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die ältere Literatur antiquiert erscheint. Ich nenne: P. Corßen, Monarchianische Prologe zu den vier Evangelien 1896. — A. Harnack, die Chronologie der altchristl. Literatur I 1897 320-381. 656-680. — P. Corßen, warum ist d. vierte Evangelium für ein Werk des Apostels Johannes erklärt worden? Ztschr. f. neut. Wissensch. II 1900, 202ff; Die Töchter des Philippus, ebend. 289ff. — Th. Zahn, Forschungen zur Gesch. des Kanons VI 1900: Apostel und Apostelschüler in der Provinz Asien. — J. Weiß, das älteste Evangelium 1903. — F. L. Gutjahr, die Glaubwürdigkeit des irenäischen Zeugnisses über die Abfassung des vierten kanonischen Evangeliums 1904. — E. Schwartz, über den Tod der Söhne Zebedäi. Ein Beitrag zur Geschichte des Johannesevangeliums. Sonderdruck aus Abhandl. d. Gött. Gesellsch. d. Wissensch. N. F. VII 5. 1904. — J. Weiß, die Offenbarung des Johannes 1904. 155-164. — W. P. Badham, American Journ. of Theol. 1899, 729ff.; 1903, 539ff. — P. W. Schmiedel, Art. „John“ in Encyclopaeodia Biblica II 2503ff. — Bakon, Hibbert Journal. 1904, 323ff. — Für weitere Details der Untersuchung verweise ich auf meinen Artikel: Der Verfasser des Johannesevangeliums, Theol. Rundsch. VIII 1905, 225-244. 277-295. — Die Ausführungen von A. Hilgenfeld, der kleinasiatische Johannes und W. Bousset, Z. w. Th. XLVIII 1905, S. 560-567, vgl. auch ebendort S. 527ff., — und C. Clemen, the sojourn of the apostle John at Ephesus, American Journal of Theol. VIII 1905, 643-676 geben mir zu Änderungen im folgenden keinen Anlaß.

I. Der Verfasser der Apk nennt sich selbst 1,4.9; 22,8 Johannes. Wer war dieser Johannes? Er bezeichnet sich nicht als Apostel, sondern als Knecht Christi, Bruder und Genosse der Gemeinde. Doch ist diese Selbstbezeichnung an sich kaum ein Zeugnis gegen den Apostelrang des Verfassers. Dagegen könnte — die Einheit der Schrift einmal vorausgesetzt — eher sprechen, daß der Verfasser (21,14) so ganz fremd von den zwölf Aposteln des Lammes spricht. Noch mehr spricht dagegen, daß der Apokalyptiker in erster Linie Prophet sein will und seine Würde als Prophet sehr stark betont (vgl. Abschnitt V). Schließlich wäre ja auch noch die Frage zu erörtern, ob der Selbstanspruch der Apk berechtigt ist, oder ob nicht auch sie, wie alle apokalyptischen Schriften, unter das Gesetz der Pseudonymität fällt. Doch kann von dieser hier noch nicht zu entscheidenden Frage ganz unabhängig die andre untersucht werden, die uns hier vor allem interessiert: Wer war der Johannes, von dem die Apk geschrieben sein will? Die Frage läßt sich noch etwas bestimmter umgrenzen. Die Apk ist als Ganzes betrachtet eine Schrift, deren Heimat die Provinz Asien ist. Der Johannes, der hier ohne weitere Bestimmung genannt wird, oder sich nennt, muß eine Persönlichkeit der kleinasiatischen Kirchenprovinz von hoher Autorität gewesen sein. Die Sendschreiben zeugen deutlich und bestimmt genug von einem Johannes, der in Kleinasien eine solche Stellung einnahm, daß wenn nur der Name Johannes genannt wurde, kein Zweifel darüber entstehen konnte, wer damit gemeint sei. Wer war dieser kleinasiatische Johannes? Bei dem Versuch diese Frage zu beantworten, beginnen wir mit einer Negation.

II. Denn es läßt sich nun m. E. das Eine jetzt mit unsern Mitteln beweisen, daß der Apokalyptiker Johannes, wir können auch sagen der kleinasiatische Johannes, nicht der Apostel Johannes, der Sohn des Zebedaeus, gewesen ist. Wir haben hier in erster Linie das entscheidende Zeugnis des Papias zu respektieren. Das hier in Betracht kommende Papiasfragment

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 035. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S035.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)