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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

fernen Gesang der Freiheit und der Liebe behorchen, während mir die Fesseln der Gefangenschaft tiefe Wunden in Hände und Füsse drüken! – Werd’ oft die frohen Knechte und Mägde auf der Wiesen lachen und scherzen hören, während ich Kunzens Verlust beweine, und er an der Seite einer andern wonnereiche Tage lebt!“ – Ich ward schwermüthiger als zuvor, und sank wieder auf mein von Thränen feuchtes Lager zurük.

Ein neuer Sturm, schrecklicher als alles, was ich zuvor erlitten hatte, zog unterdeß über mir zusammen.

Schnaubend von Zorn stürzte mein Vater in die Kammer. Seine Augen schienen Feuer zu sprühen. „Nun – brüllte er, – nun heillose Dirne! ist dein Geheimniß verrathen! – wie konntest du dich an einen Mann hängen, ohne mir’s zu offenbaren? – Da hab’ ich wohl den Bok zum Gärtner gesetzt. – Das ist mir ein feiner Burghüter, der des Burgherrn Tochter zur Unzucht verführt. – Derb, wart’ er nur – derb will ich ihm

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)