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nicht, falls hier wirklich einmal zufällig ein Schiff landen sollte, der Eindruck hervorgerufen wird, die Insel sei bewohnt oder diene sonstwie besonderen Zwecken.“

Liau-Tse, der zwar ein sehr kräftiger Bursche, aber geistig auch ebenso harmlos war, machte ein sehr erstauntes Gesicht.

„Gut, Master Kapitän, sehr gut!“ meinte er. „Ihr habt recht. Es hätte keinen Zweck für Euch gehabt, sich an mir zu vergreifen.“

Trotz dieser Einsicht blieb jedoch hinsichtlich der Behandlung Bergers alles beim Alten, das heißt, zeitweise mußte er doch wieder die Zelle beziehen, und der Chinese zeigte ihm auch nicht den geheimen Ausgang aus der Höhle, der sehr versteckt liegen mußte, ebensowenig wie er ihm gestattete in einen durch eine Mauer mit einer Eisentür abgeteilten Nebenraum der Grotte einzudringen, der anscheinend einen Zugang vom Kanale aus besaß, da man die Wasser sehr deutlich rauschen hörte, wenn man dicht vor der Eisentür stand.

So vergingen zwei Wochen. Die Dschunke erschien nicht wieder. Liau-Tse erklärte, daß die „Drachenblume“, die nebenbei noch ein halbes Dutzend andere Namen ganz nach Bedarf führte, für gewöhnlich ein harmloser Kauffahrer sei, mit dem Kiato ganz ehrliche Geschäfte betriebe.

Dann ereignete sich an einem Vormittag etwas, das Bergers Verhältnis zu dem Chinesen mit einem Schlage vollständig änderte.

Es war gegen neun Uhr morgens. Der Kapitän hatte sich gerade von seinem Lager erhoben und trat jetzt an das natürliche Zellenfenster.

Plötzlich zuckte er zusammen. Fast stieren Blickes schaute er den Kanal nach Osten zu hinunter. Dort hing dicht hinter einem Strudel von gewaltiger Stärke ein Segelboot, – ein gedeckter Kutter, auf einem verborgenen

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Piratennest auf Neu-Helgoland. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Piratennest_auf_Neu-Helgoland.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)