Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 277.jpg

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die entweder der ganzen druckenden Kraft der Luft, oder ihrem Ueberschusse über den Widerstand der inneren proportionieret ist (§. 13. Hydrost.). Welches das andere war.

Anmerkung.

35. Nun werdet ihr die Ursachen begreifen, warum die Glocke an dem Teller so feste hänget, wenn die Luft ausgepumpet wird, daß man sie nicht losreissen kan; warum zwey halbe küpferne Kugeln, wenn man sie zusammengeleget, die Fuge mit ein wenig Unschlitt verschmieret, und die innere Luft heraus gepumpet, so feste zusammenhalten, daß sie auch durch viele Pferde nicht von einander gerissen werden; warum die eckigten Gläser von der äusseren Luft zerdrücket werden, wenn die innere ausgepumpet wird; und warum andere dergleichen Dinge mehr geschehen.

Der 3. Lehrsatz.

36. Wenn in der Torricellianischen Röhre über dem Quecksilber ein wenig Luft bleibet; so wird dasselbe nicht so hoch darinnen stehen, als wenn sie leer ist.

Beweis.

Wenn die innere Luft so dicke ist, wie die äussere; so kan ihre ausdehnende Kraft allein der äusseren die Wage halten. (§. 23. Aër. & §. 13. Hydrost.). Derowegen muß das Quecksilber vermöge seiner Schwere anfangen zu fallen (§. 13. Hydrost.). Indem dieses geschiehet, dehnet sich die eingeschlossene Luft aus (§. 14.), und, da sie dünner wird, nimmet ihre ausdehnende Kraft ab (§. 24.). Da sie nun nicht mehr der veränderten äusseren Luft die Wage halten kan (§. 13. Hydrost.), muß nothwendig etwas von dem Quecksilber zurücke bleiben. W. Z. E.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)