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Männchen sehr verschieden sind, während die Weibchen, nach der Beschreibung von Mr. Sclater in einem äusserst interessanten Aufsatze, einander ausserordentlich ähnlich sind und hierdurch ein vorzügliches Beispiel der allgemeinen Regel darbieten, dass innerhalb einer und derselben Gruppe die Männchen viel mehr von einander verschieden sind als die Weibchen. In einer zweiten Art (C. nudicollis) ist das Männchen gleichfalls schneeweiss mit Ausnahme eines grossen Fleckes nackter Haut an der Kehle und rund um die Augen, welcher während der Paarungszeit von schöner grüner Farbe ist. In einer dritten Art (C. tricarunculatus) sind nur der Kopf und Hals des Männchens weiss, der übrige Körper ist kastanienbraun; auch ist das Männchen dieser Species mit drei fadenförmigen Vorsprüngen versehen, welche halb so lang als der Körper sind und von denen der eine von der Basis des Schnabels und die beiden andern von den Mundwinkeln entspringen.[1]

Das gefärbte Gefieder und gewisse andere Ornamente der Männchen im erwachsenen Zustande werden entweder für das Leben beibehalten oder periodisch während des Sommers und der Paarungszeit erneuert. Um diese Zeit wechseln der Schnabel und die nackte Haut um den Kopf häufig ihre Farben, wie es der Fall ist bei einigen Reihern, Ibissen, Möven, einem der eben erwähnten Glöckner u. s. w. Bei dem weissen Ibis werden die Wangen, die ausdehnbare Haut der Kehle und der basale Theil des Schnabels carmoisinroth.[2] Bei einer der Rallen (Gallicrex cristatus) entwickelt sich während derselben Zeit eine grosse rothe Carunkel am Kopfe des Männchens. Dasselbe ist mit einem dünnen hornigen Kamme auf dem Schnabel eines Pelikans (P. erythrorhynchus) der Fall; denn nach der Paarungszeit werden diese Hornkämme abgeworfen wie die Hörner von den Köpfen der Hirsche; und das Ufer einer Insel in einem See in Nevada fand man mit diesen merkwürdigen Resten ganz bedeckt.[3]

Veränderungen der Farbe im Gefieder je nach der Jahreszeit hängen erstens von einer doppelten jährlichen Mauserung, zweitens von einer wirklichen Veränderung der Farbe in den Federn selbst und



  1. Sclater, in: The Intellectual Observer, Jan. 1867. Waterton’s Wanderings, p. 118. s. auch den interessanten Aufsatz von Salvin, mit einer Tafel, in: Ibis, 1865, p. 90.
  2. Land and Water, 1867, p. 394.
  3. D. G. Elliot, in: Proceed. Zoolog. Soc. 1869, p. 589.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/86&oldid=- (Version vom 31.7.2018)