Seite:Das tote Hirn.pdf/44

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
5. Kapitel.
Jörnsen lüftet ein wenig die Maske.

„Ein Saufraß, den die dreckige Vettel zusammenkocht,“ sagte mein Kamerad drei Tage später, als der Torstensen bereits auf den langen Wogen des Atlantik schaukelte, Kurs Nordwest. „Keine Ahnung hat sie vom Kochen! Der Raum unter uns ist vollgepfropft mit bestem Proviant, und das Weib pantscht uns hier etwas zurecht, das ich nicht mal meinem Hunde vorgesetzt hätte.“

Wir waren schon am ersten Tage in die vordere, noch kleinere Kajüte umquartiert worden. Achtern hauste das Ehepaar Jörnsen.

Boche Boche saß auf seinem schmalen Bett, löffelte trotz seiner gereizten Reden den allerdings undefinierbaren Saufraß mit bestem Appetit. „Hattest du denn einmal einen Hund?“ fragte ich, an seine letzte Bemerkung anknüpfend. Es geschah häufiger, daß ihm derartige Andeutungen über seine Vergangenheit unbewußt über die Lippen kamen. Wenn ich dann näher nachforschte, ob sich diese Andeutungen nicht vielleicht zu einem klaren Erinnerungsbild umformen ließen, versagte sein Gedächtnis regelmäßig. Solche Bemerkungen waren lediglich wie ein schwaches Wetterleuchten ferner dunkler Eindrücke von einst. Auch jetzt schaute er mit zusammengekniffenen Augen vor sich hin und spannte die Haut über den Backenknochen straff, so sehr mühte er sich ab, die Fesseln zu sprengen, die ein gewisses Zentrum seines Hirns eingeengt hielten. „Einen Hund …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/44&oldid=- (Version vom 31.7.2018)