Schiller in Kriegsängsten

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Autor: Fr. Hg.
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Titel: Schiller in Kriegsängsten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 432
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[432] Schiller in Kriegsängsten. Der Besitzer des Hauses am Markt in Jena, in welchem Schiller von 1790 bis 1794, ehe er sein eigenes Haus bezog, wohnte, Herr Seilermeister Netz, hat folgende charakteristische Anekdote in der Erinnerung. Bekanntlich entfaltete zu der genannten Zeit die französische Revolution ihre ganzen Schrecken und überschritt in ihren Ausläufern zum Oeftern die deutschen Grenzen. Schiller, der gerade mit Abfassung der Geschichte des dreißigjährigen Krieges sich beschäftigte, hatte keine geringe Furcht vor der Verbreitung dieser Revolution über Deutschland. „Ich zittre,“ schrieb er, der Bürger der französischen Republik, an Freund Körner, „vor diesem Kriege, der mehr und mehr an Ausbreitung gewinnt.“

Mit Bezug darauf machte er eines Tages einen jungen Studenten der Theologie, der mit in seinem Hause wohnte und durch sein gefälliges, bescheidenes Wesen seine Freundschaft erworben hatte, zum Mitwisser eines sehr wichtigen Geheimnisses. „Wenn der Krieg zu ihnen käme, für diesen Fall sei er vorbereitet.“ Er führt den Student in das hinterste Zimmer, hebt daselbst ein paar von ihm zu diesem Zwecke locker gemachte Dielen in die Höhe und zeigt dem Erstaunten ein tiefes Loch. „Hierinnen verberge ich meine Werthsachen, wenn der Krieg zu uns kommen sollte. Da werden sie diese Sansculotten nicht finden.“ Dann fügte er die Dielen langsam wieder ein. So konnte also der Dichter der „Ideale“ auch praktisch sein. Die Sansculotten kamen indeß nicht, aber die Erfindung Schillers sollte sich doch noch bewähren. Schiller ruhte schon anderthalb Jahr im Schooß der Erde, als die Soldaten des gewaltigen Corsen Jena sechs Tage lang plünderten. Erst in neuerer Zeit ist der Versteck in den Dielen entfernt worden.
Fr. Hg.