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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

ihr doch so leid, daß sie ihn so schlecht finde, sie hätte doch der Hebamme dringlichst befohlen, ihn so gut als möglich zu machen, sie vermöchte sich dessen wahrhaftig nicht, daß er so schlecht sei, daß ihn Niemand trinken möge, und an der Nidle sollte es doch auch nicht fehlen, sie hätte dieselbe abgenommen, wie sie es sonst nicht alle Tage im Brauch hätte. Was sollte die arme Gotte anders machen, als noch ein Kacheli sich einschenken lassen?

Ungeduldig war schon lange die Hebamme herumgetrippelt und endlich bändigte sie das Wort nicht länger, sondern sagte: Wenn ich dir etwas helfen kann, so sage es nur, ich habe wohl Zeit dazu. „He, pressire doch nicht“, sagte die Frau. Die arme Gotte aber, die rauchte wie ein Dampfkessel, verstand den Wink, versorgte den heißen Kaffee so schnell als möglich, und sagte zwischen den Absätzen, zu denen der glühende Trank sie zwang: „Ich wäre schon lange z’weg, wenn ich nicht mehr hätte nehmen müssen, als ich hinunter bringen kann, aber ich komme jetzt.“ Sie stund auf, packte die Säcklein aus, übergab Züpfe, Kleidung, Einband, ein blanker Neuthaler eingewickelt in den schön gemahlten Taufspruch, und machte manche Entschuldigung, daß alles nicht besser sei. Darein aber redete die Hausmutter mit manchem Ausruf, wie das keine Art und Gattung hätte, sich so zu verköstigen, wie man es fast nicht nehmen dürfte, und wenn man das gewußt hätte, so hätte man sie gar nicht ansprechen dürfen.

Nun ging auch das Mädchen an sein Werk, verbeiständet von der Hebamme und der Hausfrau, und wendete das Möglichste an, eine schöne Gotte zu sein von Schuh und Strümpfen an, bis hinauf zum Kränzchen auf der kostbaren Spitzenkappe. Die Sache ging

Empfohlene Zitierweise:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)