Seite:Anmerkungen übers Theater.pdf/28

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heissen denn nun drey Einheiten, meine Lieben? Ist es nicht die eine, die wir bey allen Gegenständen der Erkenntniß suchen, die eine, die uns den Gesichtspunkt giebt, aus dem wir das Ganze umfangen und überschauen können? Was wollen wir mehr, oder was wollen wir weniger? Ist es den Herren beliebig, sich in dem Verhältniß eines Hauses und eines Tages einzuschränken, in Gottes Namen, behalten Sie Ihre Familienstücke, Miniaturgemählde, und lassen uns unsere Welt. Kommt es Ihnen so sehr auf den Ort an, von dem Sie sich nicht bewegen möchten, um dem Dichter zu folgen: wie denn, daß Sie sich nicht den Ruhepunkt Archimeds wählen: de mihi figere pedem et terram movebo?[WS 1] Welch ein grösser und göttlicher Vergnügen, die Bewegung einer Welt, als eines Hauses? und welche Wohlthat des Genies, Sie auf die Höhe zu führen, wo Sie einer Schlacht mit all ihrem Getümmel, Jammern und Grauen zusehen können, ohne Ihr eigen Leben, Gemüthsruhe, und Behagen hineinzuflechten, ohne auf dieser grausamen Scene Akteur zu seyn. Liebe Herren! was sollen wir mehr thun, daß ihr selig werdet? wie kann mans euch bequemer machen? Nur zuschauen, ruhen und zuschauen, mehr fodern wir nicht, warum wollt ihr denn nicht

auf diesem Stern stehen bleiben, und in die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zitat nach Plutarch, Marcellus 13, 7: „Gib mir einen festen Standpunkt und ich bewege die Welt.“
Empfohlene Zitierweise:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)