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wirkungsvoller Hintergrund. Links und rechts vom Altar liegen eine Sakristei und eine Beichtstube. Der gesamte Halbkreisabschluß des Mittelsaals dient als Altarplatz. An seinem vorderen Rande stehen zwei Kanzeln, eine als Lesepult. Die Empore für Orgel und Sänger liegt gegenüber. Neben ihr befinden sich zwei weitere Emporentreppen. Die Stiegen im alten Turm bleiben überdies. Die querschiffartige Erweiterung des Innenraumes durch die Vorhallen tritt nur wenig hervor. In ihrer lichten Tiefe entspricht sie der Orgelempore.

Dem ersten Projekt gegenüber ist in dem späteren der Mittelsaal etwa halb so breit als lang, während die Emporentiefe einschließlich der Pfeiler ein Drittel der Saalbreite beträgt. Nach dem Erläuterungsbericht zum zweiten Projekt hatte eine Untersuchung der alten Umfassungsfundamente ergeben, daß diese sehr ungleich tief (5 bis 3, teilweise nur 2 Ellen) und meist aus Pläner und Horzeln hergestellt waren. Die Verbreiterung der Kirche war wohl vor allem durch Schmidts Streben nach mehr zentraler Anordnung angeregt. Die Notwendigkeit neuer Gründungen ließ sie gerechtfertigt erscheinen. Den äußeren Anlaß bot die Besorgnis von Globigs, der alte Turm möchte einstürzen. Die Abstützung seiner durchs Feuer geschwächten Ostseite wurde durch die Verbreiterung der Kirche in vorzüglicher Weise erreicht. Die starken mauerartigen Stirnseiten der Emporen sowie Spannbögen in Fortsetzung der Längsarkaden gestatteten eine wirksamere Abstützung der beiden besonders gefährdeten Turmecken.


Einige Hauptmaße.
Endgültiges Kreuzkirchenprojekt Schmidts.
Größte äußere Länge 62,30 m
Größte äußere Breite 45,60 -
Äußere Höhe bis Oberkante Brüstungsgeschoß 24,40 -
„Attique“ 39,10 m (34 m)
Dach 50,70 m
Höhe des Turmes 107,40 -
Größte Länge des Mittelsaals 40,00 -
Größte Breite des Mittelsaals 21,00 -
Lichte Höhe des Mittelsaals 36,80 m (31 m)
Grundfläche des Mittelsaals 732,00 qm
Grundfläche des gesamten Inneren rund 1420,00 -
Achsenbreite der Längsarkaden 10,20 m
Lichte Höhe der Arkaden 22,10 -
Größter Altarabstand 43,00 -
Größter Kanzelabstand 34,50 -
(Die Klammerwerte gelten für das II. Projekt.)
 
Alte Kreuzkirche.
Länge des Hallenraumes 41,90 m
Breite des Hallenraumes 26,10 -
Lichte Höhe des Hallenraumes 19,20 -
Grundfläche des Hallenraumes 1094,00 qm
Höhe des Turmes 91,80 m
 
Frauenkirche.
Durchmesser des Mittelsaals 23,00 m
Grundfläche des Mittelsaals 415,00 qm
 
Neuer Dom in Berlin.
Durchmesser des Kuppelraumes 33,00 m
Grundfläche des Kuppelraumes 720,00 qm
Vergl. Deutsche Bauzeitung 1905 S. 145.
 
Katholische Hofkirche.
Größte Länge des Mittelsaals 52,36 m
Größte Breite des Mittelsaals 17,56 -
Lichte Höhe des Mittelsaals 32,20 -
Grundfläche des Mittelsaals 853,00 qm
Vergl. H. Stöckhardt, die kath. Hofkirche zu Dresden, Dresden o. I.
Bauwert und Sitzpreis.
Versuch einer Schätzung.
Schmidts Kreuzkirchenprojekt III.
Inhalt bis Oberkante „Attique“ rd. 79 400 cbm zu 25
Inhalt der Turmspitze rund 1 600 - zu 50 -
Baukosten nach heutigem Geldwert 2 070 000 -
Gesamtsitzzahl 4220
Preis für einen Sitz 490
 
Ausgeführte Kreuzkirche vor dem Brand.
Inhalt bis Oberkante Brüstung rund 60 000 cbm zu 25
Inhalt der Turmspitze rund 4 000 - zu 50 -
Baukosten nach heutigem Geldwert 1 600 000
Gesamtsitzzahl nach Merkw. der Kreuzkirche 2810
Preis für einen Sitz 569
Ausbezahlte Brandversicherung 1 250 000 -
(Turm und Umfassungen waren erhalten.)
 
Frauenkirche.
Inhalt einschl. Kuppel rund 73 000 cbm zu 30
Baukosten nach heutigem Geldwert 2 200 000 -
Gesamtsitzzahl nach Bähr (R. A., B. II. 14) 3590
Preis für einen Sitz 613
 
(Kostenberechnung nach Prof. Otzen, Deutsche Bau­zeitung 1904 S. 291. Eine Trennung in Gebäude und Kuppel würde bei Einheitspreisen von 25 und 50  / cbm als Preis für einen Sitz 576  ergeben.)
 

 
Nach „Deutscher Baukalender“ 1906 S.137 rechnet man heute für protestantische Stadtkirchen von 600 bis 1 500 Sitzen bei guter Ausstattung in knappen Formen mit Überwölbung: 17,5 bis 22,5  / cbm und 250 bis 400  für einen Sitzplatz. Beim Neuen Dom in Berlin kostete einschließlich 114 m hoher Kuppel, Seitentürmen und reicher Ausstattung 1 cbm rund 40 .
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/36&oldid=- (Version vom 22.5.2024)