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seinem Erzieher, dem Grafen Markolini, Einfluß verstattete“. Auch beim Kreuzkirchenbau folgte er nicht kritiklos den Ferberschen Vorschlägen. Er scheute Weitläufigkeiten und Mißgunst des Publikums ebensowenig, wie er dem Rat gegenüber durch Freigabe des Baues Rechte aufgeben wollte. In Xavers Festhalten an einem kostspieligeren aber „schönerem“ Projekt offenbarte sich etwas vom Kunst- und Ruhmsinn seines Großvaters, August des Starken. Für dessen Urenkel stand die Sparsamkeit höher, so stieß er Xavers Beschluß um, so führte er auch sein Land in eine Periode ruhigen Gedeihens. Die Entscheidung war für den Rat erträglich, wohl die günstigste, die er erwarten konnte, und dabei relativ gerecht. Exner ging. Schmidts innere Raumkomposition war gerettet. Während Exners Auftrag zur Obsicht nun endlich auf das gebührende Maß zurückgeführt wurde, mußte Schmidt, obwohl schuldlos, als Opfer vom Bau scheiden.

Ferber gab den Beschluß weiter in Verordnungen ans Geheime Konsil und an den Gouverneur. Johann Georg, Chevalier de Saxe, der als Gouverneur schon unter die älteren Pläne Schmidts seine Vidi gesetzt hatte, erfuhr jetzt, man habe Nachsicht in der Sache walten lassen und die Dispositionen Prinz Xavers geändert, damit der Bau endlich einmal zum ordentlichen Umtriebe komme und dem Rat die Mittel bei dem bereits anfänglich schlecht überdachten Bau nicht noch mehr gekürzt würden. Nach diesem letzten Schriftstück begann für das Kabinett in Sachen des Kreuzkirchenbaues eine lange ungestörte Ruhepause, die kaum unterbrochen wurde durch die pünktlich Monat um Monat ein­treffenden Rapporte Exners über die Zahl der Arbeitsleute und die vermauerten Steine am Bau. Sechs Jahrgänge solcher harmloser Berichte schließen das wichtige Aktenstück, in dem das Ringen um das Schicksal des Kreuzkirchenbaues niedergelegt ist.

Vor versammeltem Rat unter Bormann als consul regens wurde am 25. Juli 1769 dem Ratsbaumeister Johann Georg Schmidt die Verordnung publiziert und ihm bedeutet, beim Fortbau der Kreuzkirche weder als Bau- noch als Zimmermeister zu konkurrieren. Actum in consensu senatus.


4. Die Bauverhandlungen nach Schmidts Tod.
Vorgänge.
1769,  27. Juli. Eigenwillig wird vom Rat mit der Weiterführung des Baues beauftragt.
1775,    März. Der Rat kommt um Approbierung einer Attique nach Eigenwilligs Plan ein.
1776,  April. Der Rat reicht auf Verlangen des Konsils Gutachten von Exner ein und bittet um ein solches der Oberbaukommission.
August. Das Geheime Konsil tritt dem Rat bei.
1777,  Februar. Ferber erstattet Vortrag hierüber. Der Kurfürst will zunächst das Modell sehen.
August. Die Oberbaukommission erhält Auftrag zur Prüfung der Dachfrage.
Dezember.      Sitzung der Oberbaukommission. Vorschläge zur Besserung des Exnerschen Daches.
1778,  Februar. Sitzung der Oberbaukommission. Hölzers verändertes Mansardendach wird angenommen, Eigenwilligs Attique abgelehnt.
März. Der Rat bittet um Genehmigung eines flachen Daches.
Mai. Die Oberbaukommission soll anderweit begutachten, zugleich über die äußeren und inneren Verzierungen.
Juni. Sitzung der Oberbaukommission. Das flache Dach und die Erweiterung der ovalen Lukarne zu Mezzanin-Fenstern wird empfohlen.
Juli. Der Kurfürst tritt diesem Gutachten bei.
1779,  Mai. Sitzung der Oberbaukommission. Hölzers Turm findet Beifall.
1781,  1. Juni. Die Oberbaukommission überschickt die Pläne zum Dach, Turm und Innern.
24. Juni. Vortrag des Kabinettsekretärs F. A. Schmidt.
30. Juni. Der Kurfürst genehmigt Dach und Turm, lehnt aber die Innenrisse ab.
1783,  August. Die Kommission überschickt veränderte Pläne fürs Innere.
September.      Der Kabinettsekretär schlägt größere Einfachheit vor.
15. November.      Die Kommission überschickt vereinfachte Varianten der Innendekoration.
Der Kabinettsekretär läßt von Hölzer brevi manu noch einen simpleren vorlegen.
30. November.      Vortrag Schmidts.
13. Dezember.      Der Kurfürst genehmigt die Innenpläne und verfügt die Auslieferung an den Rat.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/107&oldid=- (Version vom 17.4.2024)