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seinem Körper in die Höhe, denn er steht vor dem Weibchen und hat zu derselben Zeit seine lebhaft gefärbte blaue Kehle und Brust zu zeigen. Aber die Brust des Polyplectron ist dunkel gefärbt und die Augenflecke sind nicht auf die Schwanzfedern beschränkt. In Folge dessen steht das Polyplectron nicht vor dem Weibchen, sondern es richtet seine Schwanzfedern etwas schräg auf und breitet sie in dieser Richtung aus, wobei es auf derselben Seite auch den Flügel ausbreitet und den der entgegengesetzten Seite erhebt. In dieser Stellung sind vor den Augen des bewundernden Weibchens die Augenflecke über den ganzen Körper in einer grossen flitternden Fläche entwickelt. Auf welche Seite sich auch das Weibchen wenden mag, die ausgebreiteten Flügel und der schräg gehaltene Schwanz werden nach ihm hin gedreht. Der männliche Tragopan-Fasan handelt fast in derselben Weise; denn er richtet die Federn seines Körpers in die Höhe, wenn auch nicht gerade den Flügel selbst, und zwar auf der Seite, welche der entgegengesetzt ist, wo das Weibchen sich findet, und welche daher sonst nicht gesehen würde, so dass fast alle die schön gefleckten Federn zu einer und derselben Zeit gezeigt werden.

Der Argusfasan bietet einen noch viel merkwürdigeren Fall dar. Die ungeheuer entwickelten Schwungfedern zweiter Ordnung, welche auf das Männchen beschränkt sind, sind mit einer Reihe von zwanzig bis dreiundzwanzig Augenflecken verziert, jeder über einen Zoll im Durchmesser haltend. Diese Federn sind auch elegant mit schrägen dunklen Streifen und Reihen von Flecken gezeichnet, ähnlich denen an der Haut des Tigers und eines Leoparden in Verbindung. Diese schönen Zierathen sind verborgen, bis sich das Männchen vor dem Weibchen sehen lässt. Es richtet dann seinen Schwanz auf und breitet seine Schwungfedern zu einem grossen, beinahe aufrechten kreisförmigen Fächer oder Schild aus, welcher vor dem Körper gehalten wird. Der Hals und Kopf werden auf einer Seite gehalten, so dass sie vom Fächer verdeckt sind; um aber das Weibchen, vor welchem er paradirt, zu sehen, steckt der Vogel zuweilen seinen Kopf (wie Mr. Bartlett beobachtet hat) zwischen zweien seiner langen Schwungfedern durch und bietet dann einen grotesken Anblick dar. Im Naturzustande muss dies bei diesem Vogel eine häufig geübte Gewohnheit sein; denn als Mr. Bartlett und sein Sohn mehrere aus Indien geschickte vollkommene Bälge untersuchten, fanden sie eine Stelle zwischen zwei solchen Federn, die bedeutend berieben war, als wenn hier der Kopf


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)