Seite:Das tote Hirn.pdf/54

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wie in jenen Wochen hatte ich bis dahin in meinem ganzen Leben noch nicht gelesen. Das Überraschende war, daß die Bibliothek Jörnsens unerschöpflich schien. Und doch ist es für einen gebildeten und an Sport und andere körperliche Bewegung und besonders an schaffende geistige Tätigkeit gewöhnten Menschen unmöglich, tagaus tagein lediglich Bücher zu verschlingen, nur damit die Zeit irgendwie ausgefüllt werde. So hatten denn Boche Boche und ich uns ein geregeltes Tagesprogramm geschaffen, bei dem Freiübungen, Boxen und Scheibenschießen mindestens vier Stunden ausfüllten.

Scheibenschießen …

Gewiß, die Damenpistole, die meine Retterin mir damals nachts übergeben hatte, lag auf dem Grunde des Atlantik. Aber eine gelegentliche Bemerkung dem Alten gegenüber, wie gern wir mal zum Zeitvertreib nach der Scheibe schießen würden, brachte uns in den Besitz von zwei tadellosen neuen Repetierbüchsen, Modell Sniders, neunschüssig, Kaliber sieben, und auch ein paar Pakete Patronen wurden uns anvertraut. – Es unterlag keinem Zweifel, daß der Kutter noch mehr Waffen und Munition in einem guten Versteck an Bord hatte. Bei der Zollkontrolle in Panama war ja der Torstensen aufs allergenaueste durchschnüffelt worden, denn den Herren Yankees dort wollte es durchaus nicht einleuchten, daß ein schwedischer Fischer nur zum Vergnügen ein Viertel der Weltmeere durchkreuzt hatte und sogar noch weiter wollte. Die Schiffspapiere waren jedoch in Ordnung, und Boche Boche und ich galten eben als unterwegs aufgelesene Schiffbrüchige. Verdächtig waren wir den Zöllnern

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)