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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

Menschen. Dem ganzen Thale hätten sie vielleicht helfen können, wenn sie das Herz am rechten Orte gehabt hätten. Da begannen die Männer sich zu entschuldigen. Sie sagten nicht, daß es sich mit dem Teufel nicht spaßen lasse, daß, wer ihm ein Ohr leihe, bald den ganzen Kopf ihm geben müsse, sondern sie redeten von des Grünen schrecklicher Gestalt, seinem Flammenbarte, der feurigen Feder auf seinem Hute, einem Schloßthurm gleich, und dem schrecklichen Schwefelgeruch, den sie nicht hätten ertragen mögen. Christinens Mann aber, der gewöhnt worden war, daß sein Wort erst durch die Zustimmung seiner Frau Kraft erhielt, sagte: sie sollten nur seine Frau fragen, die könne ihnen sagen, ob es Jemand hätte aushalten mögen, und daß die ein kuraschirtes Weib sei, wüßten Alle. Da sahen alle nach Christine sich um, aber Keiner sah sie. Es hatte Jeder nur an seine Rettung gedacht, und an Andere nicht, und wie jetzt Jeder am Trockenen saß, so meinte er, die Andern säßen eben so. Jetzt erst fiel Allen bei, daß sie Christine seit jenem schrecklichen Augenblicke nicht mehr gesehen, und ins Haus war sie nicht gekommen. Da begann der Mann zu jammern und alle Andern mit ihm, denn es ward ihnen Allen, als ob Christine allein zu helfen wüßte. Plötzlich ging die Thüre auf und Christine stand mitten unter ihnen, ihre Haare trieften, roth waren ihre Wangen und ihre Augen brannten noch dunkler als sonst in unheimlichem Feuer. Eine Theilnahme, derer Christine sonst nicht gewohnt war, empfieng sie, und Jeder wollte ihr erzählen, was man gedacht und gesagt, und wie man Kummer um sie gehabt. Christine sah bald, was Alles zu bedeuten hatte und verbarg ihre innere Glut hinter spöttische Worte, warf den

Empfohlene Zitierweise:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)