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„Abelsen, du wirst meine Frau an Land begleiten. Sie hat verschiedenes einzukaufen.“

Frau Helga Jörnsen hatte sich für den Besuch der Stadt auf ihre Art herausgeputzt und sich ausnahmsweise mal gewaschen. Unbegreiflich, daß Jörnsen sie sonst immer als Schmierlappen umherlaufen ließ.

Sie glich jetzt einer Vogelscheuche, und der große braune Leberfleck, den sie links am Kinn hatte und der sich bis zur Nase hinaufzog, trat nun erst so recht deutlich hervor, ebenso die häßliche Nase mit den Pferdenüstern und die aufgeworfene Oberlippe, die die ungepflegten Zähne sehen ließ. Auch die Brille mit dem dick umwickelten Steg fehlte nicht. Frau Helga war abschreckend – auch mit dem schwarzen Strohhut mit grünen Seidenblumen und mit dem hellen Staubmantel.

Als Boche Boche ihr ins Boot half – er sollte uns an Land rudern – konnte er sich eine spöttische Bemerkung doch nicht verkneifen. Das Weib schaute ihn nur wieder so merkwürdig an und schwieg. Ich wurde aus diesem Blick nicht recht klug, den ich nun ja schon verschiedentlich beobachtet hatte.

Iquique hat ein paar ganz moderne Läden. Und – was kaufte die Alte nach langem Wählen und Feilschen? Sie schien mit einem Male eitel geworden zu sein: Einen weißen Damenstrohhut mit hellblauem Seidenband, eine hellblaue Seidenbluse und einen weißen Leinenrock, Unterwäsche, Schuhe, Seidenstrümpfe und einen … roten eleganten Sonnenschirm.

Ich war nachher wie ein Packesel mit Kartons beladen, und noch mehr ärgerte ich mich darüber,

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/58&oldid=- (Version vom 31.7.2018)