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also offenbar Geld erpressen. Anderseits wird diese meine Vermutung wieder dadurch widerlegt, daß vorher das Wort „Briefe“ von seiner Seite gefallen war. – Es tut mir leid, Kamerad, aber ich vermag über diesen Punkt wirklich nichts mehr anzugeben.“

Wir waren mit dem Essen fertig. Boche Boche drängte zum Aufbruch. „Wir müssen das sonnige Wetter und den günstigen Wind ausnutzen … Nachts kann es schon wieder stürmen, und dann sind diese Kanäle draußen vielleicht die Hölle …“

Die Anker gingen hoch. Der Schlußtrunk der Mahlzeit, Kognak, ein ganzer Becher, hatte uns zu Riesen gemacht.

Den Kahn der Feuerländer im Schlepp, verließen wir die Bucht. Es war heiß, und jeder Luftzug war eingeschlafen. Neugierige Robben glotzten uns nach. Eine Fischotter, in diesen Gewässern überaus häufig anzutreffen, kreuzte mit einem Riesenlachs im Maule unseren Kurs. Des Kameraden Hoffnungsfreudigkeit hatte mich angesteckt. Wir wären auch ohne Kognak in gehobener Stimmung gewesen. So umrundeten wir die Insel zunächst nach Nordost in halber Fahrt. In jede noch so kleine Bucht liefen wir ein. Riffe bedrohten uns. Wir mußten dauernd auf der Hut sein, daß wir nicht Schiffbruch erlitten. Boche Boche steuerte, und ich stand vorn und prüfte das Fahrwasser. Trotz der Windstille machten sich die unheilvollen, unberechenbaren Strömungen überall bemerkbar. Unsere gehobene Stimmung ging allmählich in erwartungsvolle Nervosität über, denn die Nordostseite der Insel war eine Enttäuschung. Aber nach Nordost lagen noch zwei andere Inseln, nur durch schmale Kanäle getrennt, – Inseln,

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/173&oldid=- (Version vom 31.7.2018)