu sein möchte.

Der erste betrifft einen Theil der Büchse selbst und zwar die, gewöhnlich durch eine Feder verschlossene, an der äußeren Seite des Kolbens befindliche lange Kapsel, in welcher die Schützen nicht selten Kugeln, Zündhütchen oder auch nur den Schraubenzieher aufbewahren. Es hat das aber einen sehr großen Nachtheil, auf den ich den Leser hier aufmerksam machen möchte. Bei nassem Wetter verquillt dieser Holzdeckel nicht selten und ist dann weder durch Klopfen noch Drücken zu bewegen, auch nur eine Haarbreite [16] Raum zu geben; was man dann in der Kapsel hat, bleibt darin und ist unter keiner Bedingung heraus zu bekommen. Das Beste, und was ich besonders auf der Jagd praktisch gefunden habe, ist: die Kapsel mit Talg, (am Besten Hirschtalg) auszufüllen, um dieses später zu den Pflastern zu gebrauchen. Man kann auch den Deckel der Kapsel ganz herunter lassen, nur muß man sich nachher hüten, daß man die Büchse in keinen Hof stellt wo Hühner sind – die Racker picken das Talg heraus.

Der zweite Punkt betrifft einen Kugelgießer, um im Feld, und in Ermanglung eines Schmelzlöffels, Blei einzuschmelzen und Kugeln gießen zu können. Einen solchen Schmelzlöffel fabricirt der amerikanische Indianer und weiße Jäger sehr einfach aus Holz. Er haut nämlich aus einem Stück Holz, wie es ihm nun gerade in die Hand fällt, eine Art Schmelzlöffel, mit einem förmlichen Griff zum Anfassen, und schneidet dann mit einem Messer eine Schnauze hinein, damit aus dieser das geschmolzene Blei leicht in die Kugelform laufen könne. Dann wird das Blei in kleine Stücken gehackt, in den hölzernen Löffel gethan, und hierauf mit glühenden Kohlen bedeckt. Nur sehr kurze Zeit braucht man diese zu blasen, und das Blei schmilzt nicht allein, sondern bleibt auch unter der Kohlendecke beim Kugelgießen flüssig. Es ist dies allerdings nur ein Aushülfsmittel, als solches aber auch vorzüglich.

Allgemeine Regeln im Gebrauch der Schießwaffe sind noch folgende:

Nie auf Jemanden im Scherz mit einem Gewehr anzulegen, selbst wenn man die feste Ueberzeugung hat, daß es nicht geladen ist.“

Den Lauf geladen oder ungeladen, stets hoch zu halten; gewöhnt man sich auch mit ungeladenen Gewehren daran, so geschieht später desto weniger ein Unglück, denn dem besten Jäger geht manchmal das Gewehr von selber los.“

Nie mit fremden Gewehren Versuche anzustellen; wenn man auch kein Unglück damit anrichtet – der Eigenthümer hat’s nicht gern.“

Nie die Kugelform zum Zangendienst zu gebrauchen, denn die leiseste Verrückung der beiden Theile macht die später daraus gegossene Kugel schief und unbrauchbar.“



  1. Das Visir ist die kleine, mit einem Einschnitt versehene Stahl- oder Eisenbrücke, die entweder vorn oder inmitten des Laufes, oben darauf angebracht ist, um durch eben den Einschnitt hin das Korn aufzusuchen, das auf das Ziel zu richten, und dadurch das Ziel gut in’s Auge fassen zu können.