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Der Kamerad empfängt mich mit der trockenen Bemerkung, daß auch die beiden Verwundeten inzwischen hinüber sind. „… Die vier im Kahn waren tot … Der eine hatte drei Schüsse. Das Wurfmesser, Olaf, das über deinem Bett in der Wand steckt, rechtfertigt dieses Blutbad … Trotzdem: arme Kerle! Verführt durch den, der unseren Alten marterte.“

Wir behalten die Umgebung dauernd im Auge. Kehren auf den Torstensen zurück und lichten die Anker, wechseln den Liegeplatz. Mitten in der Bucht sind wir sicherer.

Die Sonne lacht heiter auf uns herab, als wir Körper und Geist, die an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind, auf der Großluke sitzend durch ein derbes Frühstück und pechschwarzen Kaffee und Kognak anfeuern. – „Wenn die Jörnsens bis mittag nicht wieder da sind, suchen wir sie, Olaf …“

„Und jetzt legst du dich nieder – auf jeden Fall! Schau’ mal in den Spiegel! Quittengelb bist du, und die Ränder um die Augen sollten dich gleichfalls warnen.“ –

Er ist verständig genug zu gehorchen. Nach drei Stunden, um zehn, will ich ihn wecken. Er verschwindet in der Back.

In meinem Blut arbeitet der Alkohol. Trügerische Frische macht mir die Augen blank. Ich steige in die Heckkajüte hinab. Will einmal nachsehen, ob dort irgend etwas auf einen Überfall hindeutet. Aber die Kojen des Ehepaares sind unberührt. Die Decken liegen glatt, und es fehlen zwei Büchsen und zwei Pistolen. Es wird schon so sein: die drei Patagonier haben die beiden abgeholt – in aller Stille …

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/157&oldid=- (Version vom 31.7.2018)