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dem klugen, aber auch ebenso verbrecherischen Hirne Kiatos entstammte.

Eine breite Spalte der Felswand, die in einen ganz engen Abgrund ursprünglich mündete, war an der Südostseite des Gewölbes mit Hilfe einer aus drei Teilen zusammengesetzten Steintür so verschlossen worden, daß der für die in sechs mächtigen Angeln drehbare Tür benutzte Fels sich von der Umgebung auch nicht im geringsten abhob.

In den dahinter liegenden Abgrund wieder war eine Steintreppe einbaut worden, während die Öffnung des engen Schlundes geschickt durch Felsstücke überdacht worden war, – bis auf eine ebenfalls aus einem flachen Steine hergestellte Falltür, durch die man von außen auf die Treppe gelangte.

Diese ganze Einrichtung war so sorgfältig gearbeitet, daß ein Uneingeweihter sie nie entdecken konnte, selbst durch einen Zufall wohl kaum. Wäre der Ingenieur nicht auf den Gedanken gekommen, durch Hunger einem seiner Gefangenen die Zunge zu lösen, so hätten weder die drei in dem Tale hausenden, noch die in das Gewölbe eingeschlossenen Deutschen zueinander gelangen können.

Das Wiedersehen zwischen dem Kapitän und seinem Töchterchen war ein so rührendes, daß es Gnuffke und Reuter ganz weich ums Herz wurde. Die kleine Herta vergoß reichlich Tränen. Aber das Lächeln auf ihrem leicht gebräuntem, frischen Gesichtchen und das Strahlen ihrer Augen verrieten, daß es nur Freudentränen waren, die ihre Wangen netzten.

Auf des Ingenieurs Vorschlag wurden die beiden Chinesen dann in derselben Zelle unterbracht, in die erst Berger und dann auch der junge Offizier eingeschlossen gewesen war. Weiterhin wurde bei einer Beratung, die die drei Männer abhielten, der Entschluß gefaßt, auf Neu-Helgoland (diesen Namen hatte Hans Berger der Grotten-Insel gegeben, weil sie eine ähnliche

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W. Belka: Das Piratennest auf Neu-Helgoland. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Piratennest_auf_Neu-Helgoland.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)