Seite:Dante Prosa 113.gif

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Daher scheint Italien allein nicht weniger als vierzehn verschiedene Sprachen zu haben, welche Volkssprachen alle wieder in sich verschieden sind, nämlich in Tuscien die Sienesen und Aretiner, in der Lombardei die Ferraresen und Placentiner, ja in derselben Stadt finden wir einige Verschiedenheit, wie wir in dem unmittelbar vorhergehenden Kapitel behauptet haben; wenn wir daher die Veränderungen erster, zweiter und dritter Klasse der Volkssprache in Italien in Rechnung bringen wollen, so möchten wir wohl in diesem so kleinen Winkel der Welt nicht blos auf eine tausendfache Veränderung der Sprache kommen, sondern noch darüber hinaus.





Elftes Kapitel.
Es wird gezeigt, daß einige in Italien eine häßliche und schmucklose Sprache haben.


Da die lateinische Volkssprache in vielen Veränderungen mistönt, wollen wir die zierlichere und edle Sprache Italiens aufsuchen, und um einen durchsichtigen Pfad für unsern Weg zu gewinnen, wollen wir zuerst die verwachsenen Gesträuche und Dornen ausreuten aus dem Walde. Sowie nun die Römer glauben, daß sie Allen vorgezogen werden müssen, wollen wir auch bei dieser Ausmerzung oder Aussonderung nicht mit Unrecht sie Allen voranstellen, indem wir betheuern, daß sie bei der Betrachtung der Volksberedtheit gar nicht in Betracht kommen. Wir sagen demnach, daß die Sprache der Römer nicht eine Volkssprache, sondern vielmehr von allen Volkssprachen der Italer das häßlichste Kauderwelsch sei, und das ist nicht zu verwundern, da sie auch an

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Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_113.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)