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„Laß den alten Narren und ebenso seinen Gehilfen aus dem Spiel!“ sagte er geringschätzig. „Hier handelt es sich nur um das Mädchen. Und die ist eine Zauberin – muß es sein, muß! Denn mich, den kaltblütigen, zielbewußten Menschen, mit einem Schlage so vollkommen aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen, das geht nicht mit rechten Dingen zu.“

Die letzte Bemerkung hatte mein Freund offenbar etwas sehr voreilig hingesprochen. Im Gegenteil – meiner Ansicht nach war es sogar sehr leicht zu verstehen, daß ein Mann sich in die schlanke, phantastisch aber peinlich sauber gekleidete, glutäugige Indierin verlieben konnte. Hatte das Mädchen mit ihren dunklen, unergründlichen Augen, deren Ausdruck beständig von ungezügelter Wildheit bis zur weichsten Träumerei wechselte, doch auch auf mich einen eigenartigen Reiz ausgeübt.

Ohne Scheu gestand Erich mir nun ein, daß ihn am vergangenen Abend sofort beim ersten Anblick des braunen Mädchens ein seltsames Gefühl von Unruhe überkommen hatte, über dessen eigentliche Bedeutung er sich zunächst selbst nicht klarzuwerden vermochte. Daher war er auch so schweigsam neben mir nach Hause geritten. Und in einer schlaflos verbrachten Nacht hatte er dann erkannt, daß ihn eine unbezwingliche Sehnsucht zu der Indierin hinzog, eine Sehnsucht, die sich selbst durch die angestrengteste Tätigkeit am Tage darauf nicht betäuben ließ, und der er dann abends willenlos nachgab, indem er wieder nach dem Dorfe Goldari

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/50&oldid=- (Version vom 30.6.2018)